

Timo Züst
Durch den Rosenbergtunnel zwängen sich pro Tag 80’000 Fahrzeuge. Diese Menge bringt das System an die Belastungsgrenze. Ein Zwischenfall und sofort herrscht Stau. Auf der Autobahn und in der ganzen Stadt. Dieses Problem soll mit einem Generationenprojekt behoben werden. Für Teufen sind das „good news“. Denn Teil der „Engpassbeseitigung St. Gallen“ ist auch der Liebegg-Tunnel.
Die Probleme sind bekannt: Die Stadtautobahn St. Gallen ist überlastet. Die Folge sind häufige Staus, die bereits durch kleine Zwischenfälle verursacht werden können. Kommt es aber zu einem Unfall während der Stosszeiten, stehen Autofahrerinnen und Autofahrer oft über eine Stunde. Auf der Autobahn und in der Stadt. Auch ausserhalb der Autobahn ist die Situation unbefriedigend. Das grosse Verkehrsaufkommen rund um den Autobahnzubringer belastet die Wohnquartiere und führt zu Rückstaus. Ein gutes Beispiel dafür ist die Teufnerstrasse.
Die Lösung: Neu ist der Ansatz „Zubringer Güterbahnhof“ nicht. Bereits im Jahr 2014 wurde die Idee einer „Teilspange mit Liebegg-Anschluss“ öffentlich gemacht. Zwei Jahre später verwarfen die betroffenen St. Galler Quartiere dann die „Güterbahnhof-Initiative“. Damit stand der weiteren Planung der Variante Zubringer Güterbahnhof nichts im Weg. Und genau das haben das Bundesamt für Strassen (ASTRA), die Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden sowie die Gemeinden Stadt St. Gallen und Teufen in den letzten paar Jahren auch getan. Heute präsentierten sie an einer Medienkonferenz geschlossen den Stand der Dinge. Hier nun eine kurze Zusammenfassung.
Status Quo
„Die Planung eines solchen Autobahnzubringers mit flankierenden Massnahmen dauert gut 20 Jahre“, sagte der St. Galler Regierungsrat (Vorsteher Baudepartement) Marc Mächler heute Vormittag. Anlass für die Medienkonferenz war der Abschluss der Erarbeitung der Bestvariante für den Zubringer Güterbahnhof. Seit der Präsentation der Idee im Jahr 2014 wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse verschiedener Varianten durchgeführt – mit allen beteiligten Partnern. „Jetzt können wir sagen, dass es sich wirklich um die Bestvariante handelt“, so Mächler. Ganz wichtig dabei: Auch das ASTRA unterstützt die Lösung. Dessen Einwilligung ist eine Grundvoraussetzung.
Die Zeitachse
Die Engpassbeseitigung St. Gallen wurde vom ASTRA dem Realisierungshorizont 2030 zugeteilt. Das bedeutet: Im Idealfall wird 2031 mit den Bauarbeiten begonnen. Das bezeichnet ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger allerdings als den frühesten Termin. Davor gilt es noch die Genehmigung des generelles Projekts (ca. 2025) und die Auflage (ca. 2028) abzuhaken. Würde dieser Zeitplan eingehalten, könnte die Inbetriebnahme möglicherweise bereits im Jahr 2040 erfolgen.

Die Elemente
Im Grundsatz unterscheidet sich die vorliegende Variante nicht von jener, die seit dem Jahr 2014 im Gespräch ist. Hier trotzdem nochmal eine kurze Übersicht.
Dritte Röhre: Der Rosenbergtunnel erhält eine dritte Röhre. Das soll einerseits den Verkehrsfluss verbessern und andererseits spätere Sanierungen vereinfachen.
PUN: Die permanente Pannenstreifenumnutzung zwischen den Autobahnausfahrten St. Fiden und Neudorf soll ebenfalls die Kapazität der Stadtautobahn erhöhen.
Tunnel Feldli (früher Teilspange): Dieser rund 1,5 Kilometer lange Tunnel besteht aus zwei Röhren mit je zwei Fahrspuren (neu gegenüber 2014). Er bildet den neuen, unterirdischen Autobahnzubringer.
Unterirdischer Kreisel: Dieser Kreisel war einer der kritischen Diskussionspunkte. Denn das ASTRA setzt so etwas sehr selten um. Man habe sich aber darauf geeinigt, dass dies in einem urbanen Gebiet (Nutzung des Güterbahnhofs) die beste Lösung sei. Hier können Autofahrer entweder über die Geltenwilen- und die Oberstrasse in die Stadt oder weiter durch den Liebegg-Tunnel in Richtung AR abfahren.
Liebegg-Tunnel: Dieses Tunnel besteht aus einer Röhre, in welcher der Verkehr in beide Richtungen geführt wird. Er mündet vor der Lustmühle in die Teufner- bzw. Hauptstrasse.
Die Kosten
Den Grossteil der Kosten trägt der Bund. Sein Anteil beträgt 1,144 Milliarden Franken. Um das etwas einzuordnen: Laut Röthlisberger arbeitet das ASTRA derzeit an rund 800 Projekten mit kumulierten Kosten von rund 50 Milliarden Franken. Der Grund für die grosse Beteiligung des Bundes ist die offensichtliche Überlastung der städtischen Autobahn. Konkret wird der Bund die dritte Röhre des Rosenbergtunnels, den Zubringer Güterbahnhof (Tunnel Feldli plus Kreisel) und die permanente Pannenstreifenumnutzung zwischen St. Fiden und Neudorf bezahlen. Die Region muss demnach nur noch die finanzielle Belastung für die Anschlüsse an die Stadt und den Tunnel Liebegg stemmen. Kostenpunkt: 150 bis 200 Millionen Franken. Für den Kostenverteiler hat man sich auf das Territorialprinzip geeinigt. Den Mammut-Anteil wird deshalb der Kanton St. Gallen übernehmen, gefolgt von der Stadt und dem Kanton AR.
Was sagt Teufen?
„Wir unterstützen dieses Projekt vollumfänglich“, sagte Gemeindepräsident Reto Altherr nach der Medienkonferenz. Für Teufen hätte dieser neue Autobahnzubringer – insbesondere der Liebegg-Tunnel – nur Vorteile. Der Autobahnanschluss würde näher rücken und der Stau auf der Teufnerstrasse würde massiv verringert. Und zwar würde die Tunneleinfahrt auf Teufner Boden in die bestehende Strasse münden, die Kostenbeteiligung der Gemeinde ist nach aktuellem Wissensstand aber gut vertretbar. Das meiste bezahlen Bund, Kantone und Stadt. Ausserdem: „Dann könnte auch endlich eine gute Lösung für den Langsamverkehr, sprich die Velos, gefunden werden“, so Reto Altherr.
[grauer-kasten titel=“Die Schweizer Mobilität“ text=“Zu Beginn der Medienkonferenz gab ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger einige interessante Zahlen zur Schweizer Mobilität zum Besten. Hier ein paar Auszüge:
125,4 Milliarden …
… Personenkilometer werden in der Schweiz absolviert. Davon fallen 75 Prozent auf den privaten, motorisierten Strassenverkehr (MIV), 16 Prozent auf Bahnen (Eisen- und Seilbahnen), 6 Prozent auf den Langsamverkehr (Velo etc.) und 3 Prozent auf öffentlichen Strassenverkehr (Bus).
2,5 Prozent …
… der Schweizer Strassen sind Nationalstrassen (Autobahnen). Trotz dieses kleinen Anteils stemmen sie 43 Prozent des Strassen-Personen-Verkehrs und 67 Prozent des Güterverkehrs. Der Rest des Schweizer Strassennetzes besteht zu 72,4 Prozent aus Gemeinde- und zu 25 Prozent aus Kantonsstrassen.
26’000 Stunden …
… standen die Schweizerinnen und Schweizer im Jahr 2017 im Stau. Der grösste Teil davon – über 22’000 Stunden – wurde durch Überlastung verursacht. Weitere rund 1500 Stunden entstanden durch Unfälle und der Rest ist auf Baustellen zurückzuführen.“]