30 Jahre Wandergruppe Tüüfe

16.08.2024 | Sepp Zurmühle

Am 15. August 2024 feiert die Wandergruppe Tüüfe ihr 30-jähriges Bestehen bei schönstem Hochsommerwetter zwischen Hauptwil und Bischofszell – auch im Beisein von Vertretern aus dem Gemeinderat. 1994 wurde die Papiermaschine PM1 in Bischofszell stillgelegt. Bei der heutigen Besichtigung darf «der 100-jährige Stahlkoloss» noch einmal laufen. Ebenfalls 1994 gründete Esther Risler eine Wandergruppe in Teufen. Es war die Geburtsstunde der heutigen Wandergruppe.

Dieses Mal können die Mitglieder der Wandergruppe und die Gäste entweder mit dem Zug oder Auto direkt nach Bischofszell reisen und dort um 11 Uhr an der Besichtigung der historischen Papiermaschine PM1 teilnehmen – oder bereits in Hauptwil aussteigen.

35 Wanderinnen und Wanderer nehmen den Weg in Hauptwil unter ihre Füsse und wandern vom Bahnhof kommend zuerst durch den historisch bedeutenden Dorfkern.

Frühindustrialisierung

1999 wurde Hauptwil der Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes verliehen. In der Schweiz gibt es kein vergleichbares, historisches Industrie-Ensemble aus der Frühzeit der Industrialisierung. Um 1650 war das Leinengewerbe dominant. Die Brüder Gonzenbach verliessen St. Gallen, weil ihre neuen Techniken auf Ablehnung stiessen. In Hauptwil, wo bereits ab 1430 mehrere Karpfenteiche erstellt wurden, liessen sie sich nieder. Dort fanden sie genügend Wasser als zuverlässige Energiequelle auch in Trockenzeiten. Sie gründeten 1664 die Gonzenbachschen Manufakturen und machten Hauptwil bis zur Revolution um 1800 zu einer Textilhochburg mit europaweiter Ausstrahlung. Es gab kaum eine Hauptwiler Familie, die nicht von der textilen Faser abhing.

Die Hauptabsatzmärkte lagen schon damals in Frankreich und Italien. Man stelle sich den monatelangen Transport der Waren per Pferd und Wagen vor. Wie hat wohl das Bestellwesen funktioniert?

Danach war es mehr als 180 Jahre lang die Textilfärberei, v.a. der Familie Brunnschweiler, die mit ihrem konkurrenzlosen «Türkish-Rot» über Jahrzehnte die Marktführerschaft behaupten konnte. Bis 1984 auch diese Ära zu Ende ging.

Absolut zu empfehlen ist der Industrie-Lehrpfad mit neun Informationstafeln zwischen Hauptwil und Bischofszell. Heute reicht es jedoch nur für einen kurzen Exkurs in die eindrückliche Industriegeschichte von Hauptwil.

Aus der Vereinsgeschichte

1994 tritt Esther Risler altershalber als langjährige Leiterin der Altersturngruppe der Pro Senectute Teufen zurück und gründet eine Wandergruppe. Es ist die Geburtsstunde der heutigen Wandergruppe Tüüfe. Franz Schneider unterstützt sie. Hans und Erika Frei sowie Werner und Marta Weber folgen als Wanderleiter/innen. Die Webers führen Winterwanderungen ein und organisieren erste, damals sehr beliebte, Wanderferien-Wochen in viele Regionen der Schweiz.

Lony Kleiner und Mirta Suhner ergänzen das Team. Damals wird öfters noch gesungen während den Wanderungen, weiss Mirta Suhner zu berichten. Albert von Allmen ist der erste Wandergruppen-Obmann. Aus gesundheitlichen Gründen muss er sein Amt 2002 an Fredi Kern übergeben, der 9 Jahre Obmann sein wird.

Schon bald zählt die Wandergruppe 75 Mitglieder und bis zu 9 Wanderleiter/innen. Damals werden alle 14 Tage zwei Wanderungen in zwei Leistungsklassen angeboten. Dahinter steckt ein sehr grosses zeitliches Engagement, wenn man bedenkt, dass alle diese Wanderungen zuvor ausgedacht und rekognosziert werden mussten.

Alice Seif und Elsy Friedauer ergänzen das Team. Ab 2004 leitet auch Esther Bösch-Kern eigene Wanderungen.

Etwas später übernehmen Walter Bosshard, Köbi Weder und Gallus Meier, Marta Tanner und Sepp Signer Wanderleitungen. 2011 übernimmt Walter Bosshard das Amt des Wandergruppen-Obmanns. Mägi Koller, die 2008 zur Wandergruppe stösst, übernimmt schon bald Wanderleitungen. Ab 2012 sind die beiden auch privat ein Paar und engagieren sich während 10 Jahren sehr stark für die Wandergruppe und prägen diese.

2014 feiert die Wandergruppe das 20-jährige Bestehen mit einer Schifffahrt nach Stein am Rhein und 2019 das 25-jährige im Plättliszoo in Frauenfeld. In dieser Zeit löst sich die Wandergruppe von der Pro Senectute, um auf eigenen Beinen zu stehen. Fortan heisst sie «Senioren Wandergruppe Teufen».

In den letzten Jahren organisieren und leiten Walter Bosshard und Mägi Koller immer mehr Wanderungen. Es gibt keine anderen Wanderleiter/innen mehr.

Die Anzahl Wanderungen wird auf elf pro Jahr reduziert und Wanderferien werden keine mehr organisiert. Die Bedürfnisse haben sich geändert. Im Dezember 2022 übernehmen Hansueli Sutter und Sepp Zurmühle in einer Co-Leitung die Führung der Wandergruppe. Mit ihnen engagieren sich vier Wanderleiterinnen und vier Wanderleiter aus der Wandergruppe, darunter auch Walter Bosshard und Mägi Koller. Alle starten mit neuem Elan.

Die Mitglieder lösen ihre Billette fortan selber und dank einem ausführlichen Eckdatenblatt können sich alle selbständig organisieren und am vereinbarten Treffpunkt einfinden.

Pro Wandertag werden eine kürzere und eine längere Variante angeboten, mit gemeinsamem Mittagessen beider Gruppen.

Das neue Konzept scheint sich im Moment zu bewähren. Die Mitgliederzahl steigt langsam an und die durchschnittliche Anzahl Teilnehmende pro Wanderung hat um einen Drittel auf mehr als 26 Personen pro Wandertag zugenommen. Motivierte und engagierte Wanderleiterinnen und Wanderleiter sind sehr willkommen, um ältere nach und nach abzulösen. Sie alle haben es verdient, wenn wieder jüngere Kräfte am Karren ziehen, so wie sie es in der Vergangenheit getan haben und teilweise immer noch tun.

Hauptwil-Bischofszell

Die Wanderung führt am prachtvoll renovierten, frühbarocken Schloss Hauptwil (1664) vorbei, das im Juni 2024 neueröffnet wurde. Vor 350 bis 200 Jahren war es – wenig überraschend – Sitz der damaligen Textildynastie Gonzenbach.

Vorbei am «Tor-Türmli» (1672) und dem ehemaligen Gasthaus «Zum Tauben» (1665) geht die Wanderung via Rebrain über den westlichen Bischofsberg nach Bischofszell.

Beim Stadt-Bahnhof ist um 10.40 Uhr Treffpunkt aller 39 Teilnehmenden, nachdem sich in den letzten Tagen leider 11 Personen abmelden mussten.

Bruno Willi und Uschi Balssuweit haben den Jubiläumsanlass, inkl. Wanderungen und Führung durch die historische Papiermaschine PM1, organisiert. Ihnen gebührt ein besonderer Dank. Sie führen die Teilnehmenden vom Bahnhof Bischofszell hinunter zum Industriegelände. Der schöne Weg führt ausserhalb der stattlichen Altstadthäuser abwärts.

Papiermaschine PM1

Vor dem alten Industriegebäude warten bereits Heinz Rothmund und Bruno Dudle, die je eine Gruppe während einer Stunde um die historische Papiermaschine PM1 führen.

Es ist heiss draussen und in der riesigen Fabrikhalle mit den vielen Fenstern erst recht. Die Teilnehmenden sind tief beindruckt von diesem fast 100-jährigen industriellen Relikt, das nur dank dem «Verein Industriekultur Bischofszell-Hauptwil» erhalten werden konnte.

Das 37 Meter lange, gusseiserne Koloss von 1928 mit seinen enormen Ausmassen, unzähligen Rollen, Walzen, Rädern und einem ausgeklügelten Transmissionsantrieb über Riemen und Ketten ab einem einzigen Motor, löst bewunderndes Staunen aus.

Als die hochkomplexe, tonnenschwere Monsteranlage, viel leiser als erwartet, anfing sich langsam überall zu bewegen, war die tief empfundene Faszination in den Augen der Teilnehmenden sichtbar. Viele schüttelten den Kopf vor lauter Bewunderung. Welch eine Ingenieurskunst. Und alles ohne Computer und KI geplant und gebaut.

Wenn alles optimal lief, war eine Tagesproduktion von 15 Tonnen Papier möglich. Im Vergleich zu heutigen Anlagen mit über 1000 Tonnen pro Tag – die notabene alle im Ausland stehen – mag dies bescheiden erscheinen. Für damals war es enorm.

1994, im Geburtsjahr der Wandergruppe, wird die Papierproduktion in Bischofszell eingestellt. Zu Fuss geht es aufwärts und mitten durch die wunderschöne Altstadt zum Restaurant Eisenbahn.

Im Restaurant

Co-Leiter Hansueli Sutter begrüsst alle Teilnehmenden, im Speziellen Gemeindepräsident Reto Altherr und Gemeinderat Urs Frei. Auch Fredi Kern und Walter Bosshard, als langjährige, ehemalige Obmänner der Wandergruppe und einige Wanderleiter/innen werden namentlich willkommen geheissen.

Reto Altherr richtet ein Gruss- und Dankeswort der Gemeinde an die Mitglieder der Wandergruppe. Er betont die Sinnhaftigkeit und den Wert solcher Vereine, sowohl für die einzelnen Mitglieder wie auch aus Sicht der ganzen Gesellschaft.

Leider muss er den Jubiläums-Anlass vorzeitig verlassen, um rechtzeitig an der Abdankung von Werner Holderegger in Teufen dabei zu sein. Mit grossem Applaus wird der von der Gemeinde spendierte Kaffee verdankt.

Dank der tatkräftigen Unterstützung einzelner Mitglieder im Service kann der grosse Durst und auch der Hunger aller Anwesenden gestillt werden. Nach dem Salat wird das Fleischmenü am Buffet serviert. Die vegetarische Variante mit indischem Linsengericht, Reis und Gemüse kommt im Tellerservice auf die Tische.

Sepp Zurmühle macht einen Rückblick in die Geschichte (Kasten) der Wandergruppe und dankt allen, die sich während der 30 Jahre für die Wandergruppe engagiert haben. Ein spezieller Dank geht an Fredi Kern (Obmann 2002 bis 2011) und Walter Bosshard (Obmann 2011 bis 2022) und ihre Lebenspartnerinnen sowie an alle anderen Wanderleiterinnen und Wanderleiter der Vergangenheit und der Gegenwart.

Nach der Dessertorte fahren die einen direkt nach Hause, andere bleiben noch etwas im schönen Bischofszell und eine Restgruppe wandert zurück nach Hauptwil. In der Waldschenke oberhalb des Dorfes machen sie einen letzten Trinkhalt und beim Hauptwiler Weiher gar einen Glace-Stopp, bevor es dann zügig nach Hause geht, ziemlich sicher direkt unter die Dusche …

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