«Das waren 900 Arbeitsstunden.» Die Antwort von Andreas Sanwald kommt wie aus der Pistole geschossen. «Als Chef muss man das natürlich wissen», fügt er an. Er ist an diesem Samstagnachmittag mit Werkstattchef Walter Frischknecht hier. Dieser sagt: «Eine solche Übergabe ist immer etwas Spezielles. In diesem Fall sowieso. Ich bin seit 27 Jahren bei ‘Sanwald’ und habe schon am Vorgänger-Fahrzeug gearbeitet.» Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Rüst- und Materialwagen (RMF). Es rückt bei einer Vielzahl von Feuerwehr-Einsätzen aus und gehört deshalb zu den wichtigsten Fahrzeugen des Standorts Bühler. «Damit können wir fast alles mitnehmen, was wir brauchen. Inklusive sechs Feuerwehrleute», erklärt Zugführer Daniel Zbinden. Damit das gelingt, braucht es einen ausgeklügelten Aufbau.
Nichts «von der Stange»
Auf dem Flipchart-Board hinter dem neuen RMF findet sich ein Bild des frisch angelieferten Iveco Daily. Trotz der wenigen Zentimeter Schnee lässt sich gut erkennen, dass an dem Fahrzeug noch nicht viel dran ist. «Wenn sie bei uns ankommen, haben sie abgesehen von der Kabine keinerlei Aufbau. Wir fangen direkt auf dem Fahrwerk an», sagt Walter Frischknecht. Was in der Werkstatt dafür dann zusammengebaut wird, entscheidet die Kundschaft. «Erster Schritt ist immer die Ermittlung der Bedürfnisse. Dann folgen Planung und Bau.» Im Betrieb von Andreas Sanwald wird laut ihm allerdings nicht immer bis ins letzte Details geplant und gezeichnet. «Da besteht die Gefahr, dass man sich verkopft und zu viel Zeit verliert. Wir legen jeweils lieber rasch los. Während der Arbeit sieht man dann sowieso, was klappt und was nicht.»
Der wichtigste Werkstoff für solche Projekte ist Aluminium. Das Metall ist stabil, wartungsarm und vor allem: leicht. Das Gewicht des Aufbaus ist bei einem solche Fahrzeug immer ein wichtiger Faktor, denn am Ende darf das RMF nicht mehr als 7 Tonnen wiegen – voll beladen und mit sechs Feuerwehrleuten in der Kabine. In Zahlen bedeutet das in diesem Fall: Leergewicht mit Aufbau 4470 Kilogramm, erlaubte Zuladung 2530 Kilogramm. Um diese Zahlen zu erreichen, können kaum Teile «von der Stange» verwendet werden. «Wir entwerfen und bauen eigentlich alles selber. Aber natürlich lernen wir von vorangegangenen Projekten. Die Material-Module der TBG kennen wir inzwischen ziemlich gut», sagt Andreas Sanwald. Bei diesen Modulen handelt es sich um kubische Material-Container auf Rädern, die auf alle modernen Fahrzeuge der TBG passen. «Das vereinfacht die Zusammenarbeit der verschiedenen Standorte massiv und spart Zeit und Kosten», erklärt Zugführer Daniel Zbinden.
Bis zu 170 Fahrzeuge
Die Sanwald Fahrzeugbau AG wurde 1978 von Armin Sanwald gegründet. Damals befand sich die Werkstatt noch in der Fabrik am Rotbach, 1990 zog die Firma an die Austrasse 14 um. Das Team von Andreas Sanwald besteht heute aus neun Mitarbeitenden. Werkstattleiter Walter Frischknecht hat schon seine Lehre als Fahrzeugschlosser hier absolviert. «Ein so spezialisiertes Unternehmen wie wir hat es nicht leicht bei der Suche nach passenden Mitarbeitenden. Unser bester ‘Hebel’ ist, junge Leute selbst auszubilden», sagt Andreas Sanwald. Diese Leute braucht er. Denn die Nachfrage nach Spezialumbauten ist gross – pro Jahr verlassen bis zu 170 neue Fahrzeuge die Werkstatt. «Das sind natürlich nicht alles so komplexe Projekte wie dieses RMF. Aber alles sind Unikate.» Dazu kommen eine Vielzahl an Reparatur-Aufträge. «Als kleines Unternehmen müssen wir schnell, flexibel und unkompliziert sein. Das zeichnet uns im Vergleich zur den Grösseren aus.» Aber auch beim Preis muss die Sanwald Fahrzeugbau AG konkurrenzfähig sein. Nur so kommen sie zu öffentlich ausgeschriebenen Aufträgen von Feuerwehren sowie Kantons- oder Stadtpolizei. Und wie viel hat das neue RMF der Feuerwehrt TBG denn nun gekostet? 206’000 Franken plus 30’000 Franken für die Material-Module. tiz