1100 Schachteln in drei Wochen

09.11.2018 | Timo Züst
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Dank einem grosszügigen Spender konnte beim Waisenhaus im Camp Hasshan Sham/U3 ein Kinderspielplatz eingerichtet werden, der von den rund 200 Waisen rege benutzt wird. Das Lachen überdeckt den grauen Alltag der Kinder. Bild: zVg

Timo Züst

Im März 2018 waren sechs grosse Lastwagen in Teufen aufgebrochen. Ihr Ziel: Das über 4‘000 Kilometer entfernte Kurdistan. Im April hat der operative Projektleiter des Projektes „Hilfe für Kurdistan“ der katholischen Kirchgemeinde Teufen-Bühler-Stein, Ueli Schleuniger, die Sommerartikel verteilt. Vom 10. bis 31. Oktober war er zum 11. Mal in Kurdistan, um die Winterkleider zu verteilen. Er erhielt wertvolle Hilfe von Regula Ramseyer (Gais) und Rita Trunz (Appenzell).

«Meine Kleider sind alle ganz salzverkrustet», erzählt Ueli Schleuniger lachend. Der operativer Projektleiter des Hilfsprojekts «Hilfe für Kurdistan» sitzt im Café Koller in Teufen. Und er geniesst die herbstlichen Temperaturen, seit er am 31. Oktober in die Schweiz zurückgekehrt ist. Denn davor war er drei Wochen lang zusammen mit Regula Ramseyer (Gais) und Rita Trunz (Appenzell) in Kurdistan, rund um Baharka, im Einsatz. Dort verteilte er die Winterkleider des zweiten Hilfskonvois aus dem Rotbachtal auf diverse Flüchtlingslager – und das bei teilweise über 30 Grad Aussentemperatur. «Eigentlich war es erträglich. Aber sobald man körperlich arbeiten musste, war man schweissgebadet.»

Knochenarbeit

Nach der Verteilung der Sommerkleider im April ging es darum, die in rund 1100 Schachteln verpackten Winterartikel in Abgabesäcke umzupacken und diese für die Transporte in sieben Camps bereitzustellen. Gesamthaft wurden neun Fahrten durchgeführt. Im Camp Dibaga 2 wurden zusätzlich für 240 Mütter und ihre Säuglingen Pulvermilch, Windeln, Feuchttücher und hygienische Artikel gekauft und verteilt. Total wurden ca. 6000 Kleidersäcke und Schachteln in die Camps transportiert. Die Abgabe an die Camp-Bewohner erfolgte durch den Partner „Barzani Charity Foundation“ gemäss strengen Abgaberichtlinien. . Es stellte sich heraus, dass ausschliesslich „the Swiss von Teufen“ Kleider nach Kurdistan liefern. Am 31.Oktober, nach drei Wochen intensivster Arbeit, war das Lagerhaus beim Camp Baharka leergeräumt. Und Ueli Schleuniger und seine Begleiterinnen waren erneut um unzählige Erfahrungen reicher.

«Es ist immer ein unglaubliches Erlebnis. Zu sehen, wie gross das Leid ist und wie sehr diese Güter gebraucht werden, ist sehr eindrücklich», so Ueli Schleuniger. Und er freut sich auch, den hunderten Spenderinnen und Spendern aus dem Rotbachtal sagen zu können: Die Güter sind am richtigen Ort angekommen sind. „Wir werden von den grossen Hilfsorganisation wahrgenommen“, berichtet Ueli Schleuniger. „Im Gegensatz zu den grossen NGOs leisten wir Hilfe schnell und unbürokratisch, ohne Papierkrieg.“

Kein Ende der Not in Sicht

Nach der Befreiung von Mosul im Herbst 2017 war man der Meinung, die rund 1,1 Million Binnenflüchtlinge in Kurdistan könnten in ihre Häuser nach Mosul zurückkehren. Ein Besuch in West-Mosul zeigt ein ganz anderes Bild: Totale Zerstörung in einem nicht vorstellbaren Ausmass, fehlende Versorgung, Willkür der herumziehenden Milizen. Familien, die die Rückkehr nach Mosul wagen, kehren enttäuscht und verängstigt in die Camps in Kurdistan zurück. Sie gelten aber nicht mehr als Binnenflüchtlinge, weil in Mosul kein Krieg mehr herrscht. Es dauert 1 bis 3 Monate, bis sie in einem Camp versorgt werden können. Wegen fehlendem Geld wurde die Lebensmittelabgabe von 40kg Lebensmittel pro Familie und Monat auf 20kg alle zwei Monate gekürzt. Im Versteckten herrscht Hunger, am meisten leiden Säuglinge und Kleinkinder.

Gewächshäuser, Shelters

Im Camp Basirma, wo 660 syrische Familien wohnen (ca. 3000 Menschen, davon 1500 Minderjährige), konnte eine Schneiderei eingerichtet werden, in der Kleidungsstücke für den Verkauf im nächstgelegenen Dorf hergestellt werden. In der Schneiderei arbeiten stark traumatisierte Frauen, die wegen fehlender medizinischer Versorgung keine Betreuung erhalten. In den vier Gewächshäusern, die „Hilfe für Kurdistan“ im Frühling 2018 errichtet hatte, wurde die erste Ernte (Tomaten, Gurken) eingefahren. Zwölf Familien betreiben die Gewächshäuser, das Gemüse wird an die Campbewohner gratis abgegeben, Überschüsse werden in einem Nachbardorf verkauft.
50 UNHCR-Zelte, die besonders exponiert sind (Eindringen von Regen im Herbst und Winter / Schlangen und Skorpione im Sommer) sollen schrittweise durch sogenannte „Shelters“ (1 bis 2 Zimmer Wohnraum, Küche, Dusche, WC) zum Preise von US-Dollar 2500 ersetzt werden. An einer würdigen Feier wurden 29 Shelters ihren Bewohnern übergeben. Bei der Übergabe der Schlüssel zum neuen Heim sind manche Tränen geflossen. Es werden weiter Spenden gesammelt.

Hoher Besuch

Eine Delegation des Projektpartners  Barzani Charity Foundation, wird  am Gottesdienst in der katholischen Kirche vom 9. Dezember 2018 um 10:00 Uhr den Dank der Geflüchteten in Kurdistan überbringen.

Ohne Spenden geht gar nichts


„We can relie on our friends in Teufen“, hört Ueli Schleuniger immer wieder in den Camps in Kurdistan. Er und Stefan Staub bitten weiter um Unterstützung durch die Bewohner und Bewohnerinnen des Rotbahtals, insbesondere für den Bau der Shelters. Das Spenderkonto lautet:

CH71 8102 3000 0037 2635 9

PC-Kto 90-1608-4

Kirchgemeinde Teufen Bühler, Stofelweid 1b, 9053 Teufen

 

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