Erich Gmünder
An einer öffentlichen Veranstaltung informierte die Gemeinde am Donnerstag, 29. Juni 2017 über die Auflage des Gestaltungsplans Unteres Gremm (ehemals Thürer Park). Bei den rund 60 Anwesenden gab vor allem die Verkehrserschliessung zu reden.
Mit über 13’000 Quadratmeter Fläche handelt es sich um wohl um das grösste zusammenhängende Planungsgebiet, das in Teufen je überbaut wurde; dazu in einem sensiblen Bereich nahe dem Ortszentrum und teilweise in der Ortsbildschutzzone. Deshalb unterliegt es der Quartierplanpflicht. Das Areal liegt hauptsächlich in der Wohnzone W2b. Ein Quartierplan ermöglicht eine um 10 Prozent höhere Ausnutzung und ein drittes Vollgeschoss, unterliegt jedoch seit 2016 dem fakultativen Referendum.
Mitsprache der Bevölkerung
Eine 2014 mit der Überbaung zusammenhängende „Rodungsaktion“ habe „Wirbel ausgelöst“, erwähnte der Raumplaner Beat Rey, der das Projekt im Auftrag der Gemeinde begleitet. Diese Wirbel waren der Auslöser für eine Initiative, mit der 337 Unterzeichner verlangten, dass Sondernutzungspläne künftig dem fakultativen Referendum unterstellt werden müssen. Die Initiative wurde überraschend deutlich angenommen, weshalb nun 100 Bürgerinnen und Bürger eine Abstimmung über einen Quartierplan verlangen können.
Vor diesem Hintergrund hatte die Gemeinde in einem Workshopverfahren, unabhängig von der Bauherrschaft, eine Studie zur Planungsentwicklung im Gebiet Unteres Gremm in Auftrag gegeben und damit die Rahmenbedingungen festgelegt.
Verkehrsbelastung verteilen
Basierend auf den Ergebnissen dieser von der Gemeinde finanzierten Studie lud die private Bauherrschaft 6 Architekturbüros zu einem anonymen Projektwettbewerb ein, der von der Gemeinde fachlich begleitet wurde. Das von der Jury ausgewählte Projekt sieht 9 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 65 – 70 Miet- und Eigentumswohnungen sowie drei Tiefgaragen mit total rund 105 Parkplätzen vor. Die Tiefgaragen werden je durch eine eigene Zufahrt via Gremmstrasse, Krankenhausstrasse und – vorausgesetzt, dass die Zufahrt direkt über den neuen Bahnhofkreisel geführt werden kann – über die Postliegenschaft erschlossen. Die Verhandlungen mit der Post seien auf gutem Wege, informierte Gemeindeschreiber-Stellvertreter Markus Peter, der für die Gemeinde die planungsrechtlichen Grundlagen erarbeitet.
Ziel sei es, den Verkehr und damit die Belastung möglichst zu verteilen, erklärte Gemeindepräsident Reto Altherr zu den Einwänden eines Bürgers. Dieser hatte kritisiert, dass das Dorf durch die Zufahrt via Gremmstrasse vermehrt belastet würde, was den Zielen einer modernen Verkehrsplanung widerspreche.
Gleichzeitig soll auch das geplante Trasse der Appenzeller Bahnen unter dem Planungsgebiet aus dem Richtplan entlassen werden, dies nachdem die Stimmbürger bereits zum dritten Mal einen Tunnel abgelehnt hatten. Der ehemalige Baudirektor Köbi Brunnschweiler fand, man sollte diese Option offenhalten. Gemeindepräsident Reto Altherr erklärte, dass das Trasse nicht dem Verlauf der letzten Projekte entsprochen habe und deshalb ersatzlos gestrichen werden könne.
Steigung kritisiert
Diskutiert wurde aber auch über die interne Erschliessung. Zwei Fusswegverbindungen sollen integriert werden. So soll diagonal quer über den Hang eine Privatstrasse mit einem separaten Streifen für den Langsamverkehr führen, an dem sich die Gemeinde beteiligt. Dieser soll gleichzeitig als neue Verbindung zwischen der Gremmstrasse und dem Haus Unteres Gremm resp. den Alterswohnungen AWG dienen. Sepp Zahner als Vertreter der Senioren kritisierte mit drastischen Worten, diese Verbindung sei zu steil und stelle damit keine echte Alternative zur Krankenhausstrasse dar. Die Krankenhausstrasse sei jedoch für ältere Bewohner zu Fuss, per Rollstuhl oder mit dem Rollator nicht alleine zu bewältigen. Dies verunmögliche ihnen, das Dorf auf eigene Faust zu besuchen.
„Leicht appenzellische Architektur“
Vereinzelt Kritik gab es auch zur Architektur.
Architekt Thomas Schregenberger hatte das Wettbewerbsprojekt mit einem Gartengestalter zusammen entworfen und die typischen Appenzeller Fabrikantenhäuser in Teufen mit ihren klassizistischen Fassaden, dem Walmdach und den Vorgärten als Vorbild genommen. Damit werde die appenzellische Bauweise in moderner Form neu interpretiert.
Die Umgebung soll parkähnlich gestaltet werden, mit Quartiertreffpunkt, Spielplatz, Kanzel (Aussichtspunkt), Pflanzgarten, „Abenteuer-Hain“ und grösseren Wiesenflächen.
Diese Architektur als „appenzellisch“ zu bezeichnen, sei irreführend, kritisierte Köbi Brunnschweiler. Ein anderer Votant bezweifelte, ob die Wohnungen genügend belichtet seien; die grosszügig bemessenen Balkone würden zuviel Licht wegnehmen. Kritisiert wurde auch, dass die Häuser trotz der Diversifizierung noch zu ähnlich aussähen und zuwenig verschiedene Wohnungsgrössen angeboten würden.
Der Architekt und die Vertreter der Bauherrschaft zeigten sich von ihrem Projekt überzeugt und relativierten: Das Wettbewerbsprojekt werde noch weiterentwickelt. Und künftige Besitzer von Eigentumswohnungen könnten bei der Raumaufteilung mitreden.