Wozu bohren, wenn sich’s nicht aufdrängt?

02.05.2017 | TPoscht online
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Die Tunnelbefürworter von damals sind die Tunnelbefürworter von heute. Für mich trifft das nicht zu. Während ich vor 20 Jahren den Kopf schüttelte, dass die Teufner Stimmbürger einen Langtunnel ablehnten, den sie damals fast umsonst erhalten hätten, schüttle ich heute erneut den Kopf, dass die unsägliche Propagandawalze der heutigen Befürworter uns weismachen will, ein hauptsächlich von Teufen zu bezahlender Kurztunnel sei die einzig richtige Lösung. Die Doppelspur, obwohl faktisch ein erneutes Gratisangebot, wird von den Tunnelbefürwortern schlechtgeredet. Aus finanzieller Sicht erinnert mich das an Schilda. Finanzen und das Risiko sind zwar nicht die Hauptsache, aber ausblenden sollte man sie auch in Teufen nicht.

Die Befürworter geben sich „zukunftsorientiert“ – dies entgegen der Überzeugung der Verkehrsexperten, die inzwischen gelernt haben, dass der ungehemmt wachsende Individualverkehr trotz gewaltigen Ausbaukosten des Strassennetzes ein Auslaufmodell ist, weil er Städte und Dörfer verstopft und zunehmend knapperes Land verschleisst.  Die Pendlerströme z.B. lassen sich künftig nur mit dem Ausbau des kapazitätsstarken öV bewältigen, nicht mit PS-stärkeren SUVs, in denen Einzelpersonen morgens stadtwärts und abends heimfahren. Darum baut man in den Grossstädten neue Tramlinien, bzw. erhöht deren Kapazität. Und das alles soll für das Strassen- und Agglomerationsdorf Teufen nicht gelten? Kann man im Ernst glauben, dank dem Kurztunnel entstünde im Dorf ein Begegnungszentrum mit flanierenden Pärchen usw.? Sind die Schienen mal weg, wird der motorisierte Verkehr zunehmen, weil die disziplinierenden Schienen weg sind und man erst recht wegen jeder Kleinigkeit ins Dorf fahren kann. Die Doppelspur hingegen bringt zwar mit sich, dass die Autos brav den Trams folgen müssen, aber dafür werden aus drei Spuren zwei breitere, weil das bisherige Bahntrassee entfällt. Das verbessert doch die Sicherheit für alle.

So unbequem es ist: Auch wir Dorfbewohner sollten unsere Bequemlichkeit in Frage stellen, umlernen: v.a. Einkäufe bündeln und auf Zeiten legen, wo der Verkehr im Dorf ruhiger ist, generell weniger Auto fahren, für die Fahrt mitten in die Stadt oder wenn möglich auch innerorts (fünf Haltestellen!) die neuen, benutzerfreundlichen Niederflur-Trams nutzen, das Velo/E-Bike/Taxi/Publitaxi öfter nutzen – so lässt sich die Verkehrszunahme in Grenzen halten – ganz ohne Tunnel, der ja weder den Verkehr im Dorf beruhigt noch eine Lösung für den neuralgischen Engpass bei Spar/Elektro Nef bringt. Öppis Halbs isch nütz Rechts. Und statt darüber zu klagen, dass der Kreisel „auch noch wegen der Bahn“ ein neuralgischer Punkt werde, sollte man sich fragen: Was kann ich selbst beitragen, damit der Kreisel weniger Verkehrsaufkommen bewältigen muss? Und schliesslich, angesichts der heutigen übersichtlichen und kundenfreundlichen Situation am Bahnhof: Möchte ich wirklich, dass meine Tochter oder meine Frau nachts und in den dunklen Monaten in dem vom Tunnelprojekt vorgesehenen „Tiefbahnhof“ Teufen warten oder auf den Zug muss?  Solche Orte ziehen bekanntlich Pack an, auch wenn der Polizeiposten im Bahnhof ist.

Mein Gesamteindruck: Die Tunnelbefürworter wollen das Tram verdrängen. Warum? Sie erkennen nicht, was die Zukunftslösung Doppelspur bringt. Sie trauern entweder einer entschwundenen Dorfidylle nach oder erwarten vom nur noch zeitweise bequemen Individualverkehr, was er entgegen den Versprechungen der Autowerbung in Zukunft nicht mehr leisten kann. Das sollten auch die Dutzende Plakatwände nicht aus unseren Köpfen verdrängen. Deshalb ganz wie beim Zahnarzt: Wozu bohren, wenn sich’s nicht aufdrängt? – Nein zum Kurztunnel!

Hanspeter Nef, Feld 515

GA-, E-Bike- und Publitaxi- und Auto-Nutzer (6000 km/Jahr)

 

 

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