"Wir können viel lernen aus den Diskussionen"

19.10.2015 | Erich Gmünder
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Gefragte Leute: Gemeindepräsident Walter Grob und Schulpräsidentin Ursula von Burg gaben gestern den Medien Auskunft. Foto: EG

Mit 1’007 Ja gegenüber 1’740 Nein haben die Stimmberechtigten von Teufen am Sonntag, 18. Oktober die Vorlage für einen Projektierungskredit von 1,2 Mio. Franken für einen Neubau der Sekundarschule Landhaus verworfen, dies bei einer Stimmbeteiligung von 61,6 Prozent. Wenige Minuten nach Bekanntgabe des Resultates nahmen Schulpräsidentin Ursula von Burg und Gemeindepräsident Walter Grob gegenüber der Tüüfner Poscht Stellung.

Interview: Erich Gmünder

Die erste Frage an Ursula von Burg: Sind Sie überrascht worden?
Ursula von Burg: Ich bin nicht wirklich überrascht. Es ist ein deutliches Resultat, das sich in den Diskussionen der letzten Wochen abgezeichnet hat. Aber: Die Diskussionen und Abstimmungsempfehlungen der Parteien waren sehr differenziert; man hat dort gemerkt, Handlungsbedarf besteht. Auch der Wechsel vom Hörli ins Landhaus ist grossmehrheitlich akzeptiert worden. Aber die Kosten sind offensichtlich der Stein des Anstosses, die geschätzten Gesamtkosten und im speziellen die Projektierungskosten. Und ich glaube, der Landpreis hat auch noch ein bisschen mitgespielt und zu dieser Ablehnung beigetragen.

Man wird genau analysieren und über die Bücher gehen müssen und schauen, dass wir in nützlicher Frist eine überarbeitete Planung haben. Weil: Die Sek tut mir leid, die muss jetzt noch länger warten, und wir müssen dran bleiben.

Hand aufs Herz, ist es so dringend, dass jetzt die Sekundarschule leidet unter der Weiterführung der jetzigen Situation?

Die Sek ist ja schon längere Zeit am Improvisieren, und je nachdem, wie lange es geht, muss man an gewissen Ecken investieren und nicht nur improvisieren. Auch da kommt es jetzt drauf an, wie es weitergeht.

Walter Grob, wie interpretieren Sie diesen Entscheid, was gab den Ausschlag?

Walter Grob: Ich glaube, es haben verschiedene Faktoren den Ausschlag gegeben, einerseits die Fachdiskussionen unter den Architekten, was gehört in einen Projektierungskredit und was nicht, und wie Ursula von Burg schon gesagt hat, Sachen wie Boden, Kosten, aber auch das ganze Umfeld der Abstimmung hat dazu beigetragen, dass da Neinstimmen hereingekommen sind. Ich bedaure ein bisschen, dass es nicht allein um den Projektierungskredit gegangen ist. Aber ich denke, nichtsdestotrotz müssen wir vorwärts schauen, die Arbeitsgruppe muss jetzt einmal verschnaufen, und der Gemeinderat muss reflektieren und schauen, wie wir weiterfahren.

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„Dieses Resultat hat sich abgezeichnet“: Ursula von Burg und Walter Grob nehmen das deutliche Abstimmungsresultat gefasst zur Kenntnis.

„Wir haben fachlich gute Leute gehabt, aber wir sind vielleicht politisch nicht so ein gspüriges Gremium gewesen“

Wie weit hat die ganze Entschädigungsgeschichte hineingespielt

Walter Grob: Ich glaube, sie hat schon auch hineingespielt, auf der tposcht hat man jeden Tag Stellungnahmen lesen können. Die heutigen Medien spielen eine wichtige Rolle, das ist die vierte Macht – und es ist eine Macht, und ich denke schon, es hat eine Rolle gespielt.

Ein Vorwurf, der oft zu hören war: Die Arbeitsgruppe ist zuwenig breit aufgestellt. Hat man vielleicht zu fest im Hinterstübli gewirkt, super Ideen, entwickelt, aber zu wenig breit diskutiert – die SVP war ja praktisch nicht vertreten.

Ursula von Burg: Ich glaube, wir haben fachlich gute Leute gehabt, aber wir sind vielleicht politisch nicht so ein gspüriges Gremium gewesen, wir haben niemanden gehabt, der ein gutes Gespür hat, was machbar ist und was nicht. Wir haben uns sehr der Sache angenommen und das politische Umfeld wahrscheinlich zuwenig gut eingeschätzt.

Ein anderes Thema: Die Tunnelgeschichte – heute auf den Tag genau vor 9 Monaten wurde die Vorlage deutlich verworfen. Dort hat man gesagt, es ist ein finanzielles Risiko, es belastet den Haushalt extrem, und man muss die Steuern erhöhen, jetzt plötzlich, 9 Monate später, ist es möglich, ein Schulhaus praktisch zum gleichen Preis zu bauen.

Walter Grob: Bei der Tunnelvorlage hat man gesagt, man kann sie stemmen, wenn der Stimmbürger ja sagt. Man hat aber darauf aufmerksam gemacht, dass man weitere Infrastrukturprojekte hat, dazu gehört auch das Schulhaus, das haben wir klar kommuniziert. Und dann, mit Schulhaus und Tunnel, dann wäre die Steuererhöhungsfrage im Raum gestanden, aber ich glaube, bei nur einem Projekt steht keine Steuererhöhung im Vordergrund.

Aber doch war Frust zu spüren. Haben sich möglicherweise Leute an der Schulhausvorlage gerächt, weil sie den Tunnel nicht bekommen haben?

Walter Grob: Das hat man im Vorfeld schon gehört, aber das können wir nicht quantifizieren. Ich denke, der Gemeinderat hat immer offen kommuniziert in der Tunnelvorlage, und gesagt, wir haben noch mehrere Sachen in der Pipeline. Ich glaube, es wäre fahrlässig gewesen, wenn wir gesagt hätten, wir haben nichts mehr, und wären dann mit weiteren Vorlagen an den Bürger gelangt. (…) Wir haben offen dargelegt, dass wir weitere Projekte haben, denn es ist wichtig, dass die Infrastruktur à jour ist in Teufen.

Aber ist es psychologisch geschickt gewesen, so kurz nach dieser Niederlage der Tunnelbefürworter gerade schon wieder mit dem Schulhausprojekt zu kommen, mit ähnlichen Kosten?

Ursula von Burg (schmunzelt): Scheinbar nicht!

Walter Grob: Wir haben jetzt eine zweite Chance (beide lachen).

Was bleibt für ein Grundgefühl zurück nach dieser klaren Entscheidung?

Ursula von Burg: Im Moment ist es eine Enttäuschung. Aber es gibt eine zweite Chance, eine Chance für Verbesserungen. Wir können ganz sicher viel lernen aus dem, was passiert ist, aus den Diskussionen. Sehr viele Leute haben wirklich gute Vorschläge eingebracht in die Diskussionen, wir werden versuchen, diese aufzugreifen und ein gescheites neues Projekt zu machen.

 

Das Interview im Video auf Youtube 5.25

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