Wahlen: Wer kandidiert eigentlich?

22.03.2023 | Nerina Keller
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Diese elf haben für den Kantonsrat kandidiert - sieben wurden heute gewählt. Fotos: zVg
Nerina Keller

Am 16. April finden die kantonalen Gesamterneuerungswahlen statt. Dabei werden Gemeinde- und Kantonsrat neu besetzt. Für den Gemeinderat gibt es so viele Kandidaturen wie Sitze – beim Kantonsrat hat Teufen die Wahl. Die Tüüfner Poscht hat den Kandidaten vier aktuelle Fragen gestellt – und Antwort bekommen.

Hinweis: Mehr über die beiden Neukandidaturen für den Gemeinderat erfahren Sie hier.

Alexander Assmus




  • 57 Jahre

  • Pharmazeut

  • verheiratet, zwei erwachsene Kinder

  • Politische Erfahrung: politischer Neueinsteiger, Gründungsmitglied GLP Appenzellerland


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht für den Gemeinderat zur Verfügung?

Ich möchte mich gerne für den Kanton Appenzell Ausserrhoden einsetzen und Themen wie Förderung der Biodiversität, erneuerbare Energien, Chancengleichheit sowie nachhaltige Mobilität weiterbringen. Das Ganze soll nicht gegen, sondern mit der lokalen Wirtschaft und dem Gewerbe erfolgen. Die Möglichkeit der Einflussnahme im Kantonsparlament ist dabei ebenso wichtig wie die Mitarbeit auf Gemeindeebene. Ein fortschrittlicher Kanton mit Vorbildfunktion in der Region und darüber hinaus hilft auch der Gemeinde Teufen.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Auf Kantonsebene würde ich mir wünschen, dass für die Zukunft entscheidende Themen wie der Erhalt der Lebensgrundlage Biodiversität und der Klimaschutz auf die Gesetzesebene gehoben werden. Ein Klimaschutzgesetz auf Bundesebene könnte hier Vorbild für den Kanton sein. Die Wirkung von Appellen und guten Vorsätzen, sogar wenn sie aus der Wirtschaft, Politik oder von wichtigen Verbänden kommen, ist bisher viel zu gering.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Grundsätzlich kann eine Zusammenlegung von Funktionen Sinn machen, wenn wir mehr Effizienz und bessere Dienstleistungen dadurch erreichen. Dabei muss die Erreichbarkeit und Nähe zu den Einwohnern erhalten bleiben. Über ein Ziel in Form von einer bestimmten Anzahl Gemeinden kann ich heute noch nichts sagen. Teufen verfügt sicherlich schon jetzt über eine effiziente und moderne Verwaltung. Welche Veränderungen sinnvoll sein könnten, muss im Dialog geklärt werden.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Es ist jedenfalls bedauerlich. Im Sinne von «gleichen Chancen für alle» halte ich es für wichtig, dass Frauen und Männer in unseren Parlamenten in etwa gleich stark vertreten sind. Obwohl heute allen die meisten Lebenswege offenstehen, bleiben doch traditionelle Rollenverteilungen vielfach bestehen. Hier könnte sich meiner Ansicht nach noch etwas bewegen. Die GLP Appenzellerland konnte insgesamt für die Wahlen in anderen Gemeinden immerhin drei Frauen für den Kantonsrat nominieren. Wir würden sehr gerne weitere, an Politik interessierte Frauen (und Männer) als Mitglied bei der GLP begrüssen.

Fabio Brocker




  • 22 Jahre

  • Werkstudent

  • ledig

  • Politische Erfahrung: Mitglied Umwelt und Gewässerschutzkommission AR, FDP AR Parteileitung, JFAR Vorstand, Verfassungskommission AR


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht für den Gemeinderat zur Verfügung?

Als 22-Jähriger ist für mich ein Amt als Gemeinderat nicht der richtige Weg. Mit meiner Erfahrung aus der kantonalen Umwelt- und Gewässerschutzkommission sowohl als auch aus der Verfassungskommission sehe ich meine Stärken klar in einem legislativen Amt auf kantonaler Ebene. Deshalb trete ich nun als Kantonsrat an, um diese Stärken im Dienste des Kantons anzuwenden.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Im Allgemeinen ist unser Kanton bereits sehr vielseitig mit Gesetzen und Verordnungen ausgerüstet und ich bin klar der Auffassung, dass es aktuell keine neuen Gesetze braucht. Jedoch sehe ich Handlungsbedarf bei der Revision und Aktualisierung einiger bereits sehr lange existierenden Gesetze.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Gemeindefusionen im Kanton AR ergeben durchaus Sinn, solange dies von der Basis heraus gefordert wird und die betroffenen Gemeinden eine Fusion in Betracht ziehen. Aus Sicht von Teufen ist es rein finanziell nicht sonderlich attraktiv, aber wenn sich Möglichkeiten ergeben mit umliegenden Gemeinden zu fusionieren, darf dies sicherlich nicht direkt ausgeschlossen werden.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Dass sich für die kommenden Wahlen keine Frauen aufstellen liessen, ist unvorteilhaft. Es wäre durchaus wünschenswert, wenn wir auch in Herisau mehr Diversität erreichen könnten, aber dazu müssen sich entsprechend qualifizierte Frauen auch zur Wahl stellen. Mit den beiden Jungfreisinnigen hat Teufen aber die Chance, die zwei jüngsten Ratsmitglieder zu stellen und auch dem Altersdurchschnitt des Kantonsrats etwas entgegenzuwirken.

Fabian Germann




  • 32 Jahre

  • IT-Projektleiter

  • ledig

  • Politische Erfahrung: drei Jahre Kinder- und Jugendkommission Teufen


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht für den Gemeinderat zur Verfügung?

Wir müssen uns in den kommenden Jahren wichtigen Herausforderungen stellen, die auf kantonaler Ebene angepackt werden müssen: Der Ausbau von Wind- und Solaranlagen als Hauptpfeiler der zukünftigen Stromversorgung, die Digitalisierung von Prozessen sowie die Verbesserung des Fahrradnetzes im Appenzellerland. Ich möchte hier einen Beitrag leisten und mich einbringen. Daher kandidiere ich für den Kantonsrat. Ausserdem bin ich bereits sehr stark im Dorf verwurzelt und möchte insbesondere auch die Anliegen der jungen Teufnerinnen und Teufner auf die kantonale Bühne bringen.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Das Appenzellerland mit einem der ältesten Gebäudeparks der Schweiz hat im Gebäudebereich einer der wenigen, aber sehr relevanten Hebel zur Senkung des CO2-Ausstosses. Hier würde ich gesetzlich das Ziel verankern, dass der Kanton Appenzell Ausserrhoden bis 2040 klimaneutral werden soll. Zur Erreichung dieses Ziels haben wir mit dem revidierten Energiegesetz bereits eine gute Grundlage beim Heizungsersatz gelegt. Nun sollten wir auch bei den energetischen Sanierungen vorwärts machen und die Gebäudehüllensanierungen im Förderprogramm Energie noch stärker unterstützen.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Die Anforderungen an kommunale Dienstleistungen steigen stetig. Hier könnten Fusionen Abhilfe schaffen, indem Dienstleistungen gebündelt werden und so der Professionalisierungsgrad der kommunalen Ämter gesteigert wird. Die Bevölkerung soll zwingend in diesen Prozess involviert werden und es muss eine tragbare Lösung für alle Beteiligten gefunden werden. Die Gemeinde Teufen hat meiner Meinung nach bereits heute einen hohen Standard und könnte hier als Vorreiterin agieren.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Ich bin seit einigen Jahren politisch aktiv und stelle fest, dass wir regelmässig daran scheitern, genügend Frauen für Kandidaturen gewinnen zu können. Es fehlen uns dadurch wichtige Vertreterinnen – eine verpasste Chance für mehr Ausgewogenheit in der Politik. Wir müssen Frauen, die diesen Schritt gehen, bewusst fördern und so Vorbilderrollen für die Zukunft schaffen.

Werner Giezendanner




  • 42 Jahre

  • Meisterlandwirt / Tech. Kaufmann

  • verheiratet, zwei Kinder (2019, 2021)

  • Politische Erfahrung: Präsident der Land- und alpwirtschaftlichen Genossenschaft Teufen und Umgebung, Mitglied bei der Landwirtschaftlichen Kreditkasse, im Verwaltungsrat der Landi Säntis AG


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht für den Gemeinderat zur Verfügung?

Das Pensum für den Gemeinderat ist zu gross, damit ich dies zusammen mit meinem Landwirtschaftsbetrieb bewerkstelligen kann.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Ich bin für weniger Gesetze und nicht für noch mehr Gesetze. Die Standortattraktivität darf nicht durch neue Gesetze geschwächt werden, wodurch Arbeitsplätze verloren gehen und das Gewerbe zusätzlich belastet wird.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Fusionen machen dann Sinn, wenn der Fusionsgedanke von der Basis aus kommt. Fusionen sollen gefördert, aber nicht erzwungen werden. Es gibt auch die Möglichkeiten, mit Zweckverbänden die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden zu fördern, wie zum Beispiel bei uns in Teufen bei der Feuerwehr mit dem TBG. Für Teufen macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, eine Gemeindefusion einzugehen. Der Kanton sowie die Gemeinde Teufen mit seinen Projekten sind auch in Zukunft auf ein finanzstarkes Teufen angewiesen.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Als Problem erachte ich es nicht. Aber ich finde es sehr schade, dass sich keine Frau für eine Kandidatur zur Verfügung stellt. Vor meiner Kandidatur versuchte ich selbst, Bäuerinnen für eine Kandidatur zu überzeugen. Leider erhielt ich nur Absagen mit dem Aufruf, mich selber als Kandidat zur Verfügung zu stellen.

Silvio Hutterli




  • 46 Jahre

  • Rechtsanwalt und Partner bei schochauer ag, St. Gallen

  • drei schulpflichtige Kinder (10, 12 und 15 Jahre)

  • Politische Erfahrung: Stiftung Grubenmann-Sammlung, Teufen (Stiftungsrat seit 2014), Turnverein Teufen (GPK seit 2018 / Vorstand 1998-2000), Kantonsschulverein Trogen (Vorstand seit 2020), Verantwortlich für den Bereich «Regulatory Affairs» bei Notenstein La Roche Privatbank AG (2012-2018), Mitarbeit in verschiedenen Arbeitsgruppen bei Gesetzgebungsprojekten im Finanzbereich


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht für den Gemeinderat zur Verfügung?

Im Speicher aufgewachsen, wohne ich seit 2015 in Teufen und fühle mich dem Appenzellerland sehr verbunden. Gerne möchte ich deshalb meinem Heimatkanton etwas zurückgeben und mich für Teufen im Kantonsrat für den Erhalt eines attraktiven Wohn- und Arbeitsortes für Familien und die Wirtschaft einsetzen. Dazu gehören für mich der Erhalt und die Sicherstellung der Standortattraktivität. Sowohl von Teufen innerhalb von Appenzell Ausserrhoden, als auch des gesamten Kantons innerhalb der Ostschweiz. Die Standortattraktivität beschränkt sich dabei nicht nur auf die Optimierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern umfasst auch den Erhalt unserer schönen Landschaft und die Sorge zur Umwelt. Aufgrund meiner Ausbildung als Betriebswirt und Jurist, aber auch wegen meiner beruflichen Erfahrung im gesetzgeberischen Bereich bin ich der Ansicht, dass ich im Kantonsrat meine Fähigkeiten am besten und zum grössten Nutzen der gesamten Bevölkerung einbringen kann.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Als liberal denkender Bürger wünsche ich mir kein neues Gesetz. Ich würde meine Zeit dafür einsetzen, kritisch zu hinterfragen, ob nicht ein bestehendes Gesetz seine Wirkung nicht (mehr) erfüllt oder gar falsche Anreize setzt und effizienter ausgestaltet oder sogar gestrichen werden könnte. Weniger ist oftmals auch in der Gesetzgebung mehr.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Die Nutzung von Synergien und gezielte Zusammenarbeit bringen oftmals Vorteile für alle. Deshalb begrüsse ich es, wenn der Kanton Rahmenbedingungen anbietet, welche die verstärkte Zusammenarbeit fördert und auch Anreize für Gemeindefusionen setzt. Diese müssen jedoch von der Bevölkerung der einzelnen Gemeinden mitgetragen und sollten nicht Top-down vorgegeben werden. Dies bedingt manchmal ein längerer Prozess, sodass ich wenig davon halte, in der Kantonsverfassung die Anzahl Gemeinden vorab festzulegen. Aktuell überwiegen für mich die Nachteile einer Gemeinde «Mittelland», sowohl für Teufen, als auch für den ganzen Kanton Appenzell Ausserrhoden.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Grundsätzlich finde ich es schade, dass in Teufen in keiner Partei Frauen für ein politisches Amt kandidieren. Ich bin der Ansicht, dass unterschiedliche Blickwinkel Diskussionen bereichern und zu besseren Lösungen führen. Auf Stufe Kantonsrat gibt es zum Glück aber in anderen Gemeinden sehr gute Kandidatinnen, sodass zu hoffen bleibt, dass am Ende auch im Kantonsrat eine gute Durchmischung gegeben ist.

Philipp Kessler




  • 22 Jahre

  • Juristischer Praktikant, Beginn Masterstudium in Rechts- und Wirtschaftswissenschaften im Herbst

  • ledig, keine Kinder

  • Politische Erfahrung: Präsident der Jungfreisinnigen Ausserrhoden, Mitarbeit in diversen Arbeitsgruppen der FDP


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht für den Gemeinderat zur Verfügung?

Der Tätigkeitsbereich eines Kantonsrats unterscheidet sich grundlegend von jenem eines Gemeinderats. Ich will mich insbesondere auf der Ebene der kantonalen Gesetzgebung für unsere Gemeinde und unseren Kanton einsetzen. Zudem denke ich, dass ich im Kantonsrat meine Fähigkeiten und mein Wissen besser einsetzen kann.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Als Liberaler spreche ich mich grundsätzlich gegen mehr Gesetze und Regulierungen aus. Ich will mich aber im Rahmen der laufenden Revision für einen gesunden Finanzausgleich einsetzen, der Teufen nicht unnötig belastet. Es ist wichtig, dass dieses System gut austariert ist, da es auch einen grossen Einfluss auf die finanzielle Stabilität unseres Kantons und dessen Attraktivität als Wohnort hat.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Gemeindefusionen können Sinn machen, wenn dadurch Synergieeffekte entstehen und sich dadurch das Angebot der Gemeinden für die Bürger verbessert und Einsparungen gemacht werden können. Wichtig ist dabei aber, dass solche Fusionen von der Bevölkerung der jeweiligen Gemeinden befürwortet werden. Sie dürfen keinesfalls von oben und ohne Rücksicht auf lokale Gegebenheiten verordnet werden. Ob für Teufen eine solche Fusion aktuell von Vorteil wäre, bezweifle ich. Der Kanton sollte aber definitiv die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass zwei oder mehrere fusionsbereite Gemeinden dies auch tun könnten.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Natürlich ist es immer wünschenswert, wenn sich viele Personen mit verschiedenen Hintergründen und Perspektiven für ein Amt bewerben, so dass die Bevölkerung eine breite Auswahl zur Verfügung hat. Es ist daher sehr bedauerlich, dass sich unter den Kandidierenden keine Frauen befinden. Es ist allgemein sehr schade, dass es heutzutage immer schwieriger wird, Personen für solche Ämter und Freiwilligenarbeit im Allgemeinen zu gewinnen.

Felix Leu




  • 68 Jahre

  • Programmierer, seit anfangs 2021 im Ruhestand

  • verheiratet, zwei erwachsene Söhne

  • Politische Erfahrung: Im Vorstand der SP Rotbach seit 2009, Präsident seit 2019, designierter Präsident der SP Appenzeller Mittelland


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht für den Gemeinderat zur Verfügung?

Die SP ist im Gemeinderat mit Bea Weiler vertreten; die SP Teufen hat sich aber noch nie um einen Sitz im Kantonsrat bemüht. Die aktuell sechs Sitze der FDP bilden die Bevölkerung schlecht ab.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Einführung der Proporzwahl für den Kantonsrat in Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohner.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Ja! Ich befürworte drei Gemeinden, da eine Gemeinde Hinterland ohne Herisau zu klein wäre. 3 statt 20 Verwaltungseinheiten reduzieren den Gesamtaufwand bei hoffentlich noch besserer Qualität. Die Identität von Teufen bleibt auch in einer Gemeinde Mittelland erhalten. Teufen sieht sich als Haupteinzahler in den kantonalen Finanzausgleich in einer speziellen Rolle. Ich denke, das Wohl unseres Kantons hängt nicht nur an den Teufner Steuermillionen; wir nehmen uns in Finanzfragen zu wichtig.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Ja, im Rat sind aktuell 20 Kantonsrätinnen und 45 Kantonsräte. Das bildet die Bevölkerung schlecht ab. Und für Teufen wird es noch männerlastiger werden. Nicht nur die SP hat sich bemüht, Frauen zu einer Kandidatur zu bewegen. Die aktuell gelebte Dorfpolitik scheint für Frauen wenig attraktiv. Als Parteipräsident muss ich mich da an der eigenen Nase nehmen.

Jean Sacchet




  • 59 Jahre

  • Unternehmer

  • verheiratet, 2 Söhne

  • Politische Erfahrung: Gemeinderat, Vize-Gemeindepräsident, Präsident Finanzkommission


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht erneut für den Gemeinderat zur Verfügung?

Von 2004 bis 2010 habe ich mich als Gemeinderat für Teufen engagiert. In dieser Zeit war ich Präsident der Finanzkommission und Vize-Gemeindepräsident. Das anspruchsvolle Amt hat einerseits neben einem grossen Zeitaufwand einiges abverlangt, aber hat mir auch sehr spannende Einblicke in die Politik verschafft. Da ein Doppelmandat aus zeitlichen Gründen nicht realisierbar ist, möchte ich gerne meine politischen Erfahrungen, sowie meine Berufs- und Lebenserfahrung neu im Kantonsrat einbringen.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Grundsätzlich gibt es heute schon genügend Gesetzte und Vorschriften, so dass ich nicht bereits vor dem Amtsantritt ein weiteres Gesetz fordere. Ich biete aber gerne Hand, parteiübergreifend nach Verbesserungen und Optimierungen der bestehenden Gesetze zu suchen, die dem Kanton Wohlstand, Sicherheit und nachhaltige Erfolgsaussichten bereiten.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Als gelernter Betriebswirt beurteile ich Gemeindefusionen als rational sinnvoll und langfristig unumgänglich. Als Demokrat und liberaler Mensch bin ich überzeugt, dass die Bevölkerung jeder Gemeinde bei dieser Frage selbst bestimmen muss und mögliche Veränderungen von unten nach oben wachsen müssen. Auf keinen Fall dürfen Gemeindefusionen verordnet werden!

Teufen hat als zweitgrösste Gemeinde in Kanton und durch ihre Finanzkraft eine wichtige Stellung im Kanton. Diese darf durch eine Gemeindefusion nicht geschwächt werden.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Persönlich bedauere ich, dass sich keine Frau aus Teufen als Kandidatin für den Kantonsrat zu Verfügung stellt. Neben der Geschlechterfrage ist es aber genauso wichtig, dass die Kantonsratsdelegation aus Teufen die verschiedenen politischen Ansichten seiner Einwohner vertritt. Nur eine politische Vielfalt widerspiegelt die Einzigartigkeit von Teufen im Kantonsrat. Der Kompromiss aus einer grossen Meinungsvielfalt bringt in unserer gelebten Demokratie seit jeher die besten Lösungen hervor.

Roger Stutz




  • 52 Jahre

  • Leiter Gruppe Wirtschaftsermittlung (Betriebsökonom, Jurist)

  • verheiratet, zwei Kinder

  • Politische Erfahrung: 2023 – heute: Eidg. Delegierter FDP Teufen, 2022 –  heute: Vizepräsident Gemeinde Teufen, 2019 – heute: Gemeinderat Teufen, Baubewilligungs- und Planungskommission, 2015 – 2019: Gemeinderat Teufen, Soziales, Kinder- und Jugendkommission, 2014 – 2017: Vizepräsident FDP Teufen


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht nur für den Gemeinderat zur Verfügung?

Ich stehe weiter für den Gemeinderat zur Verfügung. Als Kantonsrat will ich unter anderem den Wissenstransfer in den Gemeinderat sicherstellen.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Das Gemeindefusionsgesetz, damit die notwendige gesetzliche Grundlage für Fusionen besteht.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Auf jeden Fall! Vorteile der Fusion erkenne ich insbesondere bei der Organisation von Schule und Verwaltung, im Bereich der Pflege und Altersvorsorge sowie in der Raumplanung. Gemeinden müssen von sich aus fusionieren und die Verwaltungseinheiten reduzieren wollen! Ich kann mir vorstellen, dass sich Gemeinden im Hinter- Mittel- und Vorderland zusammenschliessen und an Attraktivität gewinnen.

Die Gemeinde Teufen soll aus verschiedenen Gründen eigenständig bleiben und weiter Dienste für Gemeinden und den Kanton leisten. Eigenständig bleiben heisst ganz und gar nicht, dass sich die Gemeinde abkoppelt, im Gegenteil. Die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden soll erhalten, gefestigt und auf neue Bereiche ausgeweitet werden. Teufen ist und bleibt ein starker, verlässlicher Partner.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Ja, das wurmt richtig. Frauen im Team machen die Arbeit und das Resultat besser. Ich hoffe fest, dass wir das starke Geschlecht (genetisch sind Frauen stärker als Männer) in Zukunft besser im Gemeinde- und Kantonsrat vertreten haben.

Hans Koller




  • 64 Jahre

  • Sekundarlehrer

  • verheiratet, fünf erwachsene Kinder

  • Politische Erfahrung: 15 Jahre Mitglied in der Kommission Sicherheit und Betriebe, seit mehreren Jahren im Vorstand der FDP Teufen, 6 Jahre im Vorstand des kantonalen Lehrerverbandes


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht für den Gemeinderat zur Verfügung?

Ich stelle mich für den Kantonsrat zur Verfügung, weil ich bereits seit 4 Jahren in diesem Rat bin. Mit einem engagierten 100%-Pensum als Sekundarlehrer ist für mich ein Mandat als Gemeinderat schlichtweg nicht möglich. Mit zunehmendem Alter benötige ich auch Ausgleich in der Natur mit meinen 60 Hochstammbäumen, Familie und Sport, um jeden Morgen mit einem Smile den Tag angehen zu können. Zudem arbeite im ich im Kantonsrat im Büro mit, was eine weitere Herausforderung darstellt in der Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen und dem Regierungsrat.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

In Sachen Gesetzen habe wir von der FDP wesentlich dazu beigetragen, ein nachhaltiges Energiegesetz zu erhalten. Nach meinen Interessen dürfte dies noch verschärft werden, damit die drohende Klimaveränderung verkleinert werden kann.

Weiter stände ein Raumplanungsgesetz an, das unserer Streusiedlung eine Zukunft gäbe und Gebäude nicht verlottern müssten. Ein Gesetz, das eine sinnvolle Umnutzung von Ökonomiegebäuden in Gewerbe- oder Wohnraum ermöglichen würde.   

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Gemeindefusionen machen absolut Sinn, damit Synergien in Verwaltung und Kommissionen besser genutzt werden können. Zudem kann allenfalls auch dem mangelnden Interesse für politische Ehrenamtlichkeit entgegnet werden. Es darf aber nicht sein, dass Fusionen von oben beschlossen werden können.

Aus den Gemeinden selber muss das Interesse zur Zusammenarbeit kommen. Im Appenzeller Mitteland stellt der Feuerwehrbund zwischen Gais, Bühler und Teufen ein gutes Beispiel dar. Weitere Zusammenschlüsse wie Grundbuchwesen sind ja auch erfolgt, dies ist die Basis zu Fusionen. In Teufen muss mit Fusionen aber Sorge getragen werden, denn finanzschwache Gemeinden und der Kanton profitieren vom grossen Betrag, den Teufen in den Finanzausgleich zahlt. Wenn bei einer Fusion der Steuerfuss erhöht werden müsste, wäre eine Abwanderung von guten Steuerzahlenden die Folge und nebst Teufen würde auch Gemeinden und Kanton verlieren.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Als Vorstandsmitglied der FDP Teufen habe ich selber Frauen zur Mitarbeit im Kantonsrat angefragt, wir wollten als FDP unbedingt Frauen zur Kandidatur bewegen. Aber niemand konnte sich zur Verfügung stellen, Familie oder Beruf waren vorrangig. Wir werden für die nächsten Wahlen schon jetzt beginnen, Frauen davon zu überzeugen, wie wichtig ausgeglichenen Vertretungen in der Politik wären. Wir hoffen sehr, für die nächsten Erneuerungswahlen mit mehreren Frauen präsent sein zu können.

Marco Sütterle




  • 53 Jahre

  • Unternehmer

  • verheiratet, 3 Töchter (18, 16, 11)

  • Politische Erfahrung: Kantonsrat AR seit 2019, Gemeinderat von Teufen seit 2016, Leiter Ressort Soziales, Präsident Heimkommission der Alters- und Pflegeheime Teufen, Vorstand Spitex Rotbachtal, Vorstand FDP-Teufen


Weshalb stellen Sie sich für den Kantonsrat und nicht auch erneut für den Gemeinderat zur Verfügung?

Als Gemeinderat durfte ich zusammen mit meinem Ressort viel erreichen: Zu den operativen Errungenschaften gehört die Schliessung des Hauses Bächli mit anschliessender Restrukturierung der beiden verbleibenden Häuser Unteres Gremm und Lindenhügel, der Verschlankung der Organisation, Vereinfachung der Betriebsabläufe. Dies erlaubte uns bei gleichbleibend hoher Qualität und Zufriedenheit der Bewohnenden, deren Taxen und Tarife zu senken. Auf strategischer Ebene haben wir für Teufen ein Altersleitbild entwickelt und daraus die Altersstrategie abgeleitet. Für unsere Alters- und Pflegeheime haben wir ein detailliertes, vom Kanton bewilligtes Betriebskonzept verabschiedet. Nach zwei erfolgreichen Amtsperioden sehe ich somit die Zeit als gekommen, die Ressortleitung in neue Hände zu übergeben und meinen Sitz im Gemeinderat zur Verfügung zu stellen.

Im Kantonsrat sehe ich hingegen die grosse Arbeit erst noch auf uns zukommen. Aus Teufner Sicht denke ich da speziell an den neuen kantonalen Finanzausgleich, die Anpassung der Gemeindestrukturen, die Totalrevision der Kantonsverfassung und dabei insbesondere an das Wahlsystem. Gerne werde ich mich dabei umsichtig aber auch mit dem nötigen Weitblick einbringen und einsetzten.

Wenn Sie heute ein neues Gesetz für den Kanton erlassen könnten – welches wäre das und warum?

Der Klimaschutz und insbesondere die Energiepolitik sind mir sehr wichtig. Deshalb habe ich mich zuerst als Mitglied der Energiegenossenschaft Teufen und dann im Kantonsrat eingesetzt, dass nun bei der Umfahrung Teufen eine der grössten Photovoltaikanlagen in unserem Kanton realisiert wird. Mit dem teilrevidierten Energiegesetz haben wir im Kantonsrat bereits in der laufenden Legislaturperiode einen beispiellosen Meilenstein erreicht. Jetzt wollen wir noch mit einer Standesinitative darauf hinwirken, dass Solar- und Kleinwindkraftanlagen ausserhalb der Bauzonen einfacher zugelassen und bewilligt werden können. Diesen Vorstoss braucht es auf nationaler Ebene, denn kantonal sind wir – was die Energiepolitik betrifft – für die nächsten Jahre gut aufgestellt. Wenn ich also gemäss Frage heute ein kantonales Gesetz in trockenen Tüchern wissen möchte, so wäre das vor allem auch aus Teufner Optik das Finanzausgleichsgesetz: Eine Erhöhung der Abschöpfungsquote für Teufen von aktuell 25% auf neu 27% sehe ich wie auch der Gemeinderat als verkraftbar. Aus Solidaritätsüberlegungen stimme ich dieser, aber keiner höheren Quote zu. Zudem muss garantiert werden, dass bestehende unvorteilhafte Strukturen nicht zementiert und aktuelle Fehlanreize nicht weitergeführt werden und dass der Beitrag einer einzelnen Gemeinde auf maximal den Beitrag des Kantons gedeckelt wird. Sonst droht das ganze zum Fass ohne Boden zu werden.

Machen Gemeindefusionen im Kanton AR Sinn?

Die jetzige Gemeindestruktur ist nicht mehr funktionsfähig, was sich schon daran zeigt, dass unser Kanton mit einem unübersichtlichen Flickenteppich an Kooperationen, Zusammenschlüssen und Zweckverbänden übersäht ist. Zudem besteht eine Riesenkluft zwischen den Gemeinden finanziell (siehe vorangehende Frage), aber auch personell: zum Teil fehlt es schlichtweg quantitativ an Kandidaten, um die führungsnotwendigen Positionen in allen 20 Gemeinden zu besetzen. Teils fehlt es auch qualitativ an Wissen und Erfahrung, was vorausgesetzt wird, um die zwingend erforderliche Professionalisierung mit der Zeit einhergehen zu lassen. Deshalb unterstütze ich den angepassten Vorschlag des Regierungsrates, der die bestehenden 20 Gemeinden auf drei bis fünf Gemeinden zusammenlegt. Alle anderen Lösungsansätze tönen hoffnungsvoll und weniger einschneidend, haben jedoch einzig eine Verschiebung und Verschärfung der strukturellen Probleme unseres Kantons zur Folge. Die Diskussion, welche der Varianten im vorgegebenen Rahmen zu wählen ist, soll in einem zweiten Schritt im Rahmen der Umsetzung durch den Kantonsrat auf Gesetzesstufe erfolgen.

Für die anstehenden Wahlen kandidieren aus Teufen sowohl für den Gemeinde- als auch für den Kantonsrat ausschliesslich Männer. Ist das ein Problem?

Die unausgewogene Geschlechterverteilung finde ich bedenklich, doch noch schlimmer finde ich zwei andere Tatsachen: erstens, dass wir auch in Teufen Mühe bekunden, genügend Kandidierende für alle offenen Positionen zu begeistern. So wird Teufen die zur gegenseitigen Kontrolle der Verfassungsorgane wichtige Geschäftsprüfungskommission GPK voraussichtlich personell unterbesetzen! Auch für den Gemeinderat hat es trotz Reduktion der Sitze heuer gerade so viel Kandidierende, wie zu besetzende Positionen. Dies, wie auch die stille Wahl vor vier Jahren, entsprechen nicht einer echten Wahl nach unserem Demokratieverständnis. Als Partei- und Vorstandsmitglied der FPD-Teufen freue ich mich, dass sich unsere jahrelange Basisarbeit ausbezahlt macht. Doch finde ich es zweitens für eine funktionierende Demokratie ungeheuerlich, dass sich in unserem Dorf die anderen Parteien und auch sonst aktive Gruppierungen wie bsp. die IG oder das Gewerbe, aus ihrer politischen Basisverantwortung zurück- oder gar ganz heraushalten.

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