
Von Hanspeter Spörri*
Die Teufner Sekundarschule benötigt mehr Raum (Tüüfner Poscht 4/2014). Deshalb sind gegenwärtig Abklärungen im Gang. Geprüft wird nicht nur ein Um- und Erweiterungsbau im Hörli, sondern auch der Abbruch des 1969 errichteten Schulhauses und ein Neubau an gleicher Stelle oder allenfalls in der Nähe des Schulhauses Landhaus.
Aus diesem Grund werfen wir einen Blick zurück in die 1960er-Jahre, als bereits einmal der Bau eines Sekundarschulhauses auf der Landhaus-Liegenschaft geplant war, vom Volk aber abgelehnt wurde, weshalb es schliesslich zum Bau des «neuen» Hörli kam, das 1969 eingeweiht wurde.

Erster Anlauf scheiterte an den Kosten
Am 8. Dezember 1963 sagten 536 Stimmende Nein zu neuen Schulbauten im Landhaus – gegenüber 259 Ja. Der Widerstand hatte sich entzündet an den damals als hoch eingeschätzten Kosten von rund 4 Millionen Franken, an den vorgesehenen Flachdächern der vier Einzelbauten und am Fehlen eines ausreichend grossen Sportplatzes.
Die Befürworter, die noch versucht hatten, in der Dorfzeitung «Säntis» mit eigenen Leserbriefen Gegensteuer zu geben, erkannten schon vor dem Abstimmungswochenende, dass das Zusammengehen aller Unzufriedenen «unweigerlich zum Fall des Projektes» führen müsse.
Landhausprojekt: «Zu luxuriös»
Ende der 1950er-Jahre stiegen in Teufen die Schülerzahlen, und auch die Ansprüche an die Schule wuchsen. 1957 entschied man, die 7. und 8. Klasse nicht mehr nur als Halbtagsschule zu führen und schuf eine zweite Abschlussklassenlehrstelle.
1959 wurden zwei neue Sekundarlehrstellen bewilligt. Die dadurch entstandenen Platzprobleme wollte man mit dem Neubau auf der Liegenschaft Landhaus lösen. 1961 gingen beim Architekturwettbewerb mehr als 40 Lösungsvorschläge ein. Das Siegerprojekt sah mehrere verschiedene Baukörper vor und galt manchen im Dorf als «zu luxuriös».
Beschränkung als Motto
Das klare Volks-Nein veranlasst die Behörden, beim zweiten Anlauf mit mehr Zurückhaltung ans Werk zu gehen. Ende 1965 setzt der Gemeinderat wieder eine Schulhausbaukommission ein, die den Auftrag erhält, im Hörli ein Realschulhaus mit Turnhalle zu projektieren. Das Grundstück, das die Gemeinde schliesslich vom damaligen Institut Buser kaufen kann, ist allerdings so klein, dass auf die Turnhalle verzichtet wird.
Taktisches Vorgehen
Bei einer Aussprache der Schulhausbaukommission mit den Sportvereinen am 30. September 1966 wird versprochen, die Vorlage des Realschulneubaus hinter dem alten Hörli- Schulhaus und die Errichtung einer Turnhalle mit Sportanlage im Landhaus gleichzeitig dem Stimmvolk zu unterbreiten – ein Schachzug, um aus Gegnern Befürworter zu machen und alle Interessen zu befriedigen: «Beide Vorlagen zusammen sollen billiger zu stehen kommen als die Vorlage von 1963», liest man im Protokoll.
«Beschränkung» ist das Motto. Aus dem neuen Architekturwettbewerb für das Hörli geht ein Projekt als Sieger hervor, das den Namen «Restriction» trägt. Der beratende Architekt Henne erläutert am 24. November 1966 der Schulhaus-Baukommission dessen Vorzüge: «Der Hauptvorteil liegt in der ruhigen, klaren Form des Baues; der First ist durchgehend, die Bauweise einfach.» Ebenso einfach und übersichtlich ist der Grundriss, ein grosser Vorteil, wenn wirtschaftlich gebaut werden muss.»
Verzicht «im Interesse des Steuerzahlers»
Ein paar Tage später wird die Lehrerschaft orientiert. Aktuar Hans Hürlemann hält aus der Diskussion fest: «Der Platz um das Schulhaus herum ist sehr knapp bemessen.» In der Kommissionssitzung vom 27. Januar 1967 wird entschieden, die Ausstattung nach der Devise «einfach, solid, ohne Luxus» zu planen. Auch die Stimmbürger werden informiert, dass man sich für eine wirtschaftliche Lösung entschieden habe: «Immer mehr setzt sich in unserem Lande die Auffassung durch, dass im Interesse des Steuerzahlers kostspielige, luxuriöse Schulhausbauten, die da und dort beobachtet wurden, vermieden werden müssen. »
In der Volksabstimmung vom 2. Juli 1967 wurde mit 600 Ja gegen 168 Nein die Erstellung des Realschulhauses Hörli bewilligt, parallel dazu mit 530 Ja gegen 236 Nein die Errichtung von Turnhalle und Sportanlage im Landhaus.
*Der Teufner Journalist Hanspeter Spörri begleitet das Projekt als Kommunikationsverantwortlicher

Ein Sparprojekt
Wer die Protokolle aus den 1960er-Jahren liest, stellt fest, dass mit handwerklicher Sorgfalt und gleichzeitig mit eisernem Sparwillen gebaut wurde. Eine Erweiterungsmöglichkeit wurde vorgesehen und 1985 und 1986 realisiert.
1992, 23 Jahre nach der Einweihung des neuen Hörli, drängte sich eine Renovation der Schulzimmer auf. In einer Notiz des Teufner Hochbauamtes liest man: «Die Konzeption des Neubaues wurde im Abstimmungsedikt mit Einfachheit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit umschrieben. In diesem Sinne wurde der Schulbau erstellt; dies zeigt sich heute in Konzept und Ausbau.»
Das kantonale Hochbauamt fand in der Beurteilung des Renovationsprojekts im August 1992 deutliche Worte: Mit dem neuen Innenausbau würden die rauminternen (Platz-)Verhältnisse verbessert, was im schulischen Alltag zu gewissen Verbesserungen führe, «jedoch à la longue nicht genügen dürfte».
Das Schulhaus werde damit sehr intensiv mit reinen Klassenzimmern ausgenützt, «was auf Kosten von möglichen Gruppenräumen, Vorbereitungszimmern oder anderen Nebenräumen geschieht. Es ist daher klar festzuhalten, dass mit der vorgeschlagenen Belegung (Umgestaltung) keine genügende Verbes- serung bezüglich Raumprogramm-Anforderungen (Richtlinien) vollzogen werden kann.» Mit 70 m2 Fläche seien zudem auch die Schulzimmer nicht überaus gross dimensioniert, so dass ein gewisses Nebenraumangebot umso wichtiger wäre. Seit dieser Beurteilung sind wiederum 22 Jahre vergangen.
Der Blick ins Archiv zeigt: Schulbauten sind komplexe Vorhaben. Sie spiegeln immer auch den herrschenden Zeitgeist.

Aus heutiger Sicht ist das 1907 erbaute «alte» Hörli – «das von der Lokalzeitung «Säntis» 1969 im Vergleich zum neuen Schulhaus als «recht unförmiger Klotz» bezeichnet wurde – leichter an neue Bedürfnisse anzupassen als der in den 1960er- Jahren errichtete Bau. Diesem ist heute noch anzumerken, dass er unter dem Eindruck einer verlorenen Abstimmung mit grosser Sparsamkeit konzipiert wurde. HS