Anlässlich der Gemeindeorientierung wurde von Gemeinde, Kanton und vor allem von den Appenzellerbahnen eine Drohkulisse gegen den Kurztunnel aufgebaut. Grundsätzlich sollten wir uns durch diese Art von Infos nicht beeinflussen lassen. Mehrfach wurde die Doppelspur mit untauglichen Beispielen mit den Grossstädten Zürich, Basel oder Genf verglichen. Dort fahren die Züge aber mehrheitlich in einem eigenen Trasse, auch in Trogen und Speicher, ohne den Privatverkehr zu behindern. Man stelle sich vor, für die Hauptgasse Appenzell, Multergasse oder Marktgasse St.Gallen würde ein Doppelspurprojekt geplant. Eine solche Vorlage hätte bei der Bevölkerung null Chancen. Bei der seinerzeitigen Lang-Tunnel-Variante vor 2 Jahren wurden wir durch die Gemeinde auch mit einer Drohkulisse betreffend Unfinanzierbarkeit fehlinformiert. Schade, heute wissen wir mehr……
Der aufgezeigte Kreisel wurde nur mit einer Bahnspur gezeigt, es hat aber deren zwei. Alle 5 Minuten werden, infolge Bahndurchfahrt, die sechs Ampeln für 58 Sekunden auf rot geschaltet, das heisst Stillstand für alle Fahrzeuge und Passanten. Man stelle sich den Stau bis weit zurück ins Dorfzentrum vor.
Nach heutigem Wissen, sollten Bahn und Privatverkehr immer getrennt gebaut werden.
Ein überdimensionierter Kreisel bei der Bahnhofkreuzung wäre bei einem Kurztunnel nicht nötig.
Meine Vision für die Zukunft ist folgendermassen: Vom Schützengarten bis Bahnhofkreuzung wird die gesamte Strasse, alle Vorplätze, Parkplätze etc. mit Pflastesteinen (analog Klosterplatz St.Gallen) ausgeführt. In diesem Bereich wird Tempo 20 oder 30 eingeführt. Dadurch würde automatisch eine Verkehrsberuhigung eintreten. Der Autoverkehr kann flexibel gehändelt werden. Er wird sich in nicht zu ferner Zukunft sowieso laufend verändern (selbstfahrende und kleinere Elektrofahrzeuge etc.). Verweilzonen mit Baumgruppen und Bänke als Begegnungszonen könnten entstehen. Stassencafés und vereinzelte Märkte würden wieder Sinn machen und das heimische Gewerbe würde infolge des dadurch einmaligen schönen Dorfkerns auch mit „Touristen“ überregional profitieren.
Die Bahn wird neu im 15 Min. Takt auf 2 Geleisen geführt, das heisst, dass jeweils alle 6 Minuten ein Zug durch das Dorfzentrum fährt. Tendenz steigend. Bis 150 Züge pro Tag!!!
Mit einer Doppelspur können wir eine solche Vision mind. für die nächsten 50 Jahre vergessen (laut Bahn-Info werden die Infrastrukturen jeweils zwischen 50 und 100 Jahren angepasst).
An der Orientierung wurde mit der Doppelspur von mehr Sicherheit gegenüber dem Tunnel argumentiert. Dies ist schon fast lächerlich, da eine Bahn im Tunnel logischerweise die sicherste Variante für unsere schwächsten Verkehrsteilnehmer sein wird.
Der Knackpunkt beim Haus Näf ist bei beiden Varianten nicht gelöst.
Schützen wir unseren schönen Dorfkern und sagen wir Ja zum Kurztunnel.
Reto Camen, Teufen