Viele Informationen, aber noch wenig Konkretes zu Grossprojekten

08.11.2017 | Erich Gmünder
Orientierungsversammlung 2017 (253)

Bildbericht: Erich Gmünder

Wer an der Orientierungsversammlung am Dienstag, 7. November im Lindensaal konkrete Informationen über die grossen Projekte in Sachen Ortsdurchfahrt, Zentrumsgestaltung oder Schulhausneubau erwartet hatte, wurde vermutlich enttäuscht. Neue Informationen gab es zu Nebenschauplätzen: So soll die Gastronomie des Freibades öffentlich ausgeschrieben werden, und bei der Erbschaft Guyer sind offenbar doch Blutsverwandte vorhanden, wie Gemeindepräsident Reto Altherr bekannt gab.

Der Gemeindepräsident blickte kurz auf sein erstes Amtsjahr zurück. Langweilig sei es ihm nicht geworden, sagte er lakonisch.

Reto Altherr führte die wichtigsten Geschäfte auf, welche den Gemeinderat seit seinem Amtsantritt beschäftigen: Neben der Ortsdurchfahrt (nach der Ablehnung der Kurztunnel-Initiative) und dem Neubau des Sekundarschulhauses sind das der Neubau des Reservoirs Schwende, das Optimierungsprogramm für das Freibad, das neue Altersleitbild, der Neubau der Tagesstrukturen, die Anpassung des Baureglementes und die Revision der Gemeindeordnung. Verwaltungsintern sind eine Organisationsentwicklung, das Interne Kontrollsystem IKS sowie ein Geschäftsverwaltungsprogramm in Bearbeitung oder geplant. Reto Altherr dankte vor allem seinen Kolleginnen und Kollegen in der Behörde für ihr grosses ehrenamtliches Engagement, mit bis zu 50 Stunden Einsatz pro Monat.

Leitgedanken vorgestellt

Richtschnur für den Gemeinderat sind „Leitgedanken unseres Handelns“, die in einer Broschüre festgehalten sind. Ziel ist demnach, dass Teufen ein zeitgemässes Dorf ist, „mit einem starken Gewerbe, modernster Infrastruktur, gelebter Kultur, wegweisenden sozialen Einrichtungen, guten Schulen und einem gesunden Finanzhaushalt.“ Auf die breit abgestützte Erarbeitung eines neuen Leitbildes wurde wegen des hohen Aufwandes verzichtet, sagte Reto Altherr. (Die Broschüre ist auf der Gemeindekanzlei erhältlich).

Gesunder Haushalt erlaubt Steuersenkung

Bereits bekannt ist, dass der Gemeinderat 2018 die Steuern um 0,1 Einheiten auf 2,9 Einheiten senken will. Am 26. November wird darüber an der Urne abgestimmt. Vizepräsident und Finanzchef Markus Bänziger präsentierte mit vielen Folien unterlegt die Entwicklung des Steuerfusses (von 3,3 im Jahre 2007 bis 2,9 im 2018), die Entschuldung dank stark steigender Steuererträge, ausserordentlichen Abschreibungen aufgrund einer Serie von hohen Überschüssen, zurückhaltender Ausgabenpolitik und Investitionsbremse.

Investitionsplanung: Grosse Projekte stehen an

Ab nächstem Jahr steigen die Investitionen wieder stark an. Für 2018 sind 8,1 Mio Franken budgetiert, mit Investitionen in das Gemeindestrassennetz (Belagsanierung Jonenwatt, 2. Etappe Oberfeldstrasse und Erschliessung Unteres Gremm) und in die Liegenschaften (Schulliegenschaften und Sportplätze, Sanierung der Finanzliegenschaften Friedhofstrasse, Hauteten, Schönenbüel und Haus Bächli).

Insgesamt sind im Zeitraum 2018-2023 Investitionen von rund 71 Mio. Fr. oder 12 Mio. Franken jährlich geplant: Schulliegenschaften 31,1 Mio., Sanierung Schwimmbad 3,2 Mio., Ersatz Fernwärmezentrale 1,0 Mio., Dorfzentrumgestaltung 11,4 Mio., Wasserversorgung 7,9 Mio. und ARA-Anschluss an St. Gallen 3,0 Mio. Die Investitionsplanung beinhalte auch visionäre Vorhaben, und die Realisierung der Ortsdurchfahrt sei abhängig vom Projektplan der AB und des Kantons, relativierte Bänziger.

Fast etwas enttäuscht gab er sich, als nach seinem Referat keine Fragen gestellt wurden. Die Finanzverwalterin und er wären vorbereitet und die entsprechenden Folien parat gewesen, sagte er mit einem Schmunzeln.

Steigende Schülerzahlen bedingen mehr Schulraum

Thomas Brocker, Mitglied der Schulkommission, stellte nach einem unterhaltsamen Drohnenflug-Video mit Stationen an allen Schulanlagen die Ergebnisse der Schulraumplanung vor (siehe auch TP 9/2017). Dank der Zuwanderung von Familien und dem Trend zu mehr Kindern, der sich in einer stark steigenden Geburtenrate niederschlägt, entwickeln sich die Schülerzahlen von aktuell 561 bis zum Jahr 2040 auf 690 Kinder. Das führt zu höherer Nachfrage nach Schulraum.

In den Primarschulkreisen Landhaus und Niederteufen kann dieser weitgehend durch effizientere Ausnutzung der bestehenden Infrastruktur aufgefangen werden. In Niederteufen wird ein 3. Kindergarten in der früheren Hauswartwohnung realisiert, und 2018 ist eine Volksabstimmung für die Erweiterung der Tagesstrukturen geplant. Zusätzlich steht die Sanierung der beiden Schulhäuser an.

Künftige Nutzung des Sekundarschulhauses Hörli

Auf der Sekundarstufe drängt sich ein Neubau im Gebiet Landhaus auf. Entgegen den Annahmen bei dem Ende 2015 verworfenen Schulhausprojekt müsse jetzt aufgrund der Studie mit 12 statt bisher 9 Klassen geplant werde, sagte die Schulkommissionspräsidentin Ursula von Burg.

Konkrete Planungsdetails konnte Ursula von Burg nicht bekannt geben: „Der Bau liegt nicht in meinem Ressort, ich bin nur die Bestellerin“, sagte sie zur Erheiterung des Publikums.

Bis zur Realisierung eines Neubaus könne sich die Sekundarschule noch im Hörli mit den bestehenden Räumlichkeiten arrangieren. Dabei würden nur die dringendsten Investitionen und Reparaturen vorgenommen.

Dorfschulhaus soll aufgehoben werden

Die 1. und 2. Klässler sollen vom Dorfschulhaus ins alte Hörli umziehen. Gleichzeitig würden dort auch die Tagesstrukturen für den Schulkreis Landhaus eingerichtet. Was mit dem Dorfschulhaus passiert, ist offen und ein Thema im Zusammenhang mit der Dorfgestaltung.

Für die Zukunft des „neuen“ Hörli (der Bau aus dem Jahr 1967) stehen laut Ursula von Burg zwei Varianten im Vordergrund: eine Umnutzung oder der Rückbau und die Umwandlung in eine Grünfläche. Insgesamt sind die baulichen Massnahmen mit Investitionskosten von 31 Mio. Franken veranschlagt.

Freibad-Gastronomie wird ausgeschrieben

Abschliessend gab Reto Altherr Einblick in einige weitere Geschäfte. So sollen die Ergebnisse der von einer Gruppe unzufriedener Badegäste lancierten Umfrage zum eingeschränkten Betrieb in die Auswertung der Badesaison 2017 einfliessen und zusammen mit Erkenntnissen eines Erfahrungsaustauschs mit der Badi Heiden in einem Workshop aufgearbeitet werden, bei dem auch der Bademeister involviert ist. Die Führung des Freibad-Restaurants soll aus dem Betrieb ausgegliedert und zur freien Bewerbung ausgeschrieben werden. Dazu sind wie oben erwähnt weitere Investitionsschritte geplant.

„Frau Guyer hatte Verwandte“

Die Heidi und Paul Guyer-Stiftung wird zurzeit noch durch den Sachwalter betreut. Der Gemeinderat hat einen Grundsatzentscheid bezüglich Organisation gefällt: Geplant ist ein gemischter Stiftungsrat mit Vertretern aus dem Gemeinderat und der Bevölkerung. Diese Schritte verzögerten sich jedoch: „Entgegen aller bisherigen Informationen hat Frau Guyer Verwandte“, sagte Reto Altherr. Ob die Gemeinde über die rund 4 Mio. Franken Stiftungsvermögen alleine verfügen kann, ist deshalb derzeit noch offen. Entsprechende Abklärungen seien im Gange.

Jägerhüsli, Bächli, Unteres Hörli

Im Weiteren informierte der Gemeindepräsident über das weitere Vorgehen für die Nutzung des Jägerhüsli und des Hauses Bächli (siehe Gemeinderatsmitteilungen vom 24. Oktober), den Antrag des Heimatschutzes AR zur Unterschutzstellung der Reservoire Schlipf und Wellenrüti sowie der Aufhebung der Planungszone Unteres Hörli. Trotz verschiedener Optionen und einem Angebot der Gemeinde, das 25 Prozent über dem durch aussenstehende Büros ermittelten Wert gelegen sei, sei leider kein Kauf des Grundstücks zustandegekommen, nun seien private Investoren am Ball. Der Gemeinderat wollte diese grosse Wiesenfläche unterhalb der Kirche erhalten und griff 2013 zum Instrument der Planungszone, welche anfangs 2018 jedoch abläuft.


Nächste Orientierungsversammlung bereits am 14. Februar


Konkreter werden soll es an der nächsten Orientierungsversammlung, kündigte Gemeinderätin Pascale Sigg-Bischof an, welche als Chefin Ressort Bau die Arbeitsgruppe Gestaltung Dorfzentrum präsidiert. Dann werden die Ergebnisse einer Studie präsentiert, an der Architekturstudenten der Fachhochschule HTW Chur zurzeit arbeiten. Sie erhielten den Auftrag, Entwicklungsmöglichkeiten im Bahnhofareal Ost und im Dorfzentrum sowie Lösungsmöglichkeiten für die Parkierung aufzuzeigen.

Eine Auswahl der Folien in der GALERIE


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