Umfahrungsstrasse soll Solarenergie produzieren

31.03.2016 | Erich Gmünder
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Bildbericht: Erich Gmünder

Vor vier Jahren erfolgte der Startschuss zum Label Energiezukunft Teufen. Am Donnerstagabend wurde Bilanz gezogen. Und diese fällt durchzogen bis ernüchternd aus. Dafür gibt ein wegweisendes Projekt zu reden.

Für viele wirkte es wie ein leicht verfrühter Aprilscherz, als Köbi Brunnschweiler, ehemaliger Landammann/Baudirektor und Präsident der Energiegenossenschaft Teufen die Anwesenden dazu aufrief, Photovoltaik-Module zum Preis von Fr. 500 zu kaufen und damit ein zukunftsweisendes Projekt zu unterstützen:

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Für ein Investitionsvolumen von geschätzten 750’000 Franken soll die Betonmauer der Umfahrungsstrasse auf einer Fläche von 1’700 Quadratmetern in eine Stromproduzentin verwandelt werden.

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Mit den 1’042 Modulen könnten 185’000 Kilowattstunden Strom produziert werden, was in etwa dem Strombedarf von 35 Haushalten entspricht. Das Projekt inkl. Kostenschätzung steht, ebenso die Zusage des Kantons. Auch die Konzession via Wandnutzungsvertrag ist auf guten Wegen. Als nächster Schritt erfolgt die Baueingabe.

Die grösste Sorge bereitet den Initianten nun die Finanzierung, da sich zurzeit der Strompreis mit 5,9 Rappen pro KWh auf einem Tiefstand befindet und die KEV, die kostendeckende Einspeisevergütung ausgelaufen ist. Die KEV deckt die Differenz zwischen Produktionskosten und Marktpreis und garantiert den Produzentinnen und Produzenten von Ökostrom einen Preis, der ihren Produktionskosten entspricht.

Neben privaten Kleininvestoren zählt die Energiegenossenschaft denn auch auf einen Beitrag von der Gemeinde. Die Investoren kommen im Gegenzug zu günstigem Solarstrom und wenn sich der Markt wieder erholt oder die KEV wieder spielt, zu einem return-on-investment sprich zu einer Rendite, wie Köbi Brunnschweiler sagte.

Die Idee für die Energiegenossenschaft entstand am Workshop Energiezukunft 2012 und vor zwei Jahren wurde sie aus der Taufe gehoben. Sie setzt sich die Produktion von erneuerbarer Energie zum Ziel und steht allen offen – mit oder ohne geeignetes eigenes Dach.

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Einer seiner letzten Auftritt als Gemeinderat und Präsident der Umweltkommission: Martin Ruff.

2012: Aufbruchstimmung

Zum erwähnten Energiezukunft-Workshop und zur Auszeichnung von Teufen als Energiestadt fanden sich 2012 wesentlich mehr Interessenten ein, wie Martin Ruff, Gemeinderat und als Präsident der Umweltkommission verantwortlich für dessen Umsetzung, angesichts des vergleichsweise kleinen Publikums erklärte. Offenbar hätten viele den lauen Frühlingsabend dazu benutzt, aufzutanken – auch eine Form der Energieproduktion, wie er augenzwinkernd anfügte.

Er blieb denn auch der einzige Behördenvertreter  – neben Kantonsrat Peter Zeller – , und mit Marco Sütterle liess sich ein einziger Gemeinderatskandidat blicken. Die meisten der insgesamt 37 Anwesenden, die drei Journalisten und die vier Referenten mitgezählt, waren aufgrund beruflicher oder amtlicher Verpflichtungen anwesend.

Die Schwierigkeiten zur Umsetzung des Ziels der 2000-Watt-Gesellschaft 2050, wie der Zeitfaktor und der personelle Aufwand seien unterschätzt worden und die Datenbasis zur Überprüfung der Ziele sei schlecht, sagte Martin Ruff selbstkritisch.

 

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Michael Stern (links) und Gerwin Frick.

Unrealistische Ziele

Viele Ziele hätten sich als unrealistisch herausgestellt, andere liessen sich wegen fehlender Messinstrumente nur aufgrund statistischer Angaben nur ungenügend überprüfen, sagten dazu der Energiefachmann Gerwin Frick und der Fachstellenleiter Michael Stern.

Als wichtigstes positives Ergebnis wurde die Tatsache herausgestellt, dass der Atomstrom im Strommix von 76 auf 39 Prozent reduziert werden konnte, weil mehr Strombezüger auf erneuerbare Energien, primär Naturstrom sprich Wasserkraft aus der Region setzten. Strom wurde damit jedoch nicht gespart, stieg doch der Gesamtstromverbrauch gleichzeitig und lag 2014 um 3,7 % höher als 2009. Immerhin konnte die Stromerzeugung mit Photovoltaik um fast 300 Prozent zulegen, der Ökostrom macht allerdings immer noch nur einen Bruchteil des gesamten Stromverbrauchs aus. Grösste Energiefresser sind  immer noch die Mobilität (mit 41 Prozent) sowie die Wärmeerzeugung. Diese erfolgt noch zu über 67 Prozent mit fossilen Brennstoffen sprich Heizöl – „eine primärenergetische Katastrophe“.

Anschliessend stellte Frick die Massnahmen vor, mit welchen die Zwischenziele bis zum Jahr 2020 erreicht werden sollen. Und auch diese sind ambitioniert, sollen doch der Wärmeverbrauch um 30 Prozent und der Stromverbrauch um 20 Prozent reduziert resp. durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Dazu sollen grössere Holzwärmeverbünde geschaffen und die Photovoltaik stärker gefördert werden. Auch sollen nach der Ausserbetriebnahme der bestehenden ARA die Erstellung einer Biogasanlage geprüft werden und Potenzialstudien zu Wind- und Wasserkraft angestellt werden.

Zwar seien einzelne Ziele zum Teil nicht erreichbar. Teufen befinde sich aber auf einem sehr guten Weg, um das Ziel einer 2000-Watt-Gesellschaft im Jahr 2050 zu erreichen, sagte Gerwin Frick.

Regionalen Wirtschaftsraum stärken spart Energie

Fachstellenleiter Michael Stern stellte dazu konkrete Massnahmen vor. Im Handlungsfeld Mobilität zählte er u.a. die Fahrplanverdichtung der AB ab 2018 (Viertelstundentakt der DML), die Förderung der Kombinationen AB und Elektrobike oder Ladestationen für Elektroautos auf. Im öffentlichen und privaten Bau sollen Massnahmen zur Energieeinsparung und zum Wechsel zu erneuerbaren Energien gefördert werden. Vermehrt soll die Biomasse genutzt und ein Wärmeverbund Dorf soll geschaffen werden. Im Dorf sollen E-Ladestationen eingerichtet werden. Und am 7. Mai findet der dritte Mobilitätstag statt, welcher einmal mehr Lust auf das Umsteigen auf elektrisch betriebene Fahrzeuge machen soll.

Ziel sei letztlich die „Nutzung des einheimischen Schaffens, die Zusammenarbeit im Dorf und in der Region und die Stärkung des regionalen Wirtschaftsraumes.“ Alles Faktoren, die sich nicht nur auf die Gesellschaft, sondern letztlich eben auch auf den Energieverbrauch positiv auswirkten, wie Gemeinderat Martin Ruff die regionale Wertschöpfungskette einleitend am Beispiel seines täglichen Ganges zum Milchbauern erklärt hatte.

Was das Einkaufen im Dorf, das soziale Engagement im Kleinen und die Förderung des eigenverantwortlichen Tuns miteinander zu tun haben, erklärte beispielhaft der Gastreferent, Kurt Enderli, gebürtiger St. Geörgler und Gemeindepräsident von Wilen bei Wil (2500 Einwohner). Der gelernte Bäcker-Konditormeister war vor 30 Jahren in Teufen im Café Spörri als Chefkonditor tätig und zeigte anhand von 28 Projekten auf, wie die Ressourcen in der Bevölkerung angezapft  und die „Lebensenergie“ sprich Lebensfreude damit gesteigert werden konnte

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Zum anschliessenden Apéro gab es neben den üblichen Getränken auch Wasser der regionalen Wasserversorgung.
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Eifrig wurde gefachsimpelt. Im Vordergrund Gemeinderat Martin Ruff und Gemeinderatskandidat Marco Sütterle.

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