Erich Gmünder
Die Energiegenossenschaft Teufen setzt auf Solarenergie – und setzt einen drauf: Auf dem Dach der Teufner Niederlassung der Raiffeisenbank soll bald Strom produziert werden. Nur beim Projekt Umfahrungsstrasse hapert es noch.
Eine gemeinschaftliche Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Raiffeisenbank Teufen soll künftig auf einer Gesamtfläche von 105 Quadratmetern rund 14’900 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren, das entspricht dem Strombedarf von etwa 3 Haushalten. Die Baubewilligung wurde bereits erteilt. Der Start erfolgt, sobald die Finanzierung gesichert ist. Die Raiffeisenbank und die Verwaltungsmitglieder der Energiegenossenschaft beteiligen sich mit „namhaften Beträgen“ an der Anlage. Die Raiffeisenbank stellt das Dach gratis zur Verfügung.
Solarmodule als Werbefläche
Herzstück der Solarproduktion sind die Solarmodule. Wie diese aussehen, kann zurzeit ganz konkret in der Schalterhalle der Raiffeisenbank gesehen und gespürt werden: Eines der Solarmodule ist hier auf einem Metallsockel aufgestellt und dient gleichzeitig als Werbefläche für die Energiegenossenschaft.
65 davon sollen in Kürze auf dem Dach des Wohn- und Geschäftshauses beim Bahnhof die Sonnenenergie auffangen und in Strom umwandeln, aufgeständert Richtung Sonne.
Bereits jetzt betreibt die Raiffeisenbank ihre Bankomaten zum Teil mit Sonnenenergie, indem das Unternehmen einen Strommix mit einem Anteil erneuerbarer Energien (Ökostrom“) bezieht. Ihre Anstrengungen in diesem Bereich weist die Raiffeisenbank im Jahresbericht aus.
„Leuchtturmprojekt“ Stützmauer
Weit fortgeschritten ist auch ein anderes Projekt, für die noch junge Genossenschaft ein Leuchtturm: Die Installation einer Photovoltaikanlagen auf der Stützmauer der Umfahrungsstrasse Teufen. Alle Bewilligungen inklusive Wandnutzungskonzession vom Kanton als Eigentümer seien vorhanden, nur mit der Finanzierung hapert es noch. Die Energiegenossenschaft will die Photovoltaikanlage bei der Umfahrung mittels Crowdfunding(Schwarmfinanzierung) finanzieren. Die insgesamt 1042 Module sollen durch Private gekauft werden. Der Stückpreis beträgt Fr. 650. Von der Gemeinde wünscht sich die Genossenschaft eine Mitfinanzierung in Form eines Beitrags von Fr. 150 pro Modul. Aus einer Zusage, sich an der Finanzierung zu beteiligen, wurde vorerst nichts. „Das Geld wäre vorhanden, im Energiefond liegen zurzeit Fr. 200’000.–„, sagt Köbi Brunnschweiler. Der Energiefonds wurde durch Vergütungen der SAK geäufnet.
Etwas Gutes habe die Verzögerung, die Module seien in der Zwischenzeit günstiger geworden. Doch lange zuwarten will die Genossenschaft nicht: „Irgendwann muss man mal anfangen“, sagt Köbi Brunnschweiler, denn ohne Mengeneffekt gehe es in diesem Bereich nicht vorwärts.
Zurückhaltung bei der Gemeinde
Die Energiegenossenschaft Teufen wurde von der Gemeinde initiiert, dies im Rahmen der Energiestadt. Erst kürzlich wurde Teufen als Energiestadt rezertifiziert. „Die Gemeinde hält sich aber momentan etwas sehr zurück“, stellt Philipp Schuchter diplomatisch fest. Offenbar habe man im Gefolge der Wirren um das Schiesssportzentrum SSZ kalte Füsse bekommen, die Gemeinde wünsche sich keine Verquickung mehr mit privaten Trägerschaften.
Das Sekretariat lag anfänglich bei der Verwaltung, Abteilung Energie & Entsorgung. Die Gemeinde zog sich aber zurück; die Adresse ist neu an der Hauptstrasse 39, ein Briefkasten im Geschäftshaus Preisig Bau. So setzen die Verwaltungsmitglieder der Energiegenossenschaft weiterhin auf Freiwilligkeit; an die 300 Stunden Arbeitszeit haben sie für die laufenden Projekte schon aufgewendet
Schwieriges Umfeld
Ein Hindernis ist auch die Strompreisentwicklung. Durch den aktuellen Preiszerfall kann eine Photovoltaikanlage zurzeit nicht rentabel betrieben werden. „Wir können deshalb den künftigen Eignern der Solarmodule keine Verzinsung anbieten.“ Die SAK vergütet zurzeit 4 Rappen pro KWh, die Produktionskosten sind mit rund 20 Rappen 5 mal so hoch. „Es ist jedoch ein gutes Gefühl, wenn auf der Umfahrungsstrasse mit dem Auto unten durchfährt und sagen kann: Seht, dort oben produziere ich umweltfreundlichen Strom“, malt sich Köbi Brunnschweiler das Zukunftsszenario des Kleininvestors aus.
Engpass Speicherkapazitäten
Solarstrom ist extrem wetterabhängig und deshalb abhängig von genügend Speicherkapazitäten. Hier sieht Köbi Brunnschweiler aber viel Zukunftspotenzial. Dazu dienen nicht nur die Speicherkraftwerke in den Alpen, welche für genügend Bandenergie sorgen, sondern mittelfristig seien auch Private in der Lage, Strom zu speichern, damit das Problem der Produktionsspitzen gelöst werden könne. Ein Blick auf die technologische Entwicklung in anderen Ländern wie beispielsweise in Österreich sei da verheissungsvoll.
Weitere Genossenschafter gesucht
Die Energiegenossenschaft Teufen zählt zurzeit 20 Genossenschafter. Zuwenig, findet Präsident Köbi Brunnschweiler, weshalb mit der Präsentation in der Raiffeisenbank weitere Unterstützerinnen und Unterstützer gesucht werden. Mit einem Anteilschein von Fr 500.– ist man dabei, dazu kommt ein jährlicher Mitgliederbeitrag von Fr. 50.–.
„Alle reden von erneuerbarem Strom – bei uns kann man einen konkreten Beitrag leisten, auch wenn man selber als Mieter oder Eigentümer keine geeigneten Flächen zur Verfügung stellen kann“.
Kontakt: Energiegenossenschaft Teufen, Hauptstrasse 39, 9054 Teufen, Kontakt: Jakob Brunnschweiler, M 079 914 74 11 , E-Mail: jakob.brunnschweiler@outlook.com