Schiesssportzentrum-Genossenschaft deponiert die Bilanz

17.05.2018 | Erich Gmünder
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Vizepräsident Heinz Bolliger mit den beiden zurückgetretenen Mitgliedern des Verwaltungsrats: Hermann Blöchlinger (links), Finanzchef, und Urs Stähli, Sekretär. Foto: EG

Erich Gmünder

Was sich schon länger abgezeichnet hat, wird nun Tatsache: Das Schiesssportzentrum Teufen SSZ kann den laufenden Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und steht vor dem Konkurs. An der Generalversammlung der Genossenschaft SSZ wurde am Mittwochabend, 17. Mai beschlossen, die Bilanz beim Kantonsgericht zu deponieren.

Der Entscheid fiel mit Mehrheitsbeschluss der 35 anwesenden stimmberechtigten Genossenschafter: Infolge Illiquidität und weil die Unternehmensfortführung nach Finanzchef Hermann Blöchlinger nicht mehr gewährleistet ist, soll innert Frist beim zuständigen Konkursrichter die Bilanz deponiert werden. Damit könne eine Überschuldung verhindert werden, die sonst innert wenigen Jahren unausweichlich wäre. Das SSZ ist aktuell mit rund 150’000 Franken verschuldet, allein die Verpflichtungen bei der Gemeinde belaufen sich auf 100’000 Franken.

Unternehmensfortführung nicht mehr lange gewährleistet

Trotz mehrmaliger Aufrufe fand sich niemand bereit, das Präsidium der Genossenschaft zu übernehmen, welches seit längerer Zeit vakant ist. Weil die Organe nicht vollständig besetzt werden konnten, ist die Unternehmensfortführung nicht mehr gewährleistet.  Vizepräsident Heinz Bolliger stellte sich mangels Alternativen erneut als Vizepräsident zur Verfügung. Der dreiköpfige Verwaltungsrat besteht neu aus Heinz Rusch, Schwellbrunn, Präsident Vögelinsegg-Schiessen und Aktuar des Kantonalschützenverbandes sowie Heinz Meili, Präsident des Zürcher Schiesssportverbandes.

Initiative fand keine Gnade

Heinz Bolliger (rechts) mit Finanzchef Hermann Blöchlinger.

Für Heinz Bolliger, der sich seit Jahren um eine Sanierung bemüht und dafür auch selber tief in den Geldbeutel griff – er gewährte der Genossenschaft ein privates Darlehen in der Höhe von 300’000 Franken – ist damit der traurige Tiefpunkt erreicht. In letzter Minute suchte er noch eine Lösung in Form einer Initiative, mit der die Gemeinde verpflichtet worden wäre, das Darlehen von 800’000 Franken in ein zinsloses Darlehen umzuwandeln, die Amortisation von jährlich 20’000 Franken zu erlassen und einen jährlichen Betriebsbeitrag zu leisten.

Der Delegation des SSZ sei in diversen Gesprächen mit der Gemeindeführung immer wieder klar gemacht worden, dass der Kompetenzrahmen des Gemeinderates ausgeschöpft sei. Deshalb könnten nur die Stimmbürger in Form einer Initiative über eine allfällige weitergehende finanzielle Beteiligung entscheiden. Ein entsprechender Vorschlag für eine Initiative, der bereits in schriftlicher Form im Entwurf vorlag, fand jedoch vor  der Versammlung keine Gnade. Für das Zustandekommen wären 150 Unterschriften nötig gewesen.

Heinz Bolliger betonte, dass die Gemeinde in den Gesprächen die Arbeit des SSZ-Verwaltungsrates immer wieder gelobt habe. Gleichzeitig sei klar gemacht worden, dass der Gemeinderat gegenüber der Öffentlichkeit keinen Spielraum mehr habe. Die Gemeinde habe empfohlen, lokal verankerte Personen für das SSZ zu gewinnen, ein „Fahnenträger“, der fähig und bereit sei, die bevorstehenden Änderungen zusammen mit der Gemeinde anzugehen.

„Riesenblamage“

Ob und wie das Schiesssportzentrum nun weitergeführt werden könne, hänge vom Entscheid des Konkursrichters ab. Noch generiere das SSZ einen gewissen Umsatz durch die Benutzung durch die Polizeikorps, die Vereine und die Sportlerschule und werde vom Trägerverein mit jährlich 55’000 Franken unterstützt. Diesen Einnahmen stehen aber jährliche Ausgaben von 150’000 Franken gegenüber. Trotz rigiden Sparmassnahmen – der abgetretene Anlagewart konnte durch ein pensioniertes Mitglied des PSV Teufen ersetzt werden, die Buchhalterin konnte noch nicht ersetzt werden, nach einer willigen Person muss noch gesucht werden – komme das SSZ jedoch nicht aus den roten Zahlen hinaus.

Heinz Bolliger bedauert diese Entwicklung aus mehreren Gründen. So findet nächstes Jahr  in Teufen das kantonale Schützenfest KSF AR 2019 statt. Vorgesehen ist, im SSZ die Disziplin 50 Gewehr zu absolvieren. Die entsprechenden Schiesspläne seien schon an allen kantonalen Delegiertenversammlungen verteilt worden – eine Absage sei für Teufen eine Riesenblamage.

Anderseits sei der Labelstandort Teufen vom Schweizer Schiesssportverband für 2018 – 2021 für die Sportschüler erneut zertifiziert worden. Teufen müsste diese nun in die Wüste schicken. „Es ist schade, wenn es ums Geld geht, gilt die Plattform für junge Schiesssportler, damit sie ihre Träume verwirklichen können, nichts mehr!“, so Heinz Bolliger.

Das Schiesssportzentrum steht seit Beginn unter einem unglücklichen Stern. Archivaufnahme: pd

Altlasten

Hauptursache der finanziellen Schieflage ist eine Kostenüberschreitung um 84 Prozent beim Bau der neuen Anlage. Das SSZ erhielt den Boden neben dem Stand der Standschützen im Baurecht von der Gemeinde zu Vorzugsbedingungen. Nach Bekanntwerden des Debakels versuchte die Gemeinde, den für sie ungünstigen Baurechtsvertrag wegzubedingen.

Als Lösung wurde von der Gemeinde eine Aufhebung des Baurechtsvertrages im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Kauf der Gebäudehülle exklusiv elektronische Trefferanzeige und weitere sportspezifische Einbauten vorgeschlagen. Danach hätte das SSZ von der Betreiberin zu ortsüblichen Pachtzinsen gepachtet werden können. Diesen Vorschlag schlug die Verwaltung im Jahre 2013 aus, weil der Pachtzins gegenüber dem Umsatz zu hoch war. Das  SSZ wollte eine Baurechtshalbierung von 100 auf 50 Jahre und glaubte, von den zurückgestellten Geldern von 1,6 Mio. Fr. werde Geld frei, was ein Trugschluss war. Am letzten Gespräch am 14.05.18 wollte die Gemeinde laut Heinz Bolliger nichts mehr von diesem Baurechtsrückkauf wissen.

Zum hohen Betriebsaufwand tragen die Kosten für den aufwendigen Unterhalt der Anlage bei, welcher durch die Benutzung entsteht (Kugelfang etc.). Dazu kamen Schäden wegen nicht reglementskonformer Benützung durch aussenstehende Benutzer.

Wie es weitergeht, konnte an der Generalversammlung am Mitttwochabend niemand sagen. In den Reihen der Schützen wurde spekuliert, ob die Gemeinde, die als Baurechtsgeberin ein Vorkaufsrecht besitzt, bei einem allfälligen Konkurs das SSZ nach dem Heimfall einer neuen Betreiberin übergeben könnte oder ob gar der Rückbau in Erwägung gezogen werde.

Wie die Gemeinde auf die neuste Entwicklung reagiert, bleibt abzuwarten. Wie Gemeindepräsident Reto Altherr auf Anfrage der Tüüfner Poscht sagte, wurde man offiziell noch nicht in Kenntnis gesetzt

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