Mitja Zormanns mutiger Einsatz kam leider zu spät

07.08.2017 | Erich Gmünder
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Bei unserem Treffen am Montagabend in der Badi Teufen war Mitja Zoran noch voller Hoffnung, dass er das Schlimmste verhindern konnte. Foto: Erich Gmünder

Erich Gmünder

Das Opfer des Messerstechers in St. Gallen ist gestern Dienstagabend im Spital gestorben, wie das St. Galler Tagblatt heute morgen online berichtet. Beim 22-jährigen Schweizer handelt es sich um einen Spieler des FC Otmar. Auf der Facebook-Seite des FC Otmar betrauern seine Teamkollegen den Verlust.

Mitja Zormann ist tieftraurig. Gestern Abend hat er erfahren, dass der junge Mann gestorben ist. „Ich hatte bis zuletzt Hoffnung, dass er die kritische Zeit überstehen wird. Meine Gedanken sind nun bei seinen Angehörigen und Freunden, mit denen ich traure“, sagte er heute Morgen am Telefon.

Hoffnung zerschlagen

Am Montagabend trafen wir Mitja Zorman in der Badi Teufen, wo er noch grosse Hoffnung hatte, dass er mit seinem beherzten Einsatz am Freitag bei einer Messerstecherei in St. Gallen vermutlich ein Leben konnte. Leider hat sich diese Hoffnung nun zerschlagen.

In gebrochenem Hochdeutsch erzählte der gebürtige Slowene am Montagabend in der Badi zum x-ten Mal über das Erlebte – nach Interviews im Radio FM1 und im TVO. Die Medienpräsenz hatte er nicht gesucht. Doch sein Chef im Update Fitness Uzwil, wo er Vollzeit arbeitet, hat die Geschichte am Wochenende publik gemacht, und dann lief das Telefon heiss. Der ausgebildete Rettungsschwimmer und Kampfsportler ist neben seinem Vollzeitjob beim Update Fitness jeweils am Wochenende in der Badi Teufen als Aufsicht tätig.

„Ich musste ihn ausschalten“

Mitja war am Freitagabend um 18 Uhr zufällig in der Nähe, als es passierte. Er wohnt in St. Georgen und wollte in der Innenstadt den Feierabend geniessen, als er sah, dass zwei Männer vor dem Starbucks in der Marktgasse miteinander kämpften. Zuerst schenkte er dem Vorfall keine Beachtung, bis er sah, dass die Zuschauer auseinander rückten und eine Frau „Messer“ schrie.

Als er sich näherte, sah er, dass ein kräftiger Mann über einem schmächtigen, dunkelhäutigen jungen Mann stand, der am Boden lag, und mit dem Messer auf ihn einstach. „Ich sah sofort, dass ich gegen den Riesen keine Chance hatte, also musste ich ihn ausschalten.“ Er trat den Angreifer mit einem gezielten Fusstritt gegen den Kopf, so dass dieser kurz die Besinnung verlor, konnte ihm das Messer entwinden und es wegschleudern.

Das Opfer blutete aus einer offenen Wunde bei der Halsschlagader sowie aus dem Mund. Als Rettungssanitäter wusste Mitja, dass es nun um Leben und Tod ging. Er gab den Umstehenden Anweisungen, die Schlagader abzupressen, damit ein Ausbluten verhindert werden konnte, und fixierte den Täter mit Hilfe eines weiteren Mannes solange auf dem Boden, bis die Polizei eintraf und ihn in Handschellen legen konnte.

Kurz darauf traf die Ambulanz ein und führte das Opfer nach der Erstversorgung ins Spital. Nach Auskunft der Polizei schwebt der 22-Jährige immer noch in Lebensgefahr. „Ich bin in Gedanken immer bei dem jungen Mann und drücke ihm und seinen Angehörigen die Daumen“, sagt Mitja Zorman.

„Nein, ich bin kein Held“, sagt er bescheiden auf meine Frage. „Aber ein bisschen stolz bin ich schon, dass es mir gelungen ist, den Angreifer ausser Gefecht zu setzen.“ Für ihn ist klar, der Mann hätte weitergemacht bis zum bitteren Ende, wenn er nicht gestoppt worden wäre.

Laut einem Bericht von FM1-online handelte es sich offenbar um einen geistig verwirrten Mann, der vermutlich sein Opfer rein zufällig ausgesucht hatte.

Kaltblütigkeit antrainiert

Dass die Umstehenden nur zuschauten und nicht eingriffen, dafür hat Mitja Verständnis. „Wenn ein Messer im Spiel ist, ist es wirklich sehr gefährlich.“

Seine Kaltblütigkeit kommt nicht von ungefähr. Bereits als junger Mann suchte er den Kick beim Klippenspringen und beteiligte sich bei Springwettbewerben, unter anderem bei der berühmten Brücke von Mostar, die 23 Meter hoch ist.  In seiner Heimat Slowenien liess er sich als Rettungsschwimmer ausbilden und führte 12 Jahre lang eine eigene Firma, welche das Personal für die städtischen Badeanstalten stellte.

„Wenn ich irgendwie helfen kann, mach ich das gerne.“ So wollte es der Zufall, dass er schon mehrfach bei Verkehrsunfällen Soforthilfe leisten konnte. Zur Badi Teufen kam er über seinen Einsatz im Update Fitness in Teufen, wo er letztes Jahr als Trainer und Wartungsfachmann tätig war. „Wasser ist mein Leben“, sagt er strahlend, deshalb nahm er den Nebenjob in Teufen mit Freuden an.

Mitja lebt seit 9 Jahren in der Schweiz, wird nächsten Monat 50 Jahre alt, ist Vater eines 27-jährigen Sohnes und neben seinem Beruf und den Trainings in Judo und anderen Kampfsportarten begeisterter Töfffahrer.

 

 

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