Fremdbetreuung von Kindern ist heute eine Selbstverständlichkeit. Vor 15 Jahren, als das Chäferfäscht in Teufen gegründet wurde, war das keineswegs so. Anonyme Briefe wurden geschrieben und das Referendum gegen die Unterstützung von Eltern mit tieferem Einkommen durch die Gemeinde ergriffen.
Bildbericht: Alexandra Grüter-Axthammer
Heute ist das Chäferfäscht nicht mehr wegzudenken. Dieses Jahr feiert es sein 15-jähriges Bestehen.
Ehrenamtliche Führung
Seit neun Jahren ist Thomas Andermatt Präsident des Vereins Chäferfäscht. Auch seine vier Kinder besuchten einen Tag in der Woche das Chäferfäscht. «Uns überzeugten das Konzept und die gute Betreuung. Bald wurde ich für das Kassier-Amt angefragt und später übernahm ich von Marion Schmidgall das Präsidium.»
Mittlerweilen sind seine Kinder längst dem Chäferfäschtalter entwachsen, und er und seine Vorstandskolleginnen übergeben im Mai die Vorstandsverantwortung in neue Hände.
Angefangen wurde mit zwölf Plätzen im alten Schwesternhaus des Krankenhauses. Heute bietet der Verein 24 Betreuungsplätze und vierzehn Arbeitsplätze, davon drei für Auszubildende. Der Vorstand erledigt seine Arbeiten nach wie vor ehrenamtlich. 2006 bezog der Verein die Räume neben dem Altersheim Bächli, 2009 wurde umgebaut und aufgestockt.
«Am Anfang gab es teilweise heftigen Widerstand»
Was heute nach einer Erfolgsgeschichte tönt, war anfänglich alles andere als problemlos. Wir sprachen darüber mit der ersten Präsidentin und der federführenden Initiantin, Bea Weiler.
Wie kamen Sie auf die Idee, eine Krippe zu gründen?
Bea Weiler: Es war eine Zeit, in der es eine Welle von Krippengründungen gab. In Teufen gab es nichts dergleichen. Zusammen mit anderen engagierten Müttern entstand dann die Idee. Ehrlich gesagt, waren wir total blauäugig und hatten keine Ahnung, was auf uns zukommt. Wir waren ein Gruppe von Frauen, mit dabei waren auch Katrin Lanker, Claudia Koster, Annette Schoch, Simone Büchel, Karin Biedermann, Gabi Bucher, Charlotte Kölbener und Herta Lendenmann.
Für die Umsetzung brauchte es nicht nur guten Willen, sondern auch Geld und Räumlichkeiten. Wie haben Sie das alles organisiert?
Die Gemeinde, insbesondere Gemeindepräsident Gerhard Frey, unterstützte die Idee von Anfang an. Eltern aus Teufen mit niedrigerem Einkommen bekamen von der Gemeinde einen Zuschuss bis zum kostendeckenden Tagessatz. Wir fragten verschiedenste Stiftungen an. Zudem führten wir eine Kunstauktion durch, welche ein schönes Startkapital einbrachte.
Geld war aber während meiner Zeit – in den ersten sieben Jahren – immer knapp, und wir schrieben auch mal rote Zahlen.
Im Februar 2009 kam es zur Abstimmung «Unterstützung von Krippenplätzen für Kinder von in Teufen wohnhaften Eltern».
Es schien, als stellte die Kinderkrippe für einige Leute das traditionelle Familienmodell in Frage. Das gab teilweise heftigen Widerstand. So erhielt ich auch einen anonymen Brief, in dem betont wurde, wie eine Familie zu funktionieren hätte und was die Aufgabe der Mutter wäre.
Die SVP sammelte rund 250 Unterschriften gegen die Unterstützung der Eltern, und so konnte die Bevölkerung über das Referendum entscheiden.
Sie wollten aber nicht nur eine Krippe gründen, sondern hatten auch hohe ideelle Vorstellungen. Was war Ihnen wichtig?
Oh ja, wir hatten wirklich grosse Ideale. So sollten fremdsprachige Kinder im Chäferfäscht die Möglichkeit haben, sich zu integrieren, Eltern die Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das Essen wurde aus regionalen und biologischen Produkten zubereitet und zwar vegetarisch. Die Krippe war nie ein kommerzielles Projekt.
Das Chäferfäscht in Zahlen 2015
24 Betreuungsplätze: Insgesamt besuchen wöchentlich rund 50 Kinder das Chäferfäscht, teilweise lediglich zum Mittagessen oder zur Nachmittagsbetreuung. Mit der Gemeinde besteht eine Leistungsvereinbarung, darin wird das Chäferfäscht von der monatlichen Miete befreit.
Ausserdem können Eltern aus Teufen vom einkommensabhängigen Sozialtarif profitieren: Familien, die weniger verdienen, bezahlen weniger für den Betreuungsplatz; die Differenz wird von der Gemeinde ausgeglichen.
Gesamtaufwand 443’000.00 Elternbeiträge 315’000.00 Gemeindebeiträge an Eltern (Sozialzuschüsse) 80’000.00 Gemeindebeitrag direkt an Krippe (Raumkosten) 24’000.00
Jubiläumsfest:
Samstag 30. April 2016 15.00 Uhr im kath. Pfarreizentrum Stofel. Mirta Ammann («Clown Mili») führt zusammen mit «Märi» «E luschtigi Wanderreis » auf. Der Eintritt ist gratis. Kuchenbuffet und Getränke (Erlös für das Chäferfescht).