Interview: Erich Gmünder
Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an das Teufner Gewerbe denken?
Reto Altherr: Lebendigkeit, grosse Vielfalt, persönliche Kontakte, Innovation. Für mich ganz wichtig ist die Nähe: Man kennt die Leute, geht auf Kundenwünsche ein. Da spüre ich einen Dienstleistungs- und Servicecharakter, der gelebt wird. Wenn man einen speziellen Wunsch hat, kann man das persönlich diskutieren, einen Rat abholen, und wenn mal was kaputt geht, hat man den Service vor Ort – das ist gerade im Online-Zeitalter eine besondere Qualität.
Welche Bedeutung hat das Gewerbe für das Dorfleben?
Ein Dorf ohne Gewerbe ist schlicht nicht vorstellbar. Das Gewerbe ist ein wesentlicher Mosaikstein im Dorfleben, der genauso dazugehört wie die Schule, Kirche, kulturellen Institutionen oder die öffentliche Verwaltung – nur alles zusammen bildet ein stimmiges Ganzes. Ohne Gewerbe, Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten wäre das Dorf eine Einöde.
Wie beurteilen Sie die Versorgung im Dorf?
Wichtig ist, dass man den Grundbedarf vor Ort beschaffen kann. Das ist aus meiner Sicht in Teufen durch das Gewerbe abgedeckt – je mehr zusätzliche Spezialdienstleistungen, umso besser. Zentral ist für mich die Erkenntnis, dass eine gesunde Konkurrenz das Geschäft belebt. Die Leute kaufen lieber an einem Ort ein oder gehen da aus, wo sie zwischen mehreren Möglichkeiten auswählen können. Je grösser das Angebot, umso attraktiver ist der Einkaufsort und umso weniger müssen die Leute auswärts gehen.
Nimmt da Teufen eine Zentrumsfunktion ein?
Das ist mein persönlicher Eindruck, ja. Mit Zahlen oder Studien untermauern kann ich das nicht, aber ich treffe täglich Leute aus Bühler, Gais, Stein oder anderen Dörfern hier an.
Wie kann die Gemeinde das Gewerbe unterstützen?
Es geht darum, gute Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen. Primär im planerischen Bereich, wie das bei den Massnahmen im Zusammenhang mit der Gestaltung des Dorfzentrums geschieht. Ein Geschäft direkt unterstützen können wir nicht, es braucht immer die Eigeninitiative der Gewerbler. Die stärken wir aber gerne, wie beispielsweise bei der Gewerbeschau.
Am meisten Sorgen macht dem Gewerbe zurzeit die Bauphase, wenn die Ortsdurchfahrt und Zentrumsgestaltung umgesetzt werden – wie gehen Sie darauf ein?
Diese Sorgen kann ich sehr gut nachvollziehen. Wir stehen zusammen mit der Bauherrschaft in engem Kontakt mit dem Gewerbeverein, um das zeitlich so gut wie möglich zu koordinieren. Zurzeit sind wir am Abklären, wie wir Ausweichmöglichkeiten an möglichst zentraler Lage schaffen können, indem Provisorien aufgestellt werden, zum Beispiel auf dem Hechtplatz. Ich hoffe natürlich auch auf das Verständnis der Bevölkerung, und appelliere, die Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten im Dorf auch während der Bauphase zu nutzen, auch wenn vielleicht ein paar Meter mehr unter die Füsse genommen werden müssen. Aber letztlich ist das die Verantwortung jedes Einzelnen, und ich hoffe sehr, dass die Bevölkerung mitzieht.
Haben Sie einen Wunsch an das Gewerbe?
Dass es weiterhin alles daransetzt, dass Teufen als Dienstleistungs- und Serviceort wahrgenommen wird. Und dass es Vertrauen in seine eigenen Stärken hat. Dass man sich sagt, es kommt jetzt zwar eine schwierige Zeit auf uns zu, aber wir packen das, erstellen etwas Neues und können später davon profitieren. Natürlich kämpfen insbesondere die Läden im Online-Zeitalter mit zusätzlichen Herausforderungen. Mit guter Beratung und Service vor Ort, mit persönlichem Kontakt und Selbstinitiative können sie dem jedoch entgegentreten und ihre eigenen Stärken ausspielen. Je grösser das Angebot, umso attraktiver ist der Einkaufsort und umso weniger müssen die Leute auswärts gehen.
Was bedeutet für Sie die Gewerbeschau?
Die beste Gelegenheit für das Gewerbe, sich zu präsentieren und seine Dienstleistungen einer breiten Bevölkerung in Erinnerung zu rufen. Ich freue mich darauf und bin überzeugt, dass viele Besucher staunen werden, was Teufen diesbezüglich alles zu bieten hat. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Neuzuzügerbegrüssung ebenfalls an die Gewerbeschau zu verlegen, und ich bin überzeugt, dass wir viele Aha-Erlebnisse erleben dürfen.
