Die Stadt St.Gallen und insbesondere die betroffenen Quartiere haben genug vom motorisierten Verkehr aus dem Appenzellerland. Am 28. Februar 2016 haben die Stimmberechtigten der Stadt mit einem Stimmenverhältnis von 60:35 Prozent die sogenannte Güterbahnhof-Initiative verworfen und damit grünes Licht gegeben für den Autobahnanschluss des Appenzellerlandes mit der unterirdischen Teilspange Güterbahnhof-Liebegg.
Die Idee eines eigenen Autobahnanschluss für Teufen und das Appenzeller Mittelland im Rahmen der Engpassbeseitigung A1 Stadt St.Gallen hat damit eine weitere wichtige Hürde genommen. Wie wird der Entscheid in Teufen aufgenommen und wie geht es nun weiter? Wir befragten dazu Exponenten, die in Teufen wohnhaft sind.
Walter Grob, Gemeindepräsident
Was bedeutet dieser Entscheid für Sie?
Das Nein zur Güterbahnhof-Initiative eröffnet der Gemeinde Teufen, den hinterliegenden AR-Gemeinden und Appenzell Innerrhoden eine neue, interessante Perspektive: Mit dem Liebegg-Tunnel eine direkte Anbindung an die Autobahn und für die Stadt St.Galler eine Entlastung der heute viel befahrenen Verkehrsachsen.
Was passiert in der Zwischenzeit, um das Verkehrsaufkommen für die St.Galler Quartiere erträglicher zu gestalten? Kommt die Dosieranlage?
Im Zusammenhang mit der bis Dezember 2016 provisorischen Lichtsignalanlage für die Einfahrt des VBSG-Busses stellt sich diese Frage natürlich. Gemäss den erhaltenen Informationen prüft der Stadtrat eine Dosieranlage im 2018. Die Gemeinde Teufen ist im Kontakt mit dem zuständigen Ressort im Stadtrat St.Gallen.
Wie weit sollen sich die Gemeinde und der Kanton daran finanziell beteiligen?
Es ist verfrüht, bereits jetzt – notabene ohne Gespräche und Verhandlungen – Prognosen zu wagen. Die «Profiteure» einer solchen Regelung sollten sich jedoch nicht nur ideell, sondern auch finanziell daran beteiligen.
Was muss vorgekehrt werden, dass das Appenzellerland für dieses Projekt gewonnen werden kann?
Kantone und Gemeinden müssen sich öffentlich zu diesem Grossprojekt bekennen und die Bevölkerung mit ins Boot nehmen. Für einen starken Auftritt allenfalls mit der Gründung einer Interessengemeinschaft.
Markus Bänziger, Gemeinderat und Vorstandsmitglied IG Enpgassbeseitigung
Der Entscheid ist ein weiterer, wichtiger Meilenstein a) für eine zeitgemässe Anbindung des Appenzeller Mittellandes an das Nationalstrassennetz und b) für ein geordnetes, faires Miteinander der verschiedenen Verkehrsmittel von der Liebegg bis nach St.Gallen und darüber hinaus. Die Finanzierung wird nun im politischen Prozess erarbeitet werden müssen.
Klar ist, dass die nutzniessenden Körperschaften sich angemessen beteiligen müssen. Mit dem Netzbeschluss des Ständerates von vorletzter Woche rückt parallel endlich das aus Appenzeller Sicht ebenso wichtige Vorhaben Anschluss und Umfahrung Herisau wieder in Sichtweite. Ausserrhoden wird für beide Lösungen zusammenstehen müssen.
Urs Kost, ehemaliger St.Galler Kantonsingenieur und Mitglied der Planungskommission der Gemeinde Teufen
Ich empfinde grosse Genugtuung und Freude, dass unsere (Kanton und Stadt) zukunftsgerichtete Argumentation die St.Galler Stimmbevölkerung überzeugt hat. Als nächstes muss nun beim ASTRA das Genehmigungsprojekt ausgelöst und es müssen Verhandlungen über den Kostenteiler aufgenommen werden.
Grundsätzlich sollten sich alle Mitverursacher finanziell beteiligen, nur so sind die nötigen Volksabstimmungen in den Kantonen und der Stadt zu gewinnen! Insbesondere die Appenzeller müssen überzeugt werden, indem ihnen Vorteile für den prioritären A1-Zugang aufgezeigt werden.
Jakob Brunnschweiler, alt Landammann/ Baudirektor
Der Entscheid zur Engpassbeseitigung wird sehr positiv aufgenommen. Allerdings wird die Ausführung des Tunnels ab Güterbahnhof Richtung Watt gemäss Planung frühestens nach 2030 stattfinden.
Ich hoffe sehr, dass die Finanzierung dieses wichtigen Autobahnzubringers mit allen Beteiligten zu Stande kommt. Zudem muss geprüft werden, ob dieser Tunnel in einem Agglomerationsprogramm Platz findet, mit Bundesmitteln wird die Finanzierung einfacher. Das Projekt Umfahrung Herisau muss ebenfalls mit aller Kraft vorangetrieben werden. Diese beiden Projekte stehen nicht in Konkurrenz zu einander, da beide notwendig sind und auch ganz anders finanziert werden.
Im Moment stehen die Chancen gut, dass der Netzbeschluss in den neuen Nationalstrassen- und Agglomerationsfonds NAF integriert wird und die Strecke N1 – Herisau – Appenzell Nationalstrasse wird. Bereits heute befinden sich im Riethüsli und beim Einlenker Felsenstrasse je eine Busbevorzugungsanlage, diese dosieren und regeln den Verkehr. Somit ist eine weitere Anlage im Moment nicht notwendig.
Notiert: Erich Gmünder