Eine bunt zusammengewürfelte Festgemeinde feierte am Freitagabend, 9. November im Lindensaal den 9. Preisträger des Tüüfner Bär, alt Landammann Hans Höhener. Nach der Laudatio durch Gemeindepräsident Reto Altherr blickte der Geehrte in bewegenden Worten auf die Jugend in seinem Heimatdorf zurück, die ihm so viel gegeben und ihn geprägt habe.
Im Video: Hans Höhener stimmt ein Zäuerli an (08.50 min.)
Eigentlich hätte die Preisübergabe bereits im Frühjahr stattfinden sollen, wegen einem Eingriff nach einer Krebserkrankung musste sie verschoben werden. Hans Höhener ist wieder da, davon konnten sich die illustren Gäste aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur bereits beim Empfang im Foyer überzeugen, als er allen persönlich die Hand schüttelte. Und darüber freute sich auch speziell der Laudator, Gemeindepräsident Reto Altherr: „Dich heute Abend wieder so fit und gesund unter uns zu wissen, das ist sicher das grösste Geschenk.“
Die Vielfalt seines riesigen und vielschichtigen Schaffens versetze einem manchmal in ein schier ungläubiges Staunen: Ja, wo soll ich anfangen?, sagte Reto Altherr. Er versuchte in der Folge, das immense Schaffen in den verschiedenen Wirkungskreisen zu erfassen: Hans Höhener als Politiker, als Sportler und Sportförderer, als Kulturförderer, als Mann der Wirtschaft. Die Aufzählung begann mit der steilen Karriere, mit 23 bereits Gemeinderat von Teufen, mit 34 Regierungsrat und danach 16 Jahre in der Regierung, davon 9 Jahre als Landammann. Es sei ihm ein Rätsel, woher er all die Zeit genommen habe für die verschiedenen Aufgaben und Mandate und trotzdem noch Zeit fand, ein offenes Ohr zu haben für den Bürger. „Dein Bild im Gemeindehaus ist für mich immer Ansporn, sich für Land und Leute einzusetzen, so wie du es mich gelehrt hast und vorlebst“, sagte Reto Altherr. Und machte keinen Hehl daraus, dass ihm Hans Höhener seit der Jugendzeit im Turnverein Teufen stets ein Vorbild war.
In Sachen Kultur erinnerte Reto Altherr daran, dass Hans Höhener zusammen mit Kollegen aus dem TV Teufen 1970 den ersten Schuppel gründete und damit das Silvesterchlausen in Teufen wiederbelebte – die Initialzündung zur Silvesterhochburg Teufen. „Wer am Silvester um die Mittagszeit im Dorf ist, kann es kaum glauben, dass vor 50 Jahren ein einsamer Schuppel die damals nur noch wenigen Zuschauer erfreute.“
Seine „Begeisterungsfähigkeit und Weitsicht“ stellte er auch der Wirtschaft zur Verfügung, insbesondere als Mitglied des Verwaltungsrates der Säntis Schwebebahn, den er 27 Jahre lang präsidierte, sowie als Gründer der Sportlerschule Appenzellerland.
„Du bist DER Botschafter von Teufen“
Reto Altherr schilderte aber auch den Menschen Hans Höhener. Er sei nicht nur ein Visionär, sondern könne als begnadeter Redner die Leute mitreissen, habe aber auch immer Zeit, für die Leute da zu sein und ihnen zuzuhören.
„Hans, dein Wirken hinterlässt tiefe, nachhaltige Spuren weit über die Grenzen von Teufen hinaus. Dein Wirken wird geleitet von deiner Fürsorge und deiner Liebe zu Land und Leuten, als Teufener und Appenzeller durch und durch. ( …) Du bist DER Botschafter von Teufen, und es ist mir eine grosse Ehre und Freude, dir den Tüüfner Bär überreichen zu dürfen“, schloss Reto Altherr seine mit grossem Applaus quittierte Laudatio.
Hans Höhener verdankte in seiner mit Humor und Anekdoten gespickten Ansprache die Ehrung. Mit dem Tüüfner Bär stehe auf einmal in ganz anderer Art im Vordergrund, als das bis jetzt der Fall gewesen sei. „Auf einmal hört man nur noch Gutes über einen selber.“ (Gelächter). Er werde manchmal gefragt, was denn der Tüüfner Bär sei – das sei nicht so leicht zu erklären. In Anlehnung an Titel des neuestes Werks des ebenfalls anwesenden Toggenburger Musikers Peter Roth (Requiem für die Lebenden) würde er nun sagen: „Ein Requiem für einen Teufner, der noch lebt.“ (Applaus).
Die ganze Ansprache im Video
„Das Dorf aus der Wiege heraus erlebt“
In einem Restaurant mit Metzgerei am Dorfplatz aufgewachsen, habe er das Dorf quasi aus der Wiege heraus erlebt und in der Wirtschaft viel mitbekommen, was damals diskutiert worden sei. Und er habe auch „uusinnig viel“ aus dem Fenster geguckt, stundenlang, und geschaut, was auf dem Dorfplatz lief und wer ins Gemeindehaus ging oder welche Beerdigung durchzog. Da sei das Interesse geweckt worden, für Teufen und alles darüber hinaus. So habe er sich für die Geschichte interessiert, und von den grossen Namen erfahren, wie der Baumeisterfamilie Grubenmann, den Landammännern und der Familie Roth, welche Teufen unglaublich viel geschenkt hätten. „Wenn man heute die Häuser am Dorfplatz sieht: sie bauten sie tatsächlich darum, weil sie – was ja wahrscheinlich richtig gewesen wäre – Teufen zum Kantonshauptort machen wollten.“ (Applaus).
In seine Dankesrede schloss er neben dem Laudator Reto Altherr auch seinen Jugendfreund Hanspeter Spörri mit ein, dessen feinfühlige Laudatio in der Tüüfner Poscht ihn zu Tränen gerührt habe, die Kulturkommission als Organisatorin sowie natürlich seine Familie, angefangen von seinen Eltern bis zu seiner Frau Helen und den drei Kindern. „Vor allem du, Helen, hättest mindestens den halben Tüüfner Bär verdient, nicht nur, weil du mich immer unterstützt hast, sondern weil du dich im Hintergrund engagierst, in der Kirche, der Kultur und der Integration von Menschen, die vom Schicksal betroffen sind.“
Gerade der Einsatz im Dorf sei denn auch etwas Zentrales, das gefördert werden müsse, auch um auf die Herausforderungen der global vernetzten Welt vorbereitet zu sein. „Setzen wir uns ein für Teufen, für ein lebendiges, fortschrittliches, offenes Dorf“.
Die Feier wurde musikalisch umrahmt.
Zu Beginn spielte im Foyer die Familienkapelle Tüüfner Gruess (Vater Werner Nef mit Nino am Hackbrett und Kilian am Bass).
Danach folgten verschiedene Auftritt des Muldenschuppels (mit Adrian Höhener, Mitte links, Sohn von Hans Höhener).
Höhepunkt war ein gemeinsamer Auftritt zusammen mit ehemaligen Silvesterchläusen und den Mitgliedern des ersten Tüüfner Chlauseschuppels.
Als Menü servierte die Gilde der Linde ein typisches Appenzeller Menü (Südwörscht mit Chnöpfli und Apfelmus), gefolgt vom reichhaltigen Linden-Dessertbuffet.
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