Bildbericht: Erich Gmünder
Wie soll das Dorf beidseits der künftigen Doppelspur gestaltet werden – so, dass sowohl das Gewerbe von attraktiven Bedingungen profitiert und gleichzeitig die ganze Bevölkerung von einem lebenswerten Zentrum?
Mit diesen Fragen setzten sich rund 30 Teilnehmer eines Workshops der Gemeinde am Donnerstag, 12. Mai im Lindensaal auseinander. Sollen Parkplätze zugunsten von der Verkehrsberuhigung abgebaut und dafür ein Parkhaus im Dorfkern realisiert werden? Soll die Gemeindeverwaltung in einem Neubau zusammengefasst werden? Und wie wird das Schulhaus Dorf künftig genutzt, wenn die Primarschüler ins Hörli zügeln, wo das alte Schulhaus nach dem Wegzug der Sekundarschule ins Landhausareal frei wird? Oder: Wie können die Fusswegverbindungen im Dorf attraktiver gestaltet werden, damit man das Auto auch mal stehen lässt?
Diese Fragen bewegten an den drei Tischen, wo die künftigen Nutzungsszenarien entwickelt wurden.
Der gemeinsame Lenkungsausschuss der Gemeinde, des Kantons und der Appenzeller Bahnen unter dem Vorsitz von Markus Bänziger hatte zusammen mit Fachleuten viel Vorarbeit geleistet. So war eine Marktanalyse für die Zukunftsfähigkeit der Teufner Detailhandels erstellt worden, Hauseigentümer und Gewerbetreibende waren in Einzelinterviews befragt worden und Angestellte der Verwaltung hatten sich Gedanken über die Belebung des Dorfkerns gemacht. Alles mit dem Ziel, Betroffene anzuhören und zu Beteiligten zu machen.
„Starkes Gewerbe“ kontra „lebendiger Dorfkern“
Aufbauend auf diesen Vorarbeiten wurden von der Verkehrsplanerin Fabienne Perret vom Planungs- und Beratungsbüro Ernst Basler & Partner und ihren Mitarbeitern zwei Nutzungsszenarien zur Diskussion gestellt:
Variante 1, wo ein starkes Gewerbe im Vordergrund steht, mit ausreichendem Parkplatzangebot und regem Verkehr, und Variante 2, mit einem attraktiven Dorfplatz und einem auf Kurzzeitparkplätze reduzierten Parkierungsangebot, jedoch ergänzt durch ein noch zu erstellendes Parkhaus beim Dorfplatz.
Nach anfänglich teilweise zähem Start kamen die Diskussionen in Gang. Bunte Kartonsymbole für Parkplätze, Grünzonen, Gastroangebote und Detailhandel wurden hin und her geschoben, so dass man sich zeitweise an das Monopoly erinnert fühlte. Und es wurde ganz konkret bei den Antworten auf die oben gestellten Fragen.
Mehrfach wurde betont, wie wichtig ein starkes Gewerbe für einen lebendigen Dorfkern sei. Deshalb kam auch die Parkierungsfrage immer wieder zur Sprache. Einerseits sollen den Geschäften im Dorfkern weiterhin genügend Kurzparkplätze zur Verfügung stehen. Anderseits kristallisierte sich als Standort für ein neues Parkhaus der Hörli-Hügel gleich hinter dem Ensemble Alter Bahnhof, Schulhaus Dorf und Gemeindehaus heraus, wobei die Zufahrt noch nicht geklärt wurde.
Ein Café im Schulhaus Dorf?
Der alte Spar, der teilweise ungenutzte Schützengarten-Komplex sowie die alte Kantonalbank im Dorf wurden als „Zahnlücken“ im Detailhandelsangebot bezeichnet, welche Potenzial für neue Nutzungen bieten.
Im Schulhaus Dorf sähe man ein Potenzial für ein neues Café, oder gar eine Art Bürgerkaffee wurde diskutiert, wo Anliegen von Einwohnern diskutiert werden und ein offenes Ohr finden. Dies in unmittelbarer Nähe zur Bibliothek, die durch die neue Nachbarschaft aufgewertet würde. Soll auch der Jugendtreff hier einziehen oder eher an einer peripheren Lage?
Die Gemeindeverwaltung soll in einem Neubau am Standort alter Spar oder im Bereich Hörli anstelle des neuen Sekundarschulhauses zusammengefasst werden. Das Gemeindehaus selber soll jedoch nicht fremdvermietet werden, sondern weiterhin als repräsentativer Sitz der Gemeindeverwaltung und erste Anlaufstelle für die Einwohnerinnen und Einwohner dienen.
Neue Begegnungszonen
Der Dorfplatz bei der Kirche, der vor allem als Parkplatz und für einzelne Veranstaltungen wie den Frischmarkt oder grössere Dorfanlässe dient, ist abschüssig und schlecht besonnt. Deshalb soll er in den Bereich vor dem Schulhaus und dem Gemeindehaus verlegt werden.
Die Begegnungszonen sollen aber nicht nur auf den Dorfkern konzentriert werden. So wurde auch vorgeschlagen, den ehemaligen Feuerwehrweiher bei der Hechtremise unterhalb des ehemaligen Café Spörri als Oase zu reaktivieren. Und die Verbindungswege zwischen dem Dorfkern und dem Zeughaus sollen so attraktiv gestaltet werden, dass sie dazu verlocken, das Auto öfter mal stehen zu lassen.
Dorfgestaltung: Das Volk hat das letzte Wort
Am Schluss zog Gemeinderat Markus Bänziger als Präsident des Lenkungsausschusses eine positive Bilanz des Abends. Er bedankte sich für das Engagement und die faire Streitkultur in den einzelnen Gruppen. Die Ergebnisse flössen nun in das künftige Projekt für die Dorfgestaltung ein. Es soll im Gleichschritt mit der Planung der Appenzeller Bahnen für die Doppelspur weiterentwickelt werden. Bis letztlich das Volk über das Projekt Dorfgestaltung abstimmen könne, werde es aber noch dauern.
Nur am Rande streifte Markus Bänziger die jüngst im Online-Forum auf Tposcht wieder aufflammende Kritik am Volksentscheid gegen den Tunnelbau. Zwar habe sich das Volk am 28. Januar mit einem deutlichen Mehr gegen das 30-Mio-Tunnelprojekt ausgesprochen. Doch gehe es nicht darum, solche Diskussionen abzuwürgen, auch der zurzeit diskutierte Alternativvorschlag für eine Kurzvariante werde allenfalls nochmals geprüft, sofern das Zeitfenster für die Realisierung der Doppelspur noch offen sei.
Vertreter des Lenkungsausschusses treffen sich demnächst mit Vertretern einer Initiativgruppe, welche einen konkreten Vorschlag für einen Kurztunnel zwischen Bahnhof und neuem Spar (ehemals Ochsen) in die Diskussion werfen wollen.