Architekt Beat Loosli präsentiert den Gemeinderätinnen Pascale Sigg (Baukommission) und Ursula von Burg (Bildung und Kultur), Hanspeter Spörri (Medienbegleiter) sowie Gemeindepräsident Reto Altherr das Siegerprojekt «Schuelhöckli». Foto: Alexandra Grüter-Axthammer
Timo Züst
Beat Loosli ist leitender Architekt des Büros Raumfindung Architekten und gewann mit seinem «Schuelhöckli» den Projektwettbewerb. Über den Baukredit soll im Spätherbst abgestimmt werden. Im Gespräch mit der TP erklärt er, warum das neue Sekundarschulhaus keinen klassischen Korridor mehr bekommt.
Was ist besonders wichtig im aktuellen Schulhausbau?
Öffentliche Bauten sind identitätsstiftend und prägen Dörfer über Jahrzehnte, teilweise über Jahrhunderte. Insbesondere Schulbauten prägen mehreren Generationen von Jugendlichen. Darum lohnt es sich mehrfach, bei einem neuen Schulhaus eine überzeugende Baukultur zu pflegen.
Was ist die tragende Idee des Projekts?
Die Aufgabe war es für Teufen ein Bauwerk zu entwerfen, das den gestellten Anforderungen der Schule entspricht und in die Landschaft passt. Das Projekt bietet ein Raumkonzept an, das verschiedene pädagogische Unterrichtsformen ermöglicht. Die Architektur gibt nicht eine konkrete Unterrichtsform vor, sondern lässt Spielraum.
Das soll ja sehr flexibel sein. Können Sie mir das erklären? Gibt es da Wände, die ich umherschieben kann?
In erster Linie geht es um die Raumanordnung. Wir haben auf ein klassisches Korridorsystem mit abgehenden Klassenzimmern verzichtet. Stattdessen sind die Klassenzimmer und Gruppenräume so angeordnet, dass ein Austausch oder eine kombinierte Nutzung der Räume jederzeit möglich ist. Dadurch sind alternative Lernformen wie altersdurchmischtes Lernen, Werkstattunterricht oder Kleingruppenarbeiten jederzeit möglich.
Verstehe ich das richtig: Ein Klassenzimmer hat jeweils eine Verbindung zu einem Gruppenraum und von da geht es weiter ins nächste Zimmer?
Genau. Es gibt immer mehrere wählbare Wege und direkte Verbindungen in die benachbarten Unterrichtsräume. Auf Grund des Brandschutzkonzeptes sind auch die Garderobenräume als Schulräume nutzbar und Erschliessungskorridore sind auf ein Minimum reduziert. So können die Lehrpersonen und Schüler die Räume wirklich ganz unterschiedlich nutzen.
Ist das Ihr erstes Schulhaus?
Wir haben bereits ein Mehrzweckschulhaus entworfen. Dabei ging es um einen Erweiterungsbau einer bestehenden Schulanlage. Grundsätzlich beschäftigt sich unser Architekturbüro mit öffentlichen Bauten. Wir planen und bauen unter anderem aktuell einen Konzertsaal, ein Rathaus und ein Bezirksgericht. Was uns interessiert, sind massgeschneiderte Bauwerke für die Nutzer.
Was ist denn schwieriger: ein Bezirksgericht oder ein Schulhaus?
Das sind zwei ganz unterschiedliche Aufgaben. Beides ist anspruchsvoll. Wichtig ist, dass der Architekt die funktionalen Abläufe der Nutzer detailliert studiert und bei der Planung neben gestalterischen Qualitäten insbesondere diese Zweckerfüllung laufend berücksichtigt.
Das Projekt sieht von aussen nicht sehr spektakulär aus. Man könnte von schnörkellos oder einer schlichten Formgebung sprechen. Passt das in die Landschaft?
Wir haben uns an der Landschaft und der heimischen Appenzeller Architektur orientiert. Das typische Appenzellerhaus hat einen klaren Fassadenrhythmus, eine schlichte Formgebung und steht frei in der Hügellandschaft. Da es leicht erhöht etwas ausserhalb des Dorfs liegt und eine stattliche Grösse aufweist, ist es auch nicht nötig mehr Aufmerksamkeit zu generieren.
Das Projekt ist aber noch lange nicht abgeschlossen, oder?
Nein. Das war erst der Wettbewerbsentwurf. Dabei geht es um die prägenden Ideen und Antworten zu den Hauptthemen. Das sind beispielsweise der Grundriss, die Raumaufteilung und die Formgebung. Nach dem Projektwettbewerb folgt eine weitere spannende Phase.
Eine dieser grossen Fragen ist die Energie. Welche Idee hatten Sie dort?
Das neue Schulhaus wird in Holzbauweise erstellt. Das Gebäude benötigt somit wenig graue Energie für die Erstellung. Die Gebäudehülle wird sehr gut gedämmt, die Tageslichtnutzung wird aufmerksam geplant und selbstverständlich werden die kantonalen Vorschriften erfüllt. Durch dieses Material- und Konstruktionskonzept können auch viele einheimische bzw. regionale Materialien verwendet werden.
Plakativ gefragt: Wie genau geheizt wird, können Sie jetzt noch nicht sagen?
Gemäss Wettbewerbsprogramm soll das Fernwärmenetz «Primarschule Landhaus» (Holzschnitzelzentrale) bis zum Bezug des Neubaus der Sekundarschule erweitert werden. Es ist geplant, den Neubau an dieses Netz für Heizung und Warmwasser anzuschliessen. Somit wäre dies eine ökologisch überzeugende und nachhaltige Lösung.