«Die Schliessung kam nicht aus heiterem Himmel»

09.05.2017 | TPoscht online
reto altherr gp
Das Alters- und Pflegeheim Haus Bächli ist leer und wartet auf eine neue Bestimmung, bleibt aber im Eigentum der Gemeinde. Archivfoto: EG
Matthias Jäger Am 19. Januar informierte der Gemeinderat die Öffentlichkeit über die beabsichtigte Schliessung des Altersheims Bächli. Die Tüüfner Poscht fragte beim Gemeindepräsidenten nach, wie die Schliessung über die Bühne ging, und was jetzt mit dem Haus passiert.  Tüüfner Poscht: Im Januar informierte der Gemeinderat, das Altersheim Bächli werde demnächst geschlossen. Was ist seither geschehen? Reto Altherr: Der Gemeinderat verzichte­te bewusst darauf, für die Schliessung einen festen Termin anzugeben. Für uns stand das Wohl von Bewohnenden und Personal im Zen­trum. Wir waren bereit, den Beteiligten die Zeit zu geben, die sie brauchten. Aber dann entwickelte sich eine Eigendynamik. Nach­dem die erste Bewohnerin eine Anschluss­lösung gefunden hatte, und nachdem auch die Tüüfner Poscht positiv darüber berichtet hatte, ging alles plötzlich sehr schnell. Bereits Mitte Februar verliessen die letzten Bewohne­rinnen und Bewohner das Haus. Ich bin sehr glücklich darüber, dass für alle eine Lösung in Teufen gefunden werden konnte. Nur eine Person wünschte aus eigenen Stücken einen Umzug nach Gais. Wie wurde der Schliessungsentscheid in der Gemeinde aufgenommen? Gab es auch kritische Stimmen? Die Schliessung kam ja nicht aus heiterem Himmel. Bereits in der Abstimmungsvorlage von 2005 für den Bau des Unteren Gremms war von einer möglichen Schliessung des Bächli die Rede. Die Gründe liegen auf der Hand.

«Die Zimmer mit Etagendusche und WC genügen heutigen Ansprüchen ganz einfach nicht mehr.» Reto Altherr

Die Belegung ging immer weiter zurück, und selbst die Ferienzimmer konnten nicht mehr ausreichend vermietet werden. Die Zimmer mit Etagendusche und WC genügen heutigen Ansprüchen ganz einfach nicht mehr. Von dem her hörte ich keine kritischen  Stimmen. Der Entscheid wurde verstanden, auch wenn es ein gewisses Bedauern über das Verschwinden eines heimeligen Altersheims gibt. Für einzelne Bewohnende und Angehöri­ge ging alles ein bisschen schnell, und sie hät­ten sich gewünscht, dass man das Gespräch mit ihnen früher gesucht hätte. Im Januar sicherten Sie dem Personal grösstmögliche Unterstützung bei der Suche nach Anschlusslösungen zu. Wie wurde das umgesetzt? Für mich ist sehr wichtig, dass die Ge­meinde als Arbeitgeberin ihre Verantwor­tung wahrnahm und sich um Anschlusslö­sungen bemühte. Im Vordergrund stand die Weiterbeschäftigung in den Heimen Teufen. Diese boten allen 14 Mitarbeitenden die Mög­lichkeit zu Schnuppertagen in ihren beiden Häusern. Auf dieser Grundlage erhielten elf Mitarbeitende neue Verträge für den Linden­hügel oder das Untere Gremm. Wo das nicht möglich war, leistete die Gemeinde auch Unterstützung für die Suche nach anderen Lösungen. Einzelne Mitarbeitende benutzten die Gelegenheit zu einer Neuorientierung. Dort, wo es unvermeidbar war, erfolgte die Trennung einvernehmlich. Wie geht es jetzt mit dem Gebäude weiter? Das Haus ist nicht mehr bewohnt. Im Mo­ment wird es noch fertig ausgeräumt. Für den Gemeinderat steht eine Wohnnutzung im Vordergrund. Wie und in welcher Form ist noch nicht entschieden. Wir haben einige In­teressenten, sowohl private als auch soziale Institutionen. In einem ersten Schritt gaben wir eine Vorstudie in Auftrag. Damit klären wir die Umbaumöglichkeiten und den Inves­titionsbedarf für eine Umnutzung. Wird das Haus allenfalls verkauft? Nein, das ist nicht vorgesehen. Für den Gemeinderat ist das keine Option. Und wie steht es mit einer allfälligen Nutzung als Asylunterkunft? Natürlich stellt sich diese Frage immer, wenn ein grösseres Objekt frei wird. Aber die Gemeinde hat im Moment genügend Möglich­keiten, die zugewiesenen Asylsuchenden un­terzubringen. Wir haben also keinen Hand­lungsbedarf, und der Gemeinderat hat keine entsprechenden Pläne. In der aktuellen Situ­ation gibt es auch keinen Druck von aussen. Allerdings kann sich die Situation im Asylwe­sen durch akute Krisen schnell ändern. Gibt es über den Heimatschutz Einschrän­kungen für die Nutzung? Das Haus gehört zur Gruppe von schützenswerten Kulturobjekten, aber es steht nicht explizit unter Heimatschutz. Das heisst, dass wir bei Umbauten den Denkmalpfleger beiziehen müssen. Es gibt aber keine spezifi­schen Einschränkungen oder Auflagen. Eine Umnutzung zu Wohnzwecken ist möglich. Wann können wir mit Entscheiden und weiteren Information rechnen? Ich kann noch keinen bestimmten Ter­min nennen. Allerdings möchten wir in den nächsten Monaten zu einem Entscheid kom­men. Dabei ist auch möglich, dass es eine Zwi­schennutzung geben könnte. Das liesse uns für endgültige Entscheide genügend Zeit. Im Moment arbeitet eine gemeinderätliche Ar­beitsgruppe ja an einem neuen Altersleitbild und einer neuen Altersstrategie. Vielleicht ergibt sich auch daraus der Bedarf nach einer neuen Nutzung im Rahmen der Heime Teu­fen. [post_teaser id=“95007, 93917, 94881, 90771, 90516, 90744, 91344″]

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