Interview: Erich Gmünder
Im Hinblick auf verschiedene anstehende Projekte hatte die Gemeinde Teufen einem externen Raumplanungsbüro eine Schulraumplanung in Auftrag gegeben. Die Studie kommt zu teils überraschenden Ergebnissen. Die Tüüfner Poscht sprach darüber mit Gemeinderätin und Schulpräsidentin Ursula von Burg.Weshalb wurde diese Analyse in Auftrag gegeben?
Auslöser war einerseits ein Auftrag, den sich die Schulkommission in der Strategie 2015–2019 selber gegeben hat, nämlich eine Schulbautenplanung für die nächsten 10 Jahre. Gleichzeitig kam der erneute Anlauf für die Projektierung des neuen Sekundarschulhauses und damit die Frage, was passiert mit den Hörlischulhäusern. Und drittens zeigte sich, dass die Schülerzahlen insbesondere im Kreis Niederteufen stark steigen.
Um die Prognose der Schülerzahlen gut abzustützen, wurde auch die Bevölkerungs- und Wohnbauentwicklung untersucht. Dafür wurde ein Raumplanungsbüro beigezogen. Die Analyse besteht aus zwei Teilen. Einerseits geht es darum, was innerhalb der bestehenden Bauzonen noch gebaut werden kann, und anderseits, wie sich die Bevölkerung und damit die Schülerzahlen auf dieser Basis entwickeln können.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
Ganz kurz zusammengefasst ist es so, dass die Schülerzahlen in den nächsten Jahren einiges stärker zunehmen als man erwartet hat. Sie werden zwar dann ziemlich sicher wieder etwas abflachen, aber im Durchschnitt der nächsten Jahre immer noch leicht ansteigen.
Worauf führen Sie das zurück?
Der Trend betrifft ja auch andere Ausserrhoder Gemeinden wie Trogen, Speicher oder Herisau. Sie alle sind momentan daran, den entsprechenden Schulraum bereit zu stellen. In Teufen ist es einerseits die rege Bautätigkeit. Es wurden in den letzten Jahren viele 4–6-Zimmer-Wohnungen gebaut, was viele Familien, vor allem solche in der Kinderphase, angezogen hat. Anderseits ist es so, dass der Trend offenbar in die Richtung geht, dass viele Familien wieder mehr Kinder haben, nicht mehr nur zwei, sondern drei oder vier.
Früher hat das vielleicht gestimmt. Für die letzten Jahre trifft das nicht mehr zu. Wir haben vor allem bei 26–40-Jährigen eine markante Zunahme, während die Zuzüge im Pensionsalter sowie zwischen 41–64 Jahren tendenziell eher rückläufig sind.
Kann man von einer eigentlichen Trendumkehr sprechen?
Ja, es gibt gewisse Resultate, die darauf hindeuten. So lagen die Geburtenzahlen in Teufen in den letzten Jahren immer unter dem kantonalen und unter dem schweizerischen Mittel. Nun haben sie sich angeglichen, ja liegen sogar teilweise darüber.
Geht es so weiter?
Im Moment können wir davon ausgehen. Dies vor allem in Niederteufen, wo die Kinderzahlen dramatisch angestiegen sind, was sicher mit der grossen Bautätigkeit in diesem Gemeindeteil zu tun hat. Im Dorf steigen die Schülerzahlen eher sanft an. Grundsätzlich ist es immer so, dass Schülerzahlen sich nicht linear entwickeln. Oft wenn ein neues Quartier gebaut wird und junge Familien einziehen, geht die Kurve nach oben und fällt dann wieder zurück, bis sich das Quartier nach einer Generation wieder erneuert.
Wir hatten in Niederteufen bereits früher einmal 180 Kinder in der Schule. Aber grundsätzlich steigt die Kurve längerfristig aufwärts. Dies auch aufgrund der angenommenen Bevölkerungsentwicklung gemäss Richtplan, wo bis 2040 mit 7’000 Einwohnern gerechnet wird.
Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Sie stellt uns natürlich vor Herausforderungen, die wir aber gerne annehmen. Die Be-
«Der Trend geht offenbar in die Richtung, dass viele Familien wieder mehr Kinder haben, nicht mehr nur zwei, sondern drei oder vier.»
lebung und Verjüngung des Dorfes ist höchst erfreulich.
Nochmals zurück zu den Prognosen in dieser Studie. Wie verlässlich sind diese Zahlen?
Für die nächsten vier Jahre, bis zum Schuljahr 2021 können wir sehr genaue Voraussagen machen, denn die Kinder, die dann die Schule besuchen, sind schon auf der Welt, da wird es nur ganz kleine Abweichungen geben mit Zu- und Wegzügen. Alles andere wissen wir nicht, weshalb wir die externen Fachleute beigezogen haben.
Die Schülerzahlen beruhen auf den Bevölkerungsprognosen und diese wiederum auf dem eingezonten Bauland respektive welche Ausbaumöglichkeiten das Dorf im Moment noch bietet. Dabei ist man sehr vorsichtig gewesen und hat sich auf den Richtplan gestützt, also ein kleineres Wachstum angenommen, als das, welches wir jetzt haben. Von daher denke ich, mit diesen Prognosen können wir im Moment arbeiten. Aber es ist wichtig, die Studie alle 5 Jahre zu überprüfen und die Planung entsprechend anzupassen; das ist eine Daueraufgabe für die Schulkommission.
Was für Folgen haben diese Ergebnisse für die Schulraumplanung – wie sieht Ihre Strategie aus, differenziert nach Schulkreisen?
Rascher Handlungsbedarf besteht in Niederteufen. Wir haben hier in den nächsten 4 Jahren eine Zunahme um knapp 40 Prozent, von aktuell 142 auf 196 Schüler. Nächstes Jahr brauchen wir deshalb dringend einen dritten Kindergarten. Dazu bauen wir die Hauswartwohnung im roten Schulhaus um. Danach nehmen wir die Sanierung des blauen Schulhauses in Angriff.
Glücklicherweise haben wir in den bestehenden Schulbauten genügend Kapazitäten für die nötigen Räume. Wir müssen nicht erweitern, sondern optimieren. Falls die Sanierung bis 2020 realisiert werden kann, sollten wir die Bauphase mit einem kleinen Provisorium überbrücken können.
Das grösste Defizit kommt jedoch in der Sekundarschule auf uns zu. Bei der letzten Abstimmung haben wir gesagt, wir planen für 12 Klassen und bauen vorerst für neun Klassen. Aufgrund der neuen Prognosen werden wir von Anfang an für 11 bis 12 Klassen bauen müssen, und zwar für Teufen allein. Die nächsten 5 Jahre kommen wir mit dem Schulraum im Hörli noch knapp aus, danach stossen die stärkeren Jahrgänge nach und der Platzbedarf steigt rapide an.
Von daher ist auch der Planungshorizont gut – jetzt können wir noch reagieren. Und wenn wir jetzt mit den Projekten zügig vorwärts machen, können wir die veränderte Situation auffangen. Im Schulkreis Landhaus ist vor allem entscheidend, wie es mit der Abstimmung über das neue Sekundarschulhaus weitergeht, was Folgen für das Schulhaus Dorf und das alte Schulhaus im Hörli hat. Auch hier hat die Schulkommission ihre Strategie ausgearbeitet und wird diese an der öffentlichen Orientierungsversammlung der Gemeinde am 7. November vorstellen.
Wie weit müssen die Tagesstrukturen angepasst werden?
Hier zeigt sich ein wachsendes Bedürfnis. Nicht nur in Niederteufen, wo wir ein Provisorium aufstellen mussten und nächstes Jahr über einen Um- oder Neubau abstimmen. Aufgrund eines Vorstosses des Elternrates haben wir seit dem neuen Schuljahr auch an zwei Tagen eine Nachmittagsbetreuung im Schulhaus Landhaus, zusätzlich zum Mittagstisch.
Vorher mussten die Kinder nach Niederteufen gefahren werden. Auch hier werden wir im Rahmen unserer Strategie eine Lösung erarbeiten, die für den Schulkreis Landhaus passt.
Öffentliche Orientierungsversammlung am Dienstag, 7. November 2017
Nebst dem am 26. November 2017 zur Abstimmung gelangenden Voranschlag wird die Bevölkerung noch über weitere Themen informiert. Die Schulkommissionspräsidentin Ursula von Burg wird zusammen mit dem Schulkommissionsmitglied Thomas Brocker die Schulraumplanung erläutern.
Ausserdem gibt Gemeindepräsident Reto Altherr einen Einblick in die strategischen Gedanken des Gemeinderats und informiert zum aktuellen Stand in laufenden Geschäften.
Die Öffentliche Orientierungsversammlung wird am 7. November 2017, ab 19.30 Uhr im Lindensaal durchgeführt. Der Gemeinderat freut sich auf das Erscheinen von vielen interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern. GK