GRÜEZI
Zwar waren sich die Teilnehmer eines Workshops letztes Jahr einig, dass ein Tunnel die beste Lösung für die Teufner Verkehrsprobleme wäre. Allein aufgrund der Tatsache, dass die Mehrkosten von 40 Mio. Franken kaum alleine getragen werden könnten, schienen die Pläne jedoch von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Für den aus finanz- und steuerpolitischen Gründen skeptischen Gemeinderat rückte damit die Tunnellösung in den Hintergrund.
Aufgrund der Aussagen der Regierungsmitglieder Marianne Koller und Jakob Brunnschweiler, der Bund sei nun doch bereit, die Tunnelvariante nochmals zu prüfen, wittern die Befürworter nun Morgenluft. Damit wäre ein Tunnel wieder eine realistische Alternative zur Tramlösung.
Der Gemeinderat will am 7. November bekannt geben, ob er das auch so sieht respektive bei welchem Betrag die (finanzielle) Schmerzgrenze Teufens liegt. Bis dann sollen auch die Signale des Bundesamtes für Verkehr (BAV) und der Regierung über eine mögliche finanzielle Beteiligung vorliegen.
Das hat jenen Auftrieb gegeben, welche appellieren, nicht vorschnell zu handeln, sondern die Chance für ein Generationen-, ja Jahrhundertprojekt wahrzunehmen (ab S. 9) und in grösseren Dimensionen zu denken. Einerseits Kantonsrat Christian Meng mit seinem sogenannten Longtunnel zwischen Bahnhof Teufen und dem Riethüsli, anderseits Konrad Hummler, welcher eine noch grosszügigere Variante angedacht hat.
Die Aufbruchstimmung in der seit Jahrzehnten blockierten Frage einer Ortsdurchfahrt der Appenzeller Bahnen wurde durch die IG Dorfplatzgestaltung ausgelöst. Dem von der IG beauftragten ehemaligen Zürcher Stadtbaumeister Franz Eberhard ist es gelungen, den Fächer möglicher Lösungsansätze wieder zu öffnen.
Dass der Gemeinderat am 16. November gemeinsam mit der IG zu einer Ortsbegehung einlädt, ist ein starkes Zeichen, dass die Behörde bereit ist, unvoreingenommen alle Optionen zu prüfen.
Teufen hat eine echte Jahrhundertchance: Nicht nur, das Verkehrsproblem langfristig zu lösen, sondern gemeinsam eine Lösung zu finden, bei der es keine Verlierer gibt. Das ist für das Zusammenleben und das erwünschte Mehr an Lebensqualität im Dorf mindestens so wichtig wie die Verkehrslösung selber.
Erich Gmünder
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