Christian Wagner (rechts) im Gespräch mit Gemeindepräsident Reto Altherr.Matthias JägerIm Zentrum der öffentlichen Orientierungsversammlung vom 14. Februar stand neben den Abstimmungsvorlagen die Gestaltung des Dorfzentrums inklusive Areal Bahnhof Ost im Zusammenhang mit der neuen Linienführung der Appenzeller Bahnen.
Dabei präsentierte Architekturprofessor Christian Wenger erste Ideen, in welche Richtung es gehen könnte. Diese sollen nun an zwei Workshops bis zu einem Vorprojekt weiterentwickelt werden.
Der Dorfplatz um 1840.
Teufen ist ein Strassendorf, und die Strasse gehört so sehr zum Dorfplatz wie die Kirche, das Gemeindehaus, die Restaurants und Geschäfte. Das sei so, wie der Landschaftsarchitekt Roman Häne erläuterte, seit 1837 das alte Pfarrhaus und der Schwarze Bären der Strasse weichen mussten. Mit der Strasse gehört auch der Verkehr zum Dorfplatz, und bald wird auch die doppelspurige Strassenbahn dazugehören.
Aber wie der Dorfplatz um Strasse und Strassenbahn herum aussehen wird, welche Funktionen er erfüllen kann und muss, das ist das vielleicht schwierigste Teilprojekt der Arbeitsgruppe Gestaltung Dorfzentrum. Dabei ist die ganz grosse Herausforderung nicht der fliessende Verkehr – der kann beruhigt und verlangsamt werden – sondern der ruhende. Das Gewerbe braucht Kurzzeitparkplätze vor der Tür.
Parkierungslösungen im Zentrum
Ein Dorfplatz mit Begegnungscharakter aber braucht Raum und das verträgt sich schlecht mit Parkplätzen. Diesen Raum kann er nur auf Kosten der Parkplätze vor Gemeinde- und Schulhaus gewinnen. Aber wenn diese verschwinden, müssen sie anderswo neu bereitgestellt werden. Die Arbeitsgruppe will das Zentrum neu gestalten und hat den Anspruch, dass neue Parklösungen nicht nur die Autos aufnehmen, sondern einen zusätzlichen Mehrwert schaffen.
Unter diesen Vorgaben konzentrierten sich Studierenden der HTW Chur beim Dorfplatz auf das Parkproblem.
Christian Wagner von der HTW Chur präsentierte zwei mögliche Ideen. Beide denken den Dorfplatz über den Platz vor Gemeinde- und Schulhaus hinaus. Sie denken ihn auch hinter die Häuser und beziehen den Spielplatz hinter dem Gemeindehaus und den Park des Kirchgemeindehauses in ihre Überlegungen mit ein.
Variante «Parkhaus»
Die erste Idee schlägt ein Parkhaus unter dem Park vor. Dazu müssten die Bäume gefällt und der Park nach dem Bau neu gestaltet werden.
Die Arkaden der Variante Parkhaus. Visualisierung HTW
Eine urban anmutende gedeckte Arkade würde die aktuellen Stützmauern ersetzen und den Bau gegen Schul- und Gemeindehaus abschliessen. Das würde den Dorfplatz direkt hinter Gemeinde- und Schulhaus hinaus erweitern.
Studie für die Variante Markthalle an der Gremmstrasse. Verfasser: Christof SpörriVariante «Markthalle»
Die zweite Idee schlägt einen oberirdischen, aber mit einer Art Markthalle überdeckten Parkplatz hinter dem Gemeindehaus vor. Der käme entlang der Gremmstrasse zu liegen, und ginge teilweise auf Kosten des Spielplatzes.
Lageplan der Variante Markthalle. Die Halle ist so platziert, dass sie den Blick auf das Haus frei lässt. Verfasser: Christof Spörri
Der Park des Kirchgemeindehauses würde in die Gestaltung mit einbezogen (siehe Illustration oben), aber im Unterschied zur Variante Parkhaus bliebe der Baumbestand unangetastet. Auch dieser Vorschlag erweitert den Dorfplatz über Gemeinde- und Schulhaus hinaus.
Nach Auskunft von Pascale Sigg-Bischof verfolgt die Arbeitsgruppe die Idee Parkhaus nicht weiter, diejenige der Markthalle findet sie aber grundsätzlich attraktiv.
Areal Bahnhof Ost
Das Areal Bahnhof Ost umfasst das Grundstück zwischen dem Bahnhof und der Überbauung an der Rothenbühlstrasse. Wie Christian Wagner erklärte, stellt die Gestaltung besondere architektonische Herausforderungen, weil es mit dem Bahnhof, der Migros und Eigentumswohnungen zwischen Bauten mit völlig unterschiedlichem Charakter liegt. Gegen den Erwerb des Areals durch die Gemeinde wurde das Referendum ergriffen; die Abstimmung findet am 10. Juni statt.
Bezüglich Raumprogramm machte die Arbeitsgruppe den Studierenden nur die Auflage einer Park and Ride-Anlage mit Zugang zu den Bahngleisen und einem attraktiven Standort für die Kantonspolizei. Ansonsten gelte es, die zentrumsnahe Lage für eine attraktive Überbauung zu nutzen.
Eine Projektidee für das Bahnhof-Areal Ost: P+R Anlage mit Anbindung an die Parkgarage der Migros.
Christian Wagner präsentierte im Schnelldurchgang 20 unterschiedliche Projektideen. Die Dringlichkeit für die Gestaltung des Areals Bahnhof Ost ist bedeutend geringer als beim Dorfplatz. Wenn überhaupt, wird eine Überbauung nicht vor 2023-2025, und sowieso erst nach Abschluss der Ortsdurchfahrt durchgeführt.
Die Bahn gibt den Takt vor
Die Bahn macht mit der Modernisierung vorwärts. Am 3. April wird der Bahnverkehr zwischen Teufen und St. Gallen bis 7. Oktober 2018 eingestellt; die Bagger fahren auf. In einer ersten Phase werden die Teilprojekte Bahnhofumbau und Bahnhofkreisel realisiert.
Gleichzeitig arbeitet die Bahn am konkreten Bauprojekt für die Doppelspur. Die Integration der Gestaltung Ortszentrum ins Bahnprojekt ist nur möglich, wenn sie in den nächsten Monaten erfolgt. Das setzt die Gemeinde unter enormen Zeitdruck.
Die Arbeitsgruppe hat das ehrgeizige Ziel, die Ideen zur Gestaltung Dorfzentrum bis Mitte Mai 2018 soweit zu bereinigen, dass sie anschliessend ein Bauprojekt in Auftrag geben kann. Sie will die Öffentlichkeit in einem moderierten Dialogverfahren in diesen Prozess einbeziehen. Vorgesehen sind folgende Veranstaltungen:
Workshop 1 – Mittwoch 21.3.2018, 19.00-21.30 im Zeughaus
Workshop 2 – Mittwoch, 25.4.2018, 19.00-21.30 im Lindensaal
Schlusspräsentation – Mittwoch, 16.5.2018, 19.00-21.30 im Lindensaal
Zur Finanzierung dieses ganzen Prozesses (bis zu einem Bauprojekt, das dann zur Abstimmung gebracht werden kann) gab der Gemeinderat am 23. Januar einen Projektierungskredit von CHF 230’000 frei. Dieser untersteht dem fakultativen Referendum. Die Referendumsfrist läuft am 6. März ab. Wie Pascale Sigg mehrfach betonte, ist dieser ohnehin ehrgeizige Zeitplan nur möglich, wenn das Referendum nicht ergriffen wird.
Arbeitsgruppe Gestaltung Dorfzentrum
Die Arbeitsgruppe ist mit 14 Mitgliedern und Vertretern von Gemeinde, Parteien, Gewerbe, weiteren Interessegruppen und externer Unterstützung breit aufgestellt. Sie nahm ihre Arbeit 2017 auf, startete aber nicht auf der grünen Wiese. Die Nutzungskonzeption 2030, die 2014 in drei Workshops mit Bürgerbeteiligung entwickelt wurde, und eine 2016 durchgeführte Marktanalyse dienten ihr als Ausgangspunkt und Grundlage. Sie erteilte der HTW Chur und den Landschaftsarchitekten Kollektiv Nordost je einen Auftrag.
HTW Chur – Projektstudien Bahnhof Ost und Dorfplatz
Christian Wagner, Professor für Architektur an der HTW Chur, erhielt einen Auftrag zur Entwicklung von Ideen zur Gestaltung des Dorfzentrums. Im Rahmen von Semesterarbeiten beschäftigten sich 20 Studenten während sechs Monaten mit Teufen und investierten insgesamt etwa 10’000 Arbeitsstunden.
Hier geht’s zur Präsentation HTW Chur Bahnhofplatz und Parkierung Zentrum
Im Zentrum standen Ideen für den Dorfplatz und das Areal Bahnhof Ost. Ziel des Auftrages war nicht ein konkreter Projektvorschlag, sondern neue Ideen, Denken über den Tellerrand hinaus. Für die Hochschule muss ein solcher Auftrag im Interesse von Ausbildung und Forschung sein, er darf keine privaten Planungs- und Architekturbüros konkurrenzieren.
Kollektiv Nordost – Bericht Dorfzentrum
Die Landschaftsarchitekten vom Kollektiv Nordost verfassten eine Studie mit Grundsatzüberlegungen zum Einfluss der verschiedenen Funktionen auf die Gestaltung des Dorfzentrums.
hier geht’s zur Präsentation Kollektiv OstRoman Häne präsentierte den Bericht, der bei der Gemeinde auch schriftlich verfügbar ist.