«Das ist die Chance der Provinz»

16.07.2017 | Erich Gmünder
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Ueli Vogt. Foto: Katalin Déer

Hohe Auszeichnung für den Kurator des Zeughauses Teufen: Der Bund der Schweizer Architekten BSA würdigt das Schaffen von Ueli Vogt mit dem diesjährigen BSA-Preis 2017. Und dies auf den Tag genau 5 Jahre nach der Eröffnung des umgenutzten Zeughauses am 9. Juni 2012.

Ueli Vogt gelinge es immer wieder, «baukulturelle Aspekte auf überraschende und unvoreingenommene Weise in eine Beziehung zu künstlerischen und gesellschaftlichen Themen zu setzen.» Damit habe er das Zeughaus Teufen als einen besonderen Ort der Baukultur positioniert.

«Dank seiner kuratorischen Kompetenz ist das Zeughaus Teufen heute ein exemplarisches Beispiel für ein kleineres Zentrum für Baukultur, das sich erfolgreich in seinem ländlichen Kontext behauptet und dabei kontinuierlich an überregionaler Ausstrahlung gewinnt», heisst es in der Würdigung.

Interview: Erich Gmünder

Ueli Vogt, was bedeutet für Sie dieser Preis?

Damit man sich keine falschen Vorstellungen macht: Die Preissumme beträgt 1000 Franken. Viel grösser ist die Freude über die Anerkennung und die Tatsache, dass weit weg wahrgenommen wird, was wir da machen.

Im Interview im St.Galler Tagblatt sagten Sie: «Es ist mitunter schwer, ein Museum in einem Dorf wie Teufen zu betreiben». Was ist das Problem?

Teufen ist überhaupt nicht das Problem. Schwer ist es, ein Museum in einem Dorf zu führen, wo man kaum Laufkundschaft hat. Teufen ist kein Tourismusort wie beispielsweise Stein oder Appenzell. Also muss es uns gelingen, die Leute hierher zu locken.

Muss man da auch Kompromisse eingehen?

Nein. Aber man muss immer wieder auch Themen suchen, die regional bedeutend sind. So nutzen wir die Ab- und Aufbauphase, die sogenannte Zwischenstellung, jeweils für ungewohnte Zugänge. Wir haben ja relativ wenig finanzielle Mittel, mit diesen wollen wir eine maximale Wertschöpfung erreichen. Deshalb lassen wir uns beim Umbauen Zeit.

[grauer-kasten title=“5 Jahre seit der Zeughaus-Eröffnung“ text=“Der 51-jährige Ulrich Vogt, in Güttingen (TG) geboren und aufgewachsen, ist von Beruf Landschaftsgärtner und Architekt und war bis 2011 Leiter des Werkstoffarchivs Sitterwerk in St.Gallen. Seit 2011 ist er Kurator des Zeughauses Teufen mit dem Grubenmann-Museum, das am 9. Juni 2012 offiziell eröffnet wurde. “ ]

Sie wollen mutiger sein als andere, sagten Sie im Interview.

Wir versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen. Man könnte hadern und jammern, es komme ja niemand. Doch das kann auch eine Qualität sein. Ich kann hier auch Sachen zeigen, bei denen man noch gar nicht so sicher ist, ob die schon wirklich gut oder repräsentierbar sind. Das ist die Chance der Provinz. Es ist ein Labor, man kann mehr ausprobieren als in einer Stadt. Wenn man nicht so viel Publikum hat, entfällt dieser Druck. Es gab schon Veranstaltungen, die ganz klein waren, wo sich dafür grossartige Diskussionen ergaben, vielleicht gerade, weil wir nur zu viert oder fünft waren.

Wie erleben Sie die 3-Teilung des Hauses: Oben Museum, unten das Erdgeschoss mit Anlässen für das breite Publikum, dazwischen die kulturelle Mitte?

Es befruchtet sich immer besser. Die Wechselwirkung funktioniert nicht immer gleich gut, doch oft kommen komplett verschiedene Welten zusammen. Wie zum Beispiel bei der Parallelausstellung zur Viehschau, als plötzlich Bauern und Sennen hier oben auftauchten, die vielleicht noch nie in einem Museum waren.

Haben Sie Ihre Ziele erreicht?

Ein wichtiges Ziel war für mich, dass das Museum ein lebendiger Ort wird, wo ganz viel möglich ist, eine Art Freiraum. Dass da ein Ort kreiert wird, der nicht einem Spezialistentum gehört. Ich glaube, das wurde erreicht. Es ist ein Ort geworden, wo ganz viele und ganz unterschiedliche Leute zusammenkommen.

Was sind Ihre Stärken?

Ich denke vernetzt und versuche Bezüge herzustellen zwischen Zeiten, Objekten, Themen und Menschen. Eine Stärke ist vielleicht, dass ich Sachen zusammenbringen kann, bei denen man gar nicht auf Anhieb denkt, dass die zusammenpassen. So bei den bemalten Schränken, wo am Schluss Modedesign für Kleider und Schuhe entstand. Mich interessieren die Probleme der Gegenwart. Um die anzugehen, kann man unter anderem auch Künstler befragen oder in die Vergangenheit schauen.

Die Baumeister Grubenmann zum Beispiel waren solche Universalkünstler, originelle Denker. Sie konnten nicht alles am Computer vorausberechnen. Sie brauchten viel Mut, eine gute Beobachtungsgabe und sie waren nicht verklemmt. In dieser Hinsicht sehe ich mich ein Stückweit in ihrer Tradition.

Wie geht es weiter – setzen Sie neue Akzente?

Jetzt schauen wir mal… Ich habe kein Ablaufdatum angepeilt. Ich möchte noch ganz viele Sachen ausprobieren. Es gibt einen Ideenpool, der voll ist, mehr möchte ich nicht verraten (schmunzelt).

 

Heute Sonntag, 16. Juli, 14 Uhr: öffentliche Führung durch die Ausstellung HOMEDRESS – VON WAND UND GEWAND

www.zeughausteufen.ch

 

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