Bestimmt ist es erlaubt, über eine Sachlage neue Erkenntnisse zu erhalten, einmal gefasste Meinungen zu revidieren und vor allem auch: gescheiter zu werden. Dies erfordert allerdings Weitblick im Denken und im Tun.
Gerade in Bezug auf die Kurztunneldiskussion in und rund um Teufen herum ist Weitblick gefordert. Denn: Weitblick ist die Fähigkeit, die naheliegenden Probleme zu übersehen. Dies sagte einst Wolfgang Eschker (geb. 1941), ein deutscher Aphoristiker. Deswegen ist es auch wesentlich, die Dinge in grösseren Zusammenhängen zu sehen und diese Dinge dann auch aneinanderzureihen.
Weshalb also nicht den Weitblick schärfen und damit dem Kurztunnel Zuspruch verleihen? Denn: es geht nicht um das Jetzt. Vielmehr geht es um die Generationen, welche unsere Zukunft und v.a. diejenige von Teufen prägen. Dies erfordert jedoch, dass wir uns auch konkret um die nachfolgende Generation kümmern, sie ernstnehmen und ihr etwas hinterlassen, auf das sie stolz sein kann. Auch der Gotthardtunnel wäre nicht entstanden, hätte damals Alfred Escher (1819-1882) nicht einen visionären Gedanken gehabt, gepaart mit Macherqualitäten, erbaulichem Charakter, ungemein vernetztem Denken sowie grosser Energie für die Zukunft: Den Gotthard-Tunnel würde es mutmasslich nicht geben.
Was jedoch den Kurztunnel in Teufen anbelangt, braucht es, nebst visionärem Gedankengut, ebenso Verantwortungsbewusstsein für die erwähnte nachfolgende Generation. Sie wird uns für den Weitblick danken. Auch die Appenzeller Bahnen haben ihre Verantwortung als öffentlicher Anbieter wahrzunehmen; mithin haben sie den Schlüssel in der Hand, indem sie nicht polarisieren, sondern echten Mehrwert zur Problemlösung beitragen. Denn: Weshalb eine Doppelspur durch Teufen bis gar nach Lustmühle? Will man den Individualverkehr gegen den Bahnverkehr ausspielen? Sind zwischen der Gemeinde Teufen und den Appenzeller Bahnen bereits Präjudizien geschaffen worden? Lassen wir uns gar von den Appenzeller Bahnen vorführen, indem sie unseren Dorfplatz verschandelt und vor allem das Gewerbe – die Lebensader einer Bevölkerung – reihum aus dem Dorfplatz vertreibt? Solche und weitere Fragen gehören auf eine Agenda von Problemlösungsrunden, und nicht Treffen von Rechtfertigungen und Stellungsbezügen. – Bestimmt gehört ein Zug in den Tunnel und eine Doppelspur nicht auf eine Hauptstrasse von unserem schönen Dorf.
Vergleicht man die Vor- und Nachteile des „Kurztunnels“ mit der nicht wirklich valablen Alternative „Doppelspur“, liegt es klar auf der Hand: Der Kurztunnel muss realisiert werden. Bereits im Vorfeld der seinerzeitigen Abstimmung der Tunnellösung ab Stofel vor zwei Jahren, wurden wir als Bürger und Einwohner von Teufen leider in die Irre geführt, bzw. es wurde uns weisgemacht: Kostenüberschreitungsgefahr, Steuerfusserhöhung, Nichtrealisierung von Investitionen, etc. Dies hatte beileibe nichts mit Weitblick zu tun, vielmehr mit Tunnelblick.
Die Gemeinde Teufen ist notabene das einzige Dorf im Appenzellerland, bei welchem das Unikum besteht, dass eine Bahn mitten durch seinen Dorfkern führt. Mit der Doppelspur wird diese Tatsache noch zementiert. Dies just in Teufen mit einem Dorfzentrum, welches, einmal richtig herausgeputzt, durchaus für den Wakker-Preis nominiert werden könnte. Dies aber nur dann, wenn besagter Weitblick konsequent angewendet und der Kurztunnel realisiert wird. – Zugunsten unserer nachfolgenden Generationen und zum Aufbruch.
Rolf Brunner, Lindenstrasse 5