Von den Erfahrungen anderer lernen: Teufner Delegation in einem Schulzimmer der neugebauten Sekundarschule Neukirch-Egnach.Hanspeter Spörri*Was macht man, wenn man ein neues Schulhaus plant? Man schaut zunächst, wie es andere gemacht haben. So kann man von Erfahrungen und Fehlern lernen, ohne sie selbst schon gemacht zu haben. Deshalb unternahmen kürzlich Mitglieder der „Arbeitsgruppe Sekundarschulhaus Teufen“ eine Exkursion.
Auf dem Besichtigungsprogramm standen: das 2009 fertiggestellte Oberstufenzentrum Buechenwald in Gossau, wo 220 Schülerinnen und Schüler in 12 Klassen unterrichtet werden; das 2016 bezogene Sekundarschulhaus in Neukirch-Egnach, das für 11 Klassen gebaut wurde; zudem die 2004 bezogene Kantonsschule Wil als Beispiel eines modernen Holzbaus.
Moderne Schulhausarchitektur: Oberstufenzentrum Buechenwald in Gossau.
Fazit: Die beiden neuen Sekundarschulhäuser zeigen exemplarisch, wie derartige Bauten heute gestaltet sein müssen: Mit ausreichend Gruppenräumen nebst den Klassenzimmern, zudem mit moderner Schulküche, praktischen Räumen für den gestalterischen und den Werkunterricht, einer multifunktionalen Aula, die nach Schulschluss auch Vereinen und der Öffentlichkeit dient.
Defizite…
Die wichtigste Frage: Was würden die Verantwortlichen bei einem zweiten Mal besser machen? Am einen Ort hat man festgestellt, dass der Pausenplatz zu wünschen übrig lasse, es zu wenig überdachte Bereiche gebe und die Platzverhältnisse zu knapp seien. Zudem hätte die Beziehung von Aussen-und Innenraum besser geplant werden sollen. Bei der Aula fehlt ein Office, die Schulküche ist zu weit entfernt.
Bewährter Holzbau: Innenhof der Kantonsschule Wil.… und Lehren
Am anderen Ort wird darauf hingewiesen, dass ausreichend Reserven für Unvorhergesehenes einzuplanen seien. Möglichst alle Benutzergruppen müssten in die Planung einbezogen werden. Wenn Anliegen und Wünsche nicht berücksichtigt werden können, müsse dies frühzeitig und vollständig kommunizieren werden, um Enttäuschungen zu vermeiden. Man hat dort zudem festgestellt, dass die Vorschriften für das öffentliche Beschaffungswesen die lokalen Betriebe benachteiligten. Es sei deshalb sinnvoll, frühzeitig zu überlegen, welche Arbeiten davon nicht betroffen seien. Für diese könnten gezielt einheimische Handwerker zur Offertstellung eingeladen werden.
Wesentlich ist, dass auch vermeintliche Details frühzeitig besprochen werden: Wie lassen sich die Fenster öffnen? Wie leistungsfähig ist die Lüftungsanlage und wie beeinflusst sie das Raumklima? Wie gut lassen sich Böden und Wände reinigen?
Von Seiten eines Hauswarts wurde darauf hingewiesen, dass die Lifttüren so breit sein sollten, dass Reinigungsmaschinen problemlos einfahren können. Die Schliessfächer für die Schülerinnen und Schüler sollten nicht zu klein geplant werden und am richtigen Ort stehen. Zudem müsse auch an Haken für nasse Jacken gedacht werden.
Die Lüftung verursacht Geräusche und in manchen Teilen des Hauses einen unangenehmen Zug.
Das Baumaterial hat Einfluss auf die Atmosphäre im und ums Haus: Der Holzbau der Kantonsschule Wil hinterlässt einen positiven Eindruck. Laut den Verantwortlichen hat er sich bewährt, die langsam verwitternde Fassade sei wartungsfrei. Beton kam gleichwohl zum Einsatz: für das Kellergeschoss und die vier tragenden Ecktürme mit den Nassbereichen.
Auch die beiden mit Beton gebauten Schulhäuser in Gossau und Neukirch-Egnach überzeugten gestalterisch. Während in ersterem eine kühle Ästhetik dominiert, wirkt das andere durch den Einsatz von Kirschholz warm.
Neuer Standort für die Sekundarschule
Teufen soll ein neues Sekundarschulhaus erhalten. Die beiden Schulhäuser im Hörli sind jetzt schon zu klein, das 1969 bezogene «neue Hörli» ist zudem sanierungsbedürftig, die Raumeinteilung ungeeignet für heutige Unterrichtsformen. Ein Neu- oder Ergänzungsbau in der benötigten Grösse ist am bisherigen Standort aus Platzgründen nicht zu verwirklichen. Deshalb wird nun ein Neubau auf dem gemeindeeigenen Grundstück nördlich des Hauses Lindenhügel, anschliessend an den Kunstrasenplatz geplant. Die Schülerzahlen werden ab dem Jahr 2020 steigen. Danach wird es bald einmal nötig sein, zwölf statt wie heute neun Klassen zu führen.
Fachberater gewählt
Die Arbeitsgruppe Sekundarschulhaus ist breit zusammengesetzt: Vertreten sind die politischen Parteien, der Elternrat, die Schulkommission, die Lehrerschaft. Präsidiert wird sie von Gemeinderätin und Baupräsidentin Pascale Sigg, Vizepräsidentin ist Gemeinderätin Ursula von Burg, Präsidentin der Schulkommission.
Kürzlich ist nun mit Martin Widmer auch ein erfahrener Fachberater gewählt worden. Widmer hat 1991 an der ETH Zürich das Architekturstudium mit dem Diplom abgeschlossen. Seit 2013 ist er Partner und Geschäftsstellenleiter der blumergaignat ag in St.Gallen. Zuvor führte er während 20 Jahren ein eigenes Architekturbüro in St. Gallen, zeichnete verantwortlich für diverse Wohn-, Industrie- und Geschäftsbauten, erarbeitete Machbarkeitsstudien und übernahm raumplanerische Aufgaben.
Bei einem Ja zum Projektierungskredit, über den am 4. März 2018 abgestimmt wird, begleitet Martin Widmer die Arbeitsgruppe bei der Vorbereitung und Durchführung des Architekturwettbewerbs. Aus diesem soll ein konkretes Projekt inklusive Kostenberechnung resultieren, über welches in einer weiteren Volksabstimmung zu befinden sein wird.
*Hanspeter Spörri begleitet die AG bei der Kommunikation