Für jemanden wie mich, der nicht in der Schweiz geboren wurde, ist die direkte Demokratie immer wieder absolut faszinierend. Es braucht zwar lange, eine Entscheidung herbeizuführen. Aber zumindest werden hierdurch alle Seiten einer Fragestellung intensiv beleuchtet und man selbst wird zum Nachdenken gebracht. In diesem Sinne schätze ich auch die derzeitige Kurztunneldiskussion sehr.
Allerdings gibt es auch Aspekte der Diskussion, die mich verwundern. Beispielsweise Parteien, die Parolen beschliessen, noch bevor alle Argumente dargestellt worden sind. Oder auch Beiträge, die dem Gemeinderat unterstellen, das Volk in der Vergangenheit bewusst nicht ausreichend informiert zu haben. Ich persönlich fand mich bei der Langtunnelabstimmung gut informiert und ich schätze es sehr, dass wir einen Gemeinderat haben, der auf die finanziellen Auswirkungen eines derartigen Grossprojektes hinweist. Mir ist ein für Finanzen verantwortlicher Gemeinderat, der auf bestehende Risiken hinweist und eine konservative Finanzplanung verfolgt, tausend Mal lieber als eine blauäugige Finanzpolitik mit nachfolgenden negativen Überraschungen.
Unsere Gemeinde ist aus meiner Sicht in der Vergangenheit recht gut mit dieser konservativen Politik gefahren und es ist für mich schwer verständlich, dass von mancher Seite argumentiert wird, dass hier angeblich dunkle Mächte im Hintergrund wirken, die dem Stimmbürger wichtige Informationen vorenthalten. Klingt nach einem schlechten Krimi, etwa „Die berüchtigte Teufener Doppelspurmafia unterwandert das Dorf“. Dies passt einfach nicht zu meinem Eindruck von einem Gemeinderat, der aus engagierten Teufener Familienvätern und Gewerbetreibenden besteht.
Letztendlich eint alle Beteiligten doch offensichtlich der Wunsch, unser Dorf für die Zukunft bestmöglich gestalten zu wollen. Und die Orientierungsversammlung der letzten Woche hat aus meiner Sicht sehr interessante Erkenntnisse gebracht. Insbesondere die Ausführungen von Kantonsingenieur Urban Keller waren für mich persönlich sehr erhellend. Ich habe mich danach zum Spisertor in St. Gallen begeben, um den Kreisel mit Bahnverkehr und die Strommasten anzuschauen. Meine ganz persönliche Schlussfolgerung ist, dass ein Kreisel – selbst mit zwei Bahngleisen – kein grösseres Problem darstellt und für Teufen sinnvoll ist. Und auch die Strommasten sowie die Tatsache, dass ich zukünftig das eine oder andere Mal hinter einer Tram durch Teufen fahren werde, halte ich persönlich für akzeptabel. Schliesslich ist es nun mal bei beiden Varianten eine Tatsache, dass durch Teufen weiterhin eine viel befahrene Kantonsstrasse führen wird, die auch grössere Fahrzeuge nutzen. Für die Vorstellung einer idyllischen italienischen Piazza fehlt mir vielleicht einfach die Phantasie – mit oder ohne Bahn.
Ich bin bereit, für die absehbare Möglichkeit, dass unsere Kinder in ein paar Jahren auf einem separaten Veloweg vom Dorf bis Stofel fahren können, diese aus meiner Sicht nicht einschneidenden Veränderung des Ortsbildes zu akzeptieren. Die derzeitige Situation, bei dem Schulkinder auf der einen Seite des Velos mit einem recht schnell fahrenden Zug in Gegenrichtung konfrontiert sind und auf der anderen Seite des Velos von einem Auto mit 50 km/h überholt werden, ist aus meiner Sicht sehr gefährlich. Dazu kommt noch die Aussicht auf einen oft geschlossenen Schrankenwald im Umfeld des Spars und die abzusehende Verzögerung der Umsetzung.
Eigentlich würde ich die Umsetzung gerne noch erleben. Ich würde daher selbst bei identischen Kosten derzeit für die Doppelspur stimmen. Nicht weil ich von der Option begeistert bin, sondern einfach, weil ich sie nach Abwägung gerade der Sicherheitsfaktoren für die akzeptablere Lösung halte.
Thorsten Truijens
Oberes Eggli 5
9053 Teufen