Es ist gute Praxis, sich als Alt-Politiker nach Niederlegung der Ämter mit öffentlichen Äusserungen zurückzuhalten, respektive ganz zu schweigen. Diesem Grundsatz blieb ich vierzehn Jahr lang treu. Heute erlaube ich mir, eine einzige Ausnahme zu machen. Die bisher unerklärliche Zurückhaltung des Gemeinderates und dessen Präsidenten, sowie das Schweigen der politischen Gruppierungen, haben mich zu diesem Schritt bewogen. Während das Initiativkomitee aggressiv und teilweise mit falschen Behauptungen plakativ für die Kurztunnelvariante weibelt, mit einem finanziellen Aufwand, den man in Teufen noch kaum erlebt hat, hält sich der Gemeinderat, der die Doppelspurvariante mit 9:0 Stimmen befürwortet hat, vornehm zurück. Als gewählter Politiker, gewählte Politikerin, muss man bei einer so eminent wichtigen Vorlage Stellung beziehen und für die bessere Lösung kämpfen, auch wenn man mit Gegenwind rechnen muss.
Die Tunnelbefürworter von heute sind die Tunnelbefürworter von gestern. Ein Teil des heutigen Initiativkomitees sass vor rund 20 Jahren im Gemeinderat, als dieser den Tunnel noch grossmehrheitlich befürwortete. Sie mussten in der Folge eine bittere Abstimmungsniederlage einstecken und der Tunnel wurde begraben. Aber: „Totgesagte leben länger“, dieser Spruch trifft auch auf den Teufner Tunnel zu. Obwohl sich das Teufner Stimmvolk jedes Mal, letztmals 2015, deutlich gegen einen Tunnel mit unterirdischem Bahnhof ausgesprochen hat, zwängeln die gleichen Leute weiter, sie haben ihre Niederlagen nicht überwunden. Die Doppelspurvariante, die von dutzenden Fachleuten ausgearbeitet und optimiert wurde, wird von diesen verkehrstechnischen Laien des Initiativkomitees schlecht geredet. Die Argumente für den Tunnel sind währenddessen immer noch die alten und keinen Deut besser als in der Vergangenheit. Die Kurztunnelvariante ist sogar deutlich schlechter als die 2015 verworfene Tunnelvariante, weil weder der „Engpass Elektro Nef“ noch die Situation „Spar“ zwischen dem Einlenker der Schützenbergstrasse und dem Werdenweg gelöst wird. Warum sollten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger also nun plötzlich einem Tunnel zustimmen?
Während die Kurztunnelvariante nur eine Teillösung für den Dorfkern darstellt, handelt es sich bei der Doppelspurvariante um eine ausgereifte Gesamtlösung für ganz Teufen. Mit dem Kurztunnel würde die endlich greifbare Gesamtlösung verhindert. Wollen wir das? Auch sind die Argumente gegen den Tunnel die gleichen geblieben, z.B.: Unterirdischer Bahnhof, wie in einer Grossstadt; sehr grosse Kosten für die Gemeinde, die vielleicht zu einer Steuererhöhung führen könnten; unabwägbare Folgekosten an Liegenschaften, die beim Tunnelbau durch Erschütterungen beschädigt würden, da nur relativ wenig Überdeckung vorhanden wäre.
Der Gemeinderat von heute hat aus der Vergangenheit gelernt und sich einstimmig hinter die zukunftsorientierte, sinnvoll optimierte Doppelspurvariante gestellt. Die auf Kosten von allen Teufnerinnen und Teufnern allfällig zu realisierende Kurztunnelvariante wäre im Wesentlichen lediglich ein Gewinn für wenige Liegenschaftsbesitzer im engeren Dorfkern, nicht aber für das Gemeinwesen als Ganzes. Dieses profitiert am meisten von der viel kostengünstigeren Verkehrsberuhigung durch die Doppelspurvariante, von der ganz Teufen profitiert. Ich hoffe sehr, dass in Teufen kein riesiger Fehler gemacht wird, und diese Grossstadtvariante nun wirklich zum allerletzten Mal bachab geschickt wird.
Manfred Eugster, Alt-Gemeinderat und Alt-Kantonsrat