Zur Kristallhöhle Kobelwald

10.09.2023 | TPoscht online
wanderung_kristallhöhle (18)

Heiss wie im Sommer ist es an diesem 7. September im St. Galler Rheintal. Entsprechend schweisstreibend ist der Aufstieg bereits morgens um 10 Uhr. Abkühlung auf 8 Grad gibt es dann in der Kristallhöhle Kobelwald. Danach führen die Wege hauptsächlich bergab und eben aus, Richtung Eichberg und Altstätten.

Sepp Zurmühle

Die Schweiz erlebt einen heissen Spätsommer 2023. Bis über 30 Grad sind heute angesagt.

Mit den Appenzellerbahnen geht’s via Gais nach Altstätten und mit dem Rheintalbus bis Oberriet Hirschensprung, wo wir nach weniger als einer Stunde bereits ankommen.

Vom Hirschensprung

Wir steigen aus dem Bus und haben den eindrücklichen Einschnitt zwischen den beiden Felsmassen direkt vor unseren Augen. Mittendurch führt die Strasse von Oberriet nach Rüthi SG.

Funde aus der Jungsteinzeit, ca. 5’500 Jahre vor Christus, belegen die Wichtigkeit dieses Durchgangs. Während Jahrtausenden war es die einzig sichere Verbindungsweg auf der linken Seite des Rheins.

Erst die Rheinkorrektur ab 1900 ermöglichte den Bau der Strasse und später der Eisenbahn dem Rhein entlang. Dieses Gebiet war zuvor, mit seinen verheerenden Überschwemmungen, eine grosse Gefahr für die Bevölkerung und Reisende.

Im Frühmittelalter war der Hirschensprung zudem die Grenze zu Churrätien und gleichzeitig Sprachgrenze zwischen dem alemannischen und rätoromanischen Gebiet. Noch heute lässt sich diese Sprachbarriere in den unterschiedlichen Dialekten der beiden Gemeinden Oberriet im Norden und Rüthi im Süden feststellen.

Hinauf und in die Kristallhöhle

Ab dem Weiler Rehag geht’s sofort recht steil den Hang hinauf. Für die meisten ist es ein gefühlter «Kaltstart» an diesem immer wärmer werdenden Vormittag. Der Weg bis zur Kristallhöhe ist zwar nur ca. 2.5 km lang. Wegen den gut 250 Höhenmetern und der überdurchschnittlichen Wärme wird er letztlich doch zur Herausforderung, v.a. für diejenigen unter uns, deren Herz etwas mehr Blut zu den Lungen pumpen muss.

Oben angekommen erwartet die Gruppe zum Glück ein schattiger Picknickplatz mit genügend Sitzgelegenheiten. Nach und nach entweicht auch die Hitze aus dem Körper.

Das ist doppelt von Vorteil, denn nach dem Mittagessen gehen zwei Drittel der Teilnehmenden 128 Meter weit ins Berginnere. Dort beträgt die Temperatur ganzjährig zwischen 8 und 9 Grad. Im Vergleich zur heutigen Aussentemperatur sind dies rund 20 Grad weniger.

Jene die möchten, bekommen einen Schutzhelm. Eveline Obrist führt die Gruppe durch den Berg. In breitestem Rheintaler Dialekt, den sie uns mit Stolz präsentiert und mit einer grossen Prise Humor bespickt, erzählt sie enthusiastisch und engagiert viel Wissenswertes über die Höhle und ihre Geschichte. Leider wurden bis 1934, bevor die Höhle unter Schutz gestellt wurde, viele grössere Kristalle weggeschlagen. Viele sollen damals zu Pulver zermahlen und zur Herstellung von Putzmitteln beigefügt worden sein. Die Art Kristalle, die in der Höhle Kobelwald zu finden sind, können nicht zu Schmuck verarbeitet werden.

Ein kleiner Bach fliesst durch die Höhle. Bei Hochwasser sind die Stege unter Wasser, erzählt Eveline. Woher jedoch das Wasser genau kommt, ist bis heute nicht bekannt. Doch es soll «unglaublich gesund» sein. Nur schon die Anwesenheit in der Höhle entfalte seine Wirkung, erzählt Eveline und glättet ihr Gesicht mit einem Augenzwinkern. Früher konnte man im Dorf unterhalb der Höhle, in Kobelwald, das Höhlenwasser trinken und darin baden: ein wahrer Jungbrunnen.

Durch stetes Tropfen bilden Kalkablagerungen an der Decke über Jahrtausende, nach unten wachsende Mini-Stalaktiten und am Boden darunter Stalagmiten. Sogar kleine Grünpflanzen wachsen an gewissen Stellen der Höhle. Die Samen wurden mit den Schuhen in die Höhle getragen. Die zeitweilige Beleuchtung durch die Spots genügt ihnen zum Leben. Natürliches Licht dringt keines ins Höhleninnere.

Nach 128 Metern und drei verschiedenen «Sälen» endet unsere Expedition vor einer kleinen Gittertüre. Ab hier dürfen nur noch «Profis» weitergehen, bzw. tauchen, u.a. durch einen zwölf Meter tiefen Siphon. Die Höhle ist weitere 500 Meter weit erforscht und doch werden ab und zu neue Gänge entdeckt.

Rückweg nach Altstätten

Nach der Kristallhöhle führt der Weg noch ein paar Hundert Meter bergauf und danach talwärts via Fuchsplatz, Hard, Oberau nach Eichberg Post. Diese 4 km sind weniger anstrengend und doch setzt die Hitze zu. Alle besteigen den Rheintalbus. Jene, die sich für die kurze Variante entschieden haben, bleiben bis Altstätten sitzen.

13 Hartgesottene verlassen den Bus bereits in Hinterforst Oberrüti und marschieren in einer Stunde nach Altstätten. Noch einmal geht es zuerst den Hang hinauf, bevor der Höhenweg erreicht ist; von wegen: flaches Rheintal…

Die Hitze setzt allen zu. Doch sie werden immer wieder entschädigt durch eine herrliche Aussicht und schöne Wege. Kurz vor Altstätten reicht die Zeit, um in der schmucken Forstkapelle (gegründet 1477), oberhalb des Städtchens, eine Kerze anzuzünden und die herrliche Aussicht ins Rheintal und auf Altstätten hinunter zu geniessen. 200 Meter vor dem Ziel lassen es sich einige nicht nehmen ihr Gesicht und die Arme mit kühlem Brunnenwasser zu benetzen.

Für einige geht dann die Reise mit der Bahn zurück. Die meisten jedoch geniessen vorher ein kühles Getränk und den gemeinsamen Austausch im Appenzellerhof.

Über die Schlucht

Gemäss Sage wurde ein Hirsch von Jägern verfolgt. Ein mutiger Sprung über den schluchtartigen Einschnitt zwischen dem Blattenberg im Osten und dem Bismer im Westen soll ihm das Leben gerettet haben. Auf dem Wappen von Rüthi ist dieser «Hirschensprung» sehr schön überliefert.


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