„Autos waren vorgefahren, und eine Gruppe von Männern in Anzügen trugen Aktenmaterial aus einem Appenzeller Haus – heute Nachmittag herrschte Hektik in einer ruhigen Nebenstrasse des 6000-Einwohner-Orts Teufen AR.“
So berichtete gestern Donnerstag Tagesanzeiger.ch/Newsnet (TA) über eine Hausdurchsuchung auf dem privaten Anwesen von Fedor Radmann, der seit 2007 in Teufen wohnt. In der Märzausgabe 2009 der Tüüfner Poscht wurde der Neuzuzüger als Tüüfner Chopf porträtiert. Der bekannte Sportberater gilt als Vertrauter von Franz Beckenbauer.
Gestern Donnerstag gab es nach Informationen des TA gleichzeitig acht Hausdurchsuchungen, wobei deutsche und österreichische Ermittler mit den Schweizer Behörden zusammenarbeiteten.
Im Mittelpunkt der seit 6. November 2015 laufenden und erst jetzt bekannt gewordenen Untersuchung stehen neben Franz Beckenbauer drei weitere Ex-Spitzenfunktionäre: Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst Rudolf Schmidt. Der Verdacht lautet auf Betrug, ungetreue Geschäftsbesorgung, Geldwäscherei und Veruntreuung, dies im Zusammenhang mit der Vergabe der Fussball-WM 2006 nach Deutschland.
Franz Beckenbauer hatte gemäss TA „juristisches Fehlverhalten“ bisher stets von sich gewiesen und unterstützt laut einer Erklärung seiner Anwälte die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft.
Die Bundesanwaltschaft (BA) ermittelt auch gegen Fedor Radmann, wie ein Sprecher gegenüber dem TA bestätigte. Radmann amtete zeitweise als Vizepräsident des WM-OKs. Welche Rolle er im Zusammenhang mit den Untersuchungen spielt, geht aus den Berichten nicht hervor – es gilt die Unschuldsvermutung.
Gemeinde war informiert
Die Hausdurchsuchung in Teufen wurde durch einen Vertreter der Gemeinde begleitet, wie der interimistische Gemeindepräsident Markus Bänziger auf Anfrage des Regionaljournal Ostschweiz von Radio SRF heute Morgen sagte: „Wir haben letzte Woche eine Anfrage erhalten und sind informiert worden, wir müssten eine Amtsperson zu einer gewissen Zeit zur Verfügung stellen, welche mit den Untersuchungsbehörden an einer Hausdurchsuchung im Gemeindegebiet von Teufen dabei sein wird.“ Über die Details der Untersuchung sei man aber nicht informiert worden.
Fedor Radmann war zwei Jahre nach seinem Zuzug nach Teufen in der Tüüfner Poscht 2/2009 porträtiert worden. Er erzählte, wie er per Zufall auf das freigewordene Appenzellerhaus im Tobel aufmerksam geworden war, das er 2007 mit seiner Frau Michaela bezog. Seine Familie fühle sich hier rundherum wohl, und er lobte die Teufner für ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.
TP
