
Erich Gmünder
Ein unscheinbares Strässchen führt ausgangs Teufen kurz vor der Haslenbrücke rechts ins Tobel hinunter. Von weitem sieht man nur zwei Kräne. Roland Schmitt empfängt uns in seinem Büro in einer kleinen Baubaracke. Er steigt mit uns über diverse Weglein, Treppen und Leitern hinunter in den Steinbruch.
Überall liegen kleine und grössere Felsquader, wie Spielzeugklötze verstreut. Wir machen einen Zwischenhalt auf einer ebenen Fläche. Man fühlt sich wie auf einer Bühne. Der Boden ist leicht gewellt. Der Sandstein wird horizontal und vertikal quasi wie eine Hochzeitstorte von oben nach unten zerschnitten und in Blöcke aufgeteilt. War das früher vor allem Handwerk, indem Löcher gebohrt und Keile hineingetrieben wurden, um den Felsen aufzusprengen, (in Steinhauersprache: indem man mit dem Zweispitz Schrotgraben ausgehauen hat und im Schrot mit Keilen die grossen Blöcke gelost wurden), werden dafür heute die Blöcke mittels Wasser, Schrämmmaschine und Seilsäge aus dem Felsen geschnitten.
Der Teufner Sandstein, 1928-1936 und auch 2008 wieder bei der Renovation der Kathedrale St. Gallen verwendet, wird heute für verschiedene Zwecke gebraucht. Die schönsten Stücke werden auch heute noch für künstlerische Zwecke hergerichtet. So bearbeitete der Teufner Bildhauer Mike Bauer vor Ort einen Block, der nun als steinerne Ruhebank das Bahnhofpärkli verschönert.


Doris Müller…
…gestaltete für die Lesegesellschaft das Neujahrsblatt 2005 zum Thema Teufner Sandstein. «Für meine Arbeit besuchte ich den Steinbruch mehrere Male – und war immer wieder fasziniert von diesem mystischen Ort, dessen Stimmung sich je nach Witterung und Lichteinfall total veränderte, so dass ich mir manchmal wie in einer Kathedrale vorkam.
So intensiv wie hier habe ich das Vogelgezwitscher, aber auch das Echo der eigenen Stimme noch selten erlebt. Ein Erlebnis war nur schon der Weg, über unzählige Weglein, Leiterchen und Treppen bis hinunter zum rauschenden Bach. Und dann die riesigen Steinblöcke in allen Grössen, einfach eine Wucht.»
Michael Bauer…
…bearbeitete 2011 vor Ort im Steinbruch die Ruhebank, die heute im Bahnhofpärkli steht. «So mitten in der Natur, ungeschützt vor Sonne, Regen und Wind, habe ich noch nie gearbeitet. Der Arbeitsplatz war für meinen Lehrling und mich immer wieder ein neues Erlebnis.
Der Teufner Sandstein ist ein sehr lebendiges Material, das viele – manchmal auch unangenehme – Überraschungen in seinem Innern birgt, die man einem grossen Quader von aussen nicht ansieht. Da kann es passieren, dass eine poröse Stelle zum Vorschein kommt, die alle Pläne über den Haufen wirft. Das setzt gewisse Grenzen. Aber es ist schon etwas Besonderes, einheimischen Stein bearbeiten zu dürfen.»
Paul Studach, der frühere Inhaber des Reise- und Transportunternehmens, geboren 1917, mag sich noch an seine Jugendjahre erinnern, als im Steinbruch Lochmüli die Quadersteine zugehauen wurden, die 1928-36 für die Renovation des Klosters St. Gallen benötigt wurden. «Für die Abfuhr der Steine mit Ross und Wagen durch die Fuhrhalterei Guyer in St. Gallen stand an der Haslenstrasse ein hölzernes Podest, wo die bereitliegenden Steine zwischengelagert wurden. Mit einem auf Bahngeleisen stehenden Schrägaufzug wurden sie vom Steinbruch herauf transportiert. Vermutlich wurde dieser von einem mit Petrol oder Benzin betriebenen Motor angetrieben. Unten im Tobel stand noch die ehemalige Lochmüli (gemäss Werner Holderegger 1972 abgerissen), ein Wohnhaus mit Schmiede, da die Steinmetz-Werkzeuge dauernd geschärft werden mussten. Dieses Gebäude war damals schon 100 Jahre alt. Dort war auch ein Verladeplatz für Pferdefuhrwerke, welche für die Abtransporte vier- oder sogar sechsspännig angeschirrt wurden. Ab Ende 1903 befasste sich auch mein Vater mit Steintransporten vom Steinbruch Lochmüli nach St. Gallen und Herisau. Sandstein war damals gefragt, als Sockel für die Jugendstilhäuser. Der Transportpreis betrug bis etwa 1908 /1909 für einen Vierspänner nach St. Gallen zwischen 15 und 18 Franken pro Fuhre, nach Herisau 20 Franken.»Quader-Stein-Transporte ab Sandsteinbruch Lochmühle Teufen.
Teufner Sandstein einst berühmt
Einer der führenden Männer beim Bau der Kathedrale St. Gallen in den Jahren 1755–1769 war der Freiburger Künstler Johann Christian Wenzinger (1710–1797). Er weilte 1757 persönlich vor Ort im Steinbruch bei Teufen, um geeignete Sandsteinblöcke für die Fassadenfiguren der neuen Kathedrale auszuwählen. Davon zeugt ein entsprechender Vertrag mit dem Steinbrecher Bartholomäus Weiss. Ob es sich um die Lochmüli oder einen anderen Steinbruch handelte, geht aus den Dokumenten nicht hervor. Die Transportlogistik war damals schon das grösste Problem. Um ihr Gewicht für den Transport zu reduzieren, wurden sie noch im Steinbruch «bossiert» (vorbehauen). Insgesamt 19 Blöcke wurden dann im folgenden Winter auf Schlitten nach St. Gallen geführt. Johann Christian Wenziger, Leben und Werk, Katalog zur Ausstellung, 2010, St. Gallen